Wenn der Online-Handel zunimmt, warten natürlich auch Betrüger nicht lange und denken sich immer neue Maschen aus, um im digitalen Bereich Menschen um ihr Geld zu bringen. Fake Shops kopieren Sortimente oder gar ganze Websites und versuchen so Kunden zu sich zu locken, die eigentlich annehmen in einem vertrauenswürdigen Shop zu kaufen. Neben den Folgen für den Kunden hat dies natürlich auch Folgen für den eigentlich Händler oder Hersteller – schließlich schaden die Betrüger damit auch dem guten Ruf des Originals. Gerade zu starken Shopping-Phasen, wie nun kurz vor der Black Season und dem Weihnachtsgeschäft, können vermeintliche Schnäppchen schnell zu nachhaltigem Frust führen.
So gehen Fake-Shop-Anbieter vor
Wie das vom österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation betriebene Portal Watchlist-Internet berichtet, wurden diesem allein im Jahr 2020 über 3.000 Fake Shops gemeldet. Die Betreiber erwarten für 2021 eine noch deutlich höhere Zahl. Doch wie kann man die Fake Shops von echten unterscheiden? Zunächst gibt es im Wesentlichen drei unterschiedliche Arten von Fake Shops im Internet: Die einen verkaufen trotz Zahlung gar keine Ware, die anderen verkaufen minderwertige oder gefälschte Ware und dann gibt es noch jene, die schließlich nur an die personenbezogenen Daten heranwollen.
Eine Analyse von Watchlist-Internet betrachtet die Kanäle, über welche Nutzer auf den Fake Shops landen. Demnach stoßen 36 Prozent der Nutzer über Anzeigen in sozialen Netzwerken auf die Anbieter. Der zweitgrößte Zubringer ist Google. Da die Top-Platzierungen auf der Suchergebnisseite häufig Anzeigen großer Firmen sind, tauchen die Fake Shops oft eher über die Bilder-Suche sowie bei den Google-Shopping-Ergebnisse auf.
Wie erkennt man einen Fake Shop?
Wer als Kunde unsicher ist, sollte laut der Verbraucherzentrale vor allem auf die folgenden Aspekte eines Online-Shops achten:
- Internet-Adresse: Häufig weisen Fake Shops keine sichere Verbindung auf und haben folglich das „https://“ samt Vorhängeschloss nicht in ihrer Web-Adresse. Auch eine ausländische Domain-Endung, trotz deutschem Website-Inhalt, könnte ein Indiz auf einen Fake Shop sein. Denn dadurch wird direkt der deutsche Markt angesprochen, ohne sich aber den deutschen Gesetzen unterordnen zu wollen.
- Gütesiegel: Oft sind vermeintliche Gütesiegel entweder frei erfunden oder werden einfach als Bild auf die Website kopiert. Eine Liste von verifizierten Gütesiegeln findet man unter der Adresse internet-guetesiegel.de.
- Unrealistische Kaufpreise: Sind die Preise deutlich unter dem sonst üblichen Marktwert oder mit extremen Rabatten, sollte man lieber nochmal vergleichen. Auch, wenn sich die hohen Rabatten nicht nur auf ausgewählte Produkte und eine nachvollziehbare Rabattaktion beziehen, sondern den gesamten Shop betreffen, ist Vorsicht geboten. Gerne locken Fake Shops auch mit zeitlich begrenzten Rabatten, die dem Kunden suggerieren, hier etwas zu verpassen, sollte er nicht sofort zuschlagen.
- Unklar beschrifteter Call-to-Action-Button: Dieser Button sollte mit einer deutlichen Aussage wie „zahlungspflichtig bestellen“ oder „jetzt kaufen“ beschriftet sein. Finden sich hier dagegen unkonkrete Aussagen wie „weiter“ oder „anmelden“, kann dies ein Hinweis auf einen Fake Shop sein.
- Bezahlmöglichkeiten: Ein eindeutiges Indiz ist meist, wenn ausschließlich eine Zahlung per Vorauskasse angeboten wird. Manche Anbieter täuschen jedoch auch andere Zahlungsarten vor, welche dann auf Grund technischer Probleme nicht funktionieren, so dass der Kunde auf die Vorkasse ausweichen soll.
- Verfügbarkeiten: Ist ein bestimmtes Produkt aktuell überall vergriffen, doch dieser eine Shop gibt an, es sofort liefern zu können, sollten Kunden die Glaubhaftigkeit dieser Versprechung besser hinterfragen.
- Bewertungen: Omnipräsente Bewertungen, welche durch die Bank weg positiv sind, wirken unglaubwürdig. Kunden sollten hier versuchen, Bewertungen von externen Seiten zu finden. Diese unterscheiden sich oft frappierend von denen innerhalb des Shops.
- Sprache: Wenn der Online-Shop holpriges Deutsch aufweist, könnte es daran liegen, dass hier nur eine einfache Übersetzungssoftware am Werk war. Auch ist dies natürlich ein Hinweis darauf, dass der Anbieter wahrscheinlich nicht in Deutschland sitzt, auch wenn das Impressum eventuell etwas anderes behauptet.
- Impressum, AGB und Widerrufsbelehrung: Diese Angaben sind in Deutschland Pflicht und sollten in keinem Online-Shop fehlen. Sie geben dem Kunden wichtige Informationen zum Kaufvertrag und eventuellen Rückgaben und definieren den Firmensitz. Auch die Möglichkeit, bei Fragen Kontakt aufzunehmen, sollte hier gegeben sein. Fehlen diese Angaben vollständig, sollte man definitiv die Finger von dem Shop lassen.
Wie können Online-Händler sich schützen?
Das Kölner Unternehmen Globaleyez veröffentlicht zusammen mit Scamadviser einen jährlichen Bericht namens Global State of Scams. Im aktuellen Bericht wird der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Wachstum des Online-Handels eine zentrale Rolle im rekordartigen Wachstum der Online-Betrugsfälle zugeschrieben. So stieg die Zahl der weltweit an die jeweiligen Behörden gemeldeten Betrugsfälle von 139 Millionen in 2019 auf 266 Millionen Fälle in 2020.
Der geschätzte finanzielle Verlust durch solche Betrügereien liegt in Deutschland allein bei über drei Millionen Euro. Nicht zu verachten ist neben diesem aber natürlich der Schaden am guten Ruf, welcher trotz Kundenkommunikation teilweise nicht vollständig zu bereinigen ist. Wir sprachen mit Oliver Guimaraes von Globaleyez darüber, wie Händler sich davor schützen können, Opfer eines Fake Shops zu werden.
OnlinehändlerNews: Arbeiten Sie proaktiv in Sachen Betrugsschutz und beraten Händler vorab, oder kommen diese erst auf Sie zu, wenn Berichte über einen Fake Shop vorliegen?
Oliver Guimaraes: Grundsätzlich beraten wir Händler und Markenrechtsinhaber zu den Möglichkeiten, sich vor Betrug zu schützen. Allerdings muss man auch sagen, dass es natürlich sehr viele Arten des Betrugs gibt. In den Bereichen Domains, Marktplatz-Sales, Copyrighted Images etc. kann man jedoch sehr gut proaktiv arbeiten. Domain Monitoring ist beispielsweise eine Methode, mit der wir Domain-Registrierungen in nahezu allen Top-Level-Domains tagesaktuell überwachen und einem Risiko-Screening unterziehen. Proaktiv handeln ist immer besser, als wenn „das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“ und in der Regel auch günstiger.
So funktioniert Domain Monitoring
Wie gehen Sie vor, wenn ein Händler Sie mit der Dienstleistung Domain Monitoring beauftragt?
Wir legen in unserer Software ein Monitoring zu dem Keyword an – welches uns tagesaktuell Ergebnisse ausspielt (auch bei Tippfehlern). Bei Treffern qualifizieren wir die Domain auf ein mögliches Risiko. Riskante Domains überwachen wir dann weiterhin tagesaktuell auf Änderungen. Häufig sind Domains beispielsweise zwar registriert, aber noch ohne Content. Sollte dann daraus ein Fake Shop entstehen, können wir im Namen des Kunden einen Takedown durchführen, also die Seite aus dem Web nehmen. Wir nehmen im Monat bis zu 100 Domains weltweit offline.
Wie sollten Händler reagieren, wenn Kunden, sie auf einen Fake Shop hinweisen? Ist hier der erste Gang zur Polizei oder zum Cybersecurity-Spezialisten?
Leider bringt der Gang zur Polizei oft nicht so viel, da die Infrastruktur des Fake Shops zumeist im Ausland liegt (und der deutschen Polizei damit oft die Hände gebunden sind). Wichtig ist, vor der Kundschaft offen auf die Problematik hinzuweisen und auf der Website prominent zu warnen. Ferner sollten dann die Domain sowie die Zahlungsmöglichkeiten auf der Domain abgeschaltet werden (soweit möglich) – damit soll es dem Shop möglichst schwer gemacht werden, seine Kundschaft zu erreichen. Dazu checken wir gegebenenfalls auch, ob es für den Shop Facebook Ads gibt.
Arbeiten Sie auch mit der Polizei zusammen, um die Fälle zu klären?
Wir sind Mitglied in einer Europol-Initiative zum Thema Fake Shops und arbeiten mit vielen nationalen Behörden zusammen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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