In der Reihe „Ama-Zone“ grübelt Tina Plewinski über die vielfältige Welt von Amazon: über Vor- und Nachteile des Online-Riesen, neue Entwicklungen, trendige Hypes, die unablässigen Machtbestrebungen des Konzerns und – im aktuellen Teil dieser Reihe – über die Eroberung des mobilen Lebensbereichs.
In der vergangenen Woche hat Amazon wieder einmal ein neues Gerät aus der hauseigenen Tech-Schmiede nach Deutschland gebracht: Mit dem hiesigen Start von Echo Auto wird es deutschen Kunden ab sofort noch einfacher gemacht, die Sprachassistentin Alexa nachträglich in das eigene Auto zu komplimentieren. Indem das kleine Gerät dort über Aux oder Bluetooth mit dem System des Fahrzeugs verbunden wird, kann die digitale Helferin dann in gewohnter Weise das Leben ihrer Nutzer bereichern.
Was daran nun so besonders sein soll? Nun. Es ist ein Schritt Richtung Zukunft. Und ein weiterer Schritt, um die umfassende und flächendeckende Verbreitung der eigenen Assistentin weiter voranzutreiben.
Alexa hilft dort, wo sie gebraucht wird – überall
Genau wie in den eigenen vier Wänden auch, kann Alexa über Echo Auto etwa Musik und Hörbücher abspielen, Nachrichten vorlesen, Fragen beantworten oder To-do-Listen bestücken. Wohin die Autoreise mit Alexa perspektivisch geht, zeigen allerdings andere Features: In den USA kann man etwa seine Tankfüllung schon mit Alexa bezahlen. Auch den Weg zum nächsten Supermarkt findet die digitale Helferin. Oder sie dreht schon mal die Heizung ein paar Grad wärmer, wenn man auf dem Weg nach Hause ist.
All dies sind nicht nur einfache Spielereien, sondern Funktionen, die in einem gut vernetzten Zuhause und Auto einen echten Mehrwert schaffen. Und das ist eben das Geheimnis des Erfolgs: Amazon bindet die Kunden, indem das Unternehmen ihnen Lasten abnimmt, ihnen den stressigen Alltag komfortabler macht und ihnen das Gefühl gibt, Alexa wirklich zu brauchen. Eben nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern überall.
Amazon Echo Auto: ein Trojanisches Pferd?
Das Handelsblatt urteilte jüngst in einem Beitrag über das neue Auto-Gadget: „Für Menschen, die Amazons smarte Geräte schon zu Hause nutzen, ist die neue Box ein Gewinn. Aus Sicht der deutschen Autoindustrie ist sie ein trojanisches Pferd.“ Hintergrund dieser These ist, dass der Kampf im Bereich der Autosoftware ein Milliardengeschäft ist und sich Amazon als direkter Konkurrent der Automobilsysteme ein großes Stück vom Kuchen sichern will.
Ich denke allerdings, dass der Vergleich mit dem Trojanischen Pferd ein wenig hinkt: Mithilfe des sagenumwobenen Holzpferdes, das als Versteck diente, gelangten die griechischen Soldaten laut Mythologie bis hinter die Tore Trojas. Auf diesem Weg gelang schließlich die Zerstörung der Stadt. Der Krieg war gewonnen. So weit zur Geschichte. Doch die List um das Trojanische Pferd basiert auf Tarnung und Täuschung. Und das – so denke ich – liegt Amazon durchaus fern.
Amazon Echo Auto: ein Verkaufsargument!
Jeder, der auch nur mit einem halben Fuß im E-Commerce zu Hause ist, weiß um die Machtbestrebungen von Amazon; um das Streben nach Expansion, Größe, Dichte, Omnipräsenz. Das hat nichts mit Täuschung zu tun! Es gibt mittlerweile Autohersteller, die sich dazu entschließen, Alexa werkseitig in ihre Fahrzeuge zu integrieren. Dabei müssen sie sich bewusst sein, welchen Handel sie damit eingehen. Natürlich strebt Amazon dabei eigenen Interessen entgegen! Natürlich geht es um die Verankerung von Alexa im Alltag der Autofahrer. Aber im Gegenzug dürfen die Hersteller eben auch von Amazons Namen, Reichweite und herausragendem Image bei den Kunden profitieren.
Wenn Autohersteller an modernen Hightech-Systemen für ihre Fahrzeuge tüfteln, hinken sie Amazon zumeist um Jahre hinterher – nicht etwa, weil die Systeme an sich nichts taugen. Keineswegs. Doch aus einem ganzheitlichen Betrachtungspunkt heraus, dürfte Amazon einfach die Nase vorn haben. Ein Autohersteller weiß nichts von den individuellen Gewohnheiten, Vorlieben und Wünschen der Fahrer. Wie auch?! Amazon hingegen kann anhand gesammelter Daten nicht nur sagen, welche Bücher die einzelnen Fahrer gern lesen, welche Kleidergröße sie tragen oder welche Putzmittel sie verwenden; Amazon weiß im Idealfall auch, welche Filme sie mögen oder (anhand Alexa-gesteuerter Lampen) etwa, wann sie abends nach Hause kommen. Ein solcher Wissensvorsprung ist beim Thema vernetzter Technik eben unbezahlbar.
Hinzu kommt der Fakt, dass Menschen auf das Bekannte vertrauen. Und Alexa dürfte mittlerweile vielen Menschen bekannt und vertraut sein. Mit dem neuen Gerät Amazon Echo Auto gewöhnt Amazon die Kunden jedenfalls langfristig daran, dass Alexa nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs, auf dem Weg in den Supermarkt, ins Büro oder im Urlaub immer mit dabei ist. Eine werkseitige Integration von Alexa könnte dann für die Kunden schließlich bei der Wahl des nächsten Autos das Zünglein an der Waage sein. Eine anvisierte Kooperation von Amazon mit den Automarken ist daher kein Täuschungsmanöver, sondern eine Strategie, die durchaus ihre Berechtigung hat.
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