Das Internet und seine bunt schillernden Angebote und die Digitalisierung entwickeln sich rasend schnell und sind kaum zu überblicken, geschweige denn immer zu verstehen. Der sogenannte „Digital Divide“, die digitale Kluft, zwischen verschiedenen Menschen, Gruppen und Ländern sowie deren Nutzung von digitalen Angeboten ist weithin bekannt. Jetzt zeigt die Studie „Digital Skills Gap“ des Netzwerks D21, wie groß die Kompetenz-Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen in Deutschland sind.
Vor allem jüngere und ältere Nutzer sowie solche mit geringerer Bildung treffen in verschiedenen Bereichen auf Probleme. Die Studie hat von der Informationskompetenz bis zum Datenschutz verschiedene Felder untersucht und dafür Online-Nutzer ab 14 Jahren befragt.
Problem Bildungsgrad: Kein tieferes Wissen – und keine Weiterbildung
Insgesamt verfüge die deutsche Bevölkerung über Basiskompetenzen im Umgang mit der Digitalisierung, bei schwierigeren Aufgaben oder einem tieferen Verständnis für digitale Zusammenhänge mangele es jedoch. Im Bereich Problemlösekompetenz sehen die Experten am meisten zu tun. Problem dabei ist vor allem ein niedrigerer Bildungsgrad: Nur (oder immerhin) rund 60 Prozent der Menschen mit hoher Bildung können sich selbst digitales Wissen aneignen – bei solchen mit mittlerer Bildung sind es nur noch 36 Prozent, bei denen mit niedriger Bildung nicht mal mehr ein Viertel.
Verschärft wird das Problem dadurch, dass digital weniger Kompetente es oftmals gar nicht als nötig empfinden, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Web auszubauen – dabei würden gerade solche Nutzer in bestimmten Lebenssituationen besonders von digitalen Angeboten profitieren. Es kommt zum sogenannten Innovativeness-Needs-Paradox.
„Die wichtigsten Kompetenzen, um sich selbstbestimmt in der digitalisierten Welt zu bewegen, sind die eigenständige Aneignung von Wissen und der Transfer von vorhandenem Wissen auf neue Anforderungen. Dafür braucht die Breite der Gesellschaft ein stärkeres Verständnis für die Zusammenhänge der Digitalisierung“, fordert daher Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21. Ein weiteres Problem: Geringer gebildete Nutzer erkennen auch unseriöse Nachrichten und Fake News weniger.
Ältere kennen digitale Angebote nicht, Jüngere verstehen nichts von Urheberrecht
Unterschiedliche digitale Probleme werden auch in verschiedenen Altersstufen deutlich. So kenne zwar etwa die Hälfte der Internetnutzer für sich passende digitale Angebote, diese Kenntnis sinkt aber mit steigendem Alter. Jüngere Nutzer seien hingegen affin, was das Posten von Inhalten angeht – die wenigsten wissen jedoch, ob Inhalte wie etwa Bilder rechtlich geschützt sind.
„Lebenslanges Lernen muss zur Routine und Gewohnheit werden. Dies können Politik und Wirtschaft aktiv befördern, indem sie konkrete Ziele formulieren, darauf ausgerichtete Bildungsangebote deutlich ausbauen – ob schulisch, berufsbegleitend oder für Gruppen wie SeniorInnen – und die Fortschritte kontinuierlich messen“, erklärt Schwaderer.
Das Netzwerk für die Digitale Gesellschaft D21 ist ein Zusammenschluss von Mitgliedern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, darunter auch Unternehmensvertreter von SAP, Telekom, Intel Deutschland und Microsoft.
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