Sie heißen Bitcoin, Ethereum oder Ripple, sind mehr wert als viele Volkswirtschaften und verdoppeln oder halbieren ihre Marktkapitalisierung gern einmal innerhalb weniger Tage: Kryptowährungen. Die digitalen Währungen erobern die Finanzmärkte spätestens seit 2009, als Bitcoin auf den Plan trat, und wirbeln die Branche seitdem gehörig auf. Laut Coinmarketcap liegt die Marktkapitalisierung (rechnerischer Gesamtwert aller im Umlauf befindlichen Kryptos) aller Kryptowährungen zusammen (Die Webseite zählt mehr als 5.200 Stück) bei 1,64 Billionen (!) Euro. Diese Zahl ist mit Vorsicht zu genießen, denn sie gibt den Stand vom 25. Mai 2021 wieder. In wenigen Wochen und selbst innerhalb einiger Tage kann es zu Verschiebungen in Milliardenhöhe kommen.
Denn Kryptowährungen sind nicht nur wahnsinnig wertvoll, sie sind auch wahnsinnig volatil. Das heißt, die Preise und Kurse schwanken innerhalb kurzer Zeitspannen enorm. Darum muss man sich sehr genau überlegen, ob, wie und in welchem Umfang man sich in den Kryptomarkt begibt. Und wie immer ist es auch lohnenswert, überhaupt zu wissen, womit man es zu tun hat. Darum sollen an dieser Stelle die Grundbegriffe geklärt werden, die bei Kryptowährungen eine Rolle spielen. Welche gibt es? Wo und wie handelt man damit? Kann ich mit Bitcoin bezahlen? Was heißt eigentlich „Hodl“? Und was spielt überhaupt Elon Musk für eine Rolle?
Was ist eine Kryptowährung?
„Kryptowährung“ ist grundsätzlich erst einmal der Oberbegriff für digitale Zahlungsmittel. Es sind keine Währungen – wie Euro oder US-Dollar – im eigentlichen Sinne. Kryptowährungen basieren auf Blockchains (siehe unten) oder digitalen Signaturen und sollen unabhängig und sicher sein. Die Idee dahinter: Digitalen Zahlungsverkehr ohne zentrale Instanzen wie Banken zu ermöglichen. Kryptowährungen sollen eine festgelegte Anzahl an Währungseinheiten haben. Es ist also vorher festgelegt, wie viele Coins einer Währung es gibt. Bei Bitcoin sind das etwa 21 Millionen. Außerdem sind sie dezentral aufgebaut, das heißt, dass nicht eine Partei die Produktion bestimmen kann.
Diese beiden Punkte sind allerdings zu relativieren. Nicht alle Kryptos haben eine festgelegte Obergrenze wie Bitcoin. Bei einigen pendelt sich die Obergrenze in einem gewissen Korridor zwar ein, die Dogecoin aber hat zum Beispiel gar keine festgelegte Obergrenze. Und auch nicht alle Kryptos sind so dezentral angelegt wie es eigentlich vorgesehen ist. Ripple Labs hält zum Beispiel 80 Prozent von Ripple und hat einen dementsprechend großen Einfluss. Außerdem wichtig: Kryptowährungen besitzen keinen intrinsischen Wert, sie funktionieren erst dann, wenn alle Beteiligten genug Vertrauen in das Produkt haben und wenn die im Umlauf befindliche Menge begrenzt ist.
Die Blockchain
Die Blockchain ist quasi das Fundament, auf dem Kryptos arbeiten. Es handelt sich um eine Art „kollektives Buchführungssystem“. Verschlüsselte Informationen über alle Transaktionen (Die Blockchain vergisst nicht) sind in Datenblöcken enthalten. Diese liegen nicht auf einem zentralen Server, sondern auf vielen Rechnern. Die Blockchain ist die Datenbank. Jeder Nutzer kann Rechenleistung zur Verfügung stellen, um die Kette weiterzuführen und enthält dafür Währungseinheiten der jeweiligen Kryptowährung, meist Coins oder Tokens genannt. Dieser Vorgang ist das Kryptomining (englisch für „schürfen“ oder „fördern“). Einmal in der Blockchain festgeschriebene Transaktionen sind nicht mehr veränderbar – weil sie dadurch abgesichert werden und vor allem, weil einzelne Coins oder Tokens so nicht mehrfach benutzt werden können. Durch die Blockchain-Technologie sind Vermittlungsinstanzen wie Banken zur Verifizierung von Zahlungen nicht mehr nötig. Dadurch kann man mit den Kryptowährungen zumindest theoretisch weltweit, schnell, pseudonym und unreguliert bezahlen, was erklärt, warum der Hype um Kryptowährungen auch mit ihrem frühen Einsatz im Darknet zusammenhängt.
Wie werden Kryptos gehandelt?
Um an eine Kryptowährung wie Bitcoin zu gelangen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum Einen lassen sie sich wie erwähnt durch Kryptomining generieren. Dieser Vorgang sorgt mittlerweile aber für starke Kritik an der Branche, wie etwa das Manager Magazin analyisert. Ohne an dieser Stelle zu sehr auf die technischen Details einzugehen: Das Mining ist sehr aufwändig, der eigene Heimrechner dabei eher ein kleiner Tropfen auf den großen heißen Stein. Grafikkartenhersteller werben für ihre ultrateuren High-End-Modelle mittlerweile sogar damit, dass ihre Karten dafür geeignet sind. Mining verbraucht hohe Mengen an elektrischer Energie und ist äußerst umweltfeindlich. Darum machte Tesla zum Beispiel die Entscheidung rückgängig, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren.
Zugänglicher für Menschen ohne Industrierechner in der Garage ist die Möglichkeit, Kryptos zu kaufen oder zu tauschen. Auf Kryptobörsen wie Coinbase, Binance oder Kraken können die Währungen gegen reguläres Geld gekauft werden und auch verkauft oder getauscht werden. Auch die normale Börse lässt mittlerweile in einige Kryptos investieren. Verwalten kann jeder Besitzer seine Kryptos in sogenannten Wallets. Wie die funktionieren, welche es gibt und warum es wichtig ist, seine Passwörter nicht zu verlieren, hat Bitpanda anschaulich zusammengefasst.
Welchen Stellenwert Kryptowährungen mittlerweile haben, zeigt sich an der Tatsache, dass es immer mehr Möglichkeiten gibt, mit ihnen zu bezahlen. Grundsätzlich ist das nämlich möglich, für den kleinen Händler um die Ecke aber wahrscheinlich zu aufwendig und zu unsicher. Es gibt aber bereits Online-Shops, die Bitcoin akzeptieren. PayPal bietet den Checkout mit Krypto bereits seinen US-Kunden an. Als Tesla ankündigte, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, stieg der Kurs der Währung rasant an.
Der Wegbereiter: Bitcoin
Bitcoin ist die bekannteste und wertvollste Kryptowährung der Welt. Derzeit (Stand: 25. Mai 2021) ist eine Bitcoin fast 40.000 Euro wert. Noch wenige Wochen zuvor war sie fast doppelt so viel wert – das Thema Volatilität sehen wir uns weiter unten noch etwas genauer an). Bitcoin ist quasi die Mutter aller Kryptos. Aufgrund ihres hohen Marktanteils werden alle weiteren Vertreter auch gern „Altcoins“ genannt, also „Alternative zu Bitcoin“. Entwickelt hat die Währung Satoshi Nakamoto (ein Pseudonym) bereits 2007, 2009 wurde sie veröffentlicht. Im Frühjahr 2021 befinden sich knapp 19 Millionen Bitcoins im Umlauf. Obwohl die Maximalversorgung nur 21 Millionen beträgt, wird diese Marke voraussichtlich erst im Jahr 2140 erreicht werden, da das Mining von Bitcoins mit jedem neu verfügbaren Coin immer mehr Rechenleistung verlangt.
Der Witz: Dogecoin
Die derzeit wohl spannendste Kryptowährung ist eigentlich ein Witz. 2013, als der Kryptoboom einen ersten Höhepunkt erreichte, hatten die Programmierer Billy Markus und Jackson Palmer eine Idee: Grundlage war das berühmte Meme eine Shiba-Inu-Hundes, der nicht buchstabieren kann. Das Meme inspirierte die Programmierer zur Parodie aller Kryptowährungen, die auf den Markt gespült wurden – die Dogecoin (Doge als falsche Schreibweise für Dog) war geboren. Diese sollte eigentlich bewusst nutzlos sein und aufzeigen, wie wertlos Kryptowährungen sind. Lange Zeit war Dogecoin auch ziemlich nutzlos, über Jahre lag der Wert nur bei einem Bruchteil eines Dollar-Cents. Die Erfinder wendeten sich bald von ihrer Währung ab, 2015 verkaufte Markus seine Coins.
Doch Ende 2020 ist aus dem Spaß mehr geworden. Am 20. Dezember twitterte Tesla-Gründer Elon Musk:„One Word: Doge“. Und seitdem steigt der Kurs der Dogecoin quasi kontinuierlich. Immer neue Musk-Tweets befeuern die Entwicklung, die Währung hat ihren Kurs in einem halben Jahr um Tausende Prozent erhöht und steht aktuell bei etwa 0,40 US-Dollar. Die einstigen Erfinder finden das gar nicht so lustig und weisen auf die Unsicherheit hin. In einem Brief an die Community schrieb Billy Markus bezüglich der Programmierung von Dogecoin: „Der Großteil der Zeit ging dafür drauf, den Client so zu verändern, dass die Schrift in Comic Sans ausgespielt wurde“. Echte Fans lassen sich von der Hunde-Währung aber nicht abbringen: Jüngst wurde eine Petition ins Leben gerufen, Dogecoin als Zahlungsmittel bei Amazon zu akzeptieren. Unterzeichnet haben diese mittlerweile 230.000 Menschen!
Wertschwankungen
Die Risiken, viel Geld mit Dogecoin zu verlieren sind real, denn genauso schnell wie die Währung steigt, kann sie auch wieder fallen. Als die chinesische Notenbank Mitte Mai ankündigte, Kryptowährungen nicht zuzulassen, halbierte sich der Dogecoin-Kurs – und auch für andere Kryptos ging es steil nach unten, wie etwa der Spiegel berichtete. Denn die digitalen Währungen sind enorm volatil. Eine Nachricht wie die der chinesischen Notenbank reicht, um den Wert in kürzester Zeit um Milliarden Euro zu drücken und es muss nicht einmal so eine „große“ Ankündigung sein.
Jedes Mal, wenn Elon Musk sich auf Twitter äußert, schrillen bei Anlegern die Alarmglocken, denn seine Aussagen haben derart viel Gewicht, dass sie nicht nur einer Witzwährung wie Dogecoin zum Steigen und Sinken des Kurses verhelfen. Selbst Bitcoin musste gehörig Federn lassen, als Musk andeutete, Bitcoin-Bestände verkaufen zu wollen. Als er dann wiederum bei Twitter klar stellte, dass man nicht vorhabe, Bitcoins zu verkaufen, ging der Kurs umgekehrt wieder nach oben.
Hodl?
Wer in den Kryptomarkt einsteigen will, sollte sich das also genau überlegen, denn genauso schnell, wie man viel Geld gewinnen kann, kann man viel Geld verlieren. Wie beim Aktienhandel gilt: Auskennen ist besser als Ausprobieren! Anlegemöglichkeiten gibt es ähnlich wie auf dem Aktienmarkt genug. Wer sich mit der Materie beschäftigt, wird aber relativ schnell auf den Begriff „HODL“ stoßen. Dieser geht auf das Jahr 2013 zurück, auf ein Posting in einem Bitcoin-Forum. Ein Nutzer wolle seine Coins nicht verkaufen, sondern behalten, obwohl der Kurs gerade eingebrochen ist. Er sei ein lausiger Händler. Zudem war er betrunken, als er den Post abgesetzt hat. Dessen Titel lautete: „I AM HODLING“. Eigentlich wollte er „holding“ schreiben.
Nur Minuten später erschienen die ersten Memes im Netz, der Post ging viral und bis heute sprechen nun Krypto-Anleger von „Hodl“, wenn sie ihre Coins halten, statt sie zu verkaufen. Mittlerweile hat sich sogar ein Akronym aus „Hodl“ entwickelt: „Hold on for dear life“, was in etwa „gut festhalten“ heißt. Das ist vielleicht nicht die schlechteste Idee, wenn der Bitcoin-Kurs mal wieder einbricht.
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