Die „Black Widow“-Darstellerin Scarlett Johansson reicht Klage gegen Disney ein, da deren hybride Veröffentlichungsstrategie ihre Einnahmen schmälert. Als Johansson 2017 den Vertrag zum neuen Marvel-Film unterschrieben habe, wurde ihr eine exklusive Filmveröffentlichung auf der Kinoleinwand zugesichert. Da ihr Verdienst vertraglich an die Umsätze an der Kinokasse gebunden ist, vermindert die parallele Veröffentlichung auf dem Streaming-Portal Disney+ diesen nun deutlich. Johanssons Ansicht nach liege hier nun ein Vertragsbruch vor.
Hohe Umsatzeinbußen trotz gutem Kinostart
Laut einer Kopie der Klageschrift, welche TechCrunch einsehen konnte, äußerte Johansson bereits vor der Coronapandemie Bedenken, dass Disney mit seinem Streamingdienst versuchen könnte, Kinoeinnahmen zu schmälern. Sie ließ sich damals versichern, dass ihr Film „Black Widow“ weiterhin für einen exklusiven Kinostart vorgesehen sei.
Dennoch entschloss sich Disney in Anbetracht der Corona-Situation für einen hybriden Filmstart. Der Film startete dabei parallel in den Kinos sowie auf Disney+. Dort müssen Abonnenten allerdings zusätzlich zur monatlichen Grundgebühr eine Leihgebühr von 21,99 Euro hinlegen. Im Oktober wird der Film dann frei für alle Abonnenten enthalten sein.
Wie die AP berichtet, lagen die Einnahmen des Kinostarts bei 80 Millionen US-Dollar in Nordamerika sowie 78 Millionen US-Dollar auf dem internationalen Markt. Über Disney+ konnten weitere 60 Millionen US-Dollar eingespielt werden. Doch die Kinoeinnahmen nahmen schnell wieder ab. Eine Einbuße, welche laut einer Beschwerde der National Association of Theater Owners auf die parallele Veröffentlichung im Streaming-Portal zurückzuführen sei.
Disney „versteckt sich hinter Corona“
Die eingereichte Klage von Johansson wirft die Behauptung in den Raum, Disney habe nun nach mehreren Kinostart-Verschiebungen bewusst den aktuellen Zeitpunkt für die Veröffentlichung gewählt. Ein Moment, in dem viele Kinos wieder geöffnet sind, aber dennoch weiterhin Verunsicherung herrscht. Und damit ein Moment, in dem trotz großem Interesse viele Kunden den Film lieber daheim streamen würden.
Man habe hier versucht, auf Kosten ihres Verdienstes, dem Streaming-Portal neue Abonnenten zu verschaffen. Laut Johanssons Anwalt John Berlinski, „versteckt man sich hinter Corona um seine Abonnentenzahlen aufzustocken“.
Auch habe Disney in keinster Weise erwogen, den Vertrag in Anbetracht der geänderten Veröffentlichungsstrategie einvernehmlich anzupassen. Ganz im Gegensatz dazu hat beispielsweise WarnerMedia 200 Millionen US-Dollar für Vertragsanpassungen ausgegeben, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen sämtliche seiner Filme im Jahr 2021 parallel in den Kinos sowie bei HBO Max veröffentlichen wird.
Disney selbst äußerte in einer Stellungnahme, dass man die Vorwürfe „ausgesprochen traurig und bedauerlich“ fände, insbesondere da Johansson damit die weltweiten Auswirkungen der Coronapandemie „herzlos“ außer Acht lasse.
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