In der Reihe „Ama-Zone“ grübelt Tina Plewinski über die vielfältige Welt von Amazon: über Vor- und Nachteile des Online-Riesen, neue Entwicklungen, trendige Hypes, die unablässigen Machtbestrebungen des Konzerns und – im aktuellen Teil dieser Reihe – über die Macht von Namen.
Ziggy. Das ist der neue Name, den Amazons Sprachassistentin Alexa in Deutschland kürzlich zusätzlich erhalten hat. Neben Alexa und Ziggy reagiert das System auch auf Amazon, Computer und Echo. Alles in allem liegt die Zahl der Aktivierungsworte nun also bei mageren fünf.
Schön, dass es mit den Namen endlich ein bisschen vorangeht! Aber ausreichend ist die Auswahl natürlich bei Weitem nicht. Mit Blick auf die massiv diverse Welt, in der wir leben, müssen wir uns aus einem Tröpflein aus Namen entscheiden. Ein Pool wäre besser. Noch besser ein Meer! Uneingeschränkte Möglichkeiten je nach den individuellen Vorlieben der Nutzer.
Namen haben Macht!
Immer wieder sind mir im Internet Kommentare begegnet, in denen nach einer deutlichen Erweiterung von Alexas möglicher Namenswahl geschrien wurde. Wie cool wäre es doch, wenn man seine Sprachassistenz zu Hause nach „Jarvis“, dem Super-Computer des Marvel-Helden Iron Man benennen könnte. Oder nach seiner Schwiegermutter?! – „Hildegard, mach das Licht an! Hildegard, setze Brot auf meine Einkaufsliste! Hildegard, ruf Hildegard an!“. Köstlich!
Namen sind seit jeher wichtig. Wenn wir Dingen Namen geben, erkennen wir sie an. Und sie geben Identität. Sie lassen Menschen Emotionen empfinden. Namen sind derart machtvoll, dass sie sogar unaussprechlich werden können. Quasi zu einem Tabuthema. Man erinnere sich etwa an „Lord Voldemort“ aus der Buchreihe „Harry Potter“: Er verbreitete derart viel Angst und Schrecken, dass die Menschen seinen Namen nicht mehr aussprachen und er zunächst nur noch mit „Der, dessen Name nicht genannt werden darf“ bezeichnet wurde. Das ist natürlich bei Alexa nicht der Fall. Sie darf und möchte bezeichnet werden. Das liegt im Wesen der Sprachassistentin.
Das Problem liegt in der Verwässerung
Das Problem bei der Namens-Sache rund um Alexa könnte aber gerade in jener genannten Macht von Namen liegen: Stellen wir uns vor, jeder könnte Alexa tatsächlich so umbenennen, wie er wollte. Jarvis, Hildegard, Chantalle, Hans-Uwe, Gott. Was würde das aus Alexa machen?
Die KI würde sich sicher nicht darum scheren. Amazon jedoch schon. Denn wie sollte man ein Produkt bewerben, das sich aufgrund seiner unendlichen Namensvielfalt eben nicht mehr konkret und explizit benennen lässt?! Aus Marketing-Sicht eine wahre Horrorvorstellung!
Und genau aus diesem Grund dürfte sich Amazon in der Vergangenheit beispielsweise auch dazu entschieden haben, die Änderung des Namens auf Drittanbieter-Geräten zu verbieten. Einfach, um den Namen nicht zu verwässern. Um die Kunden immer konkret wissen zu lassen und sie daran zu erinnern, dass dort Amazons prachtvolle Assistentin Alexa in den Kopfhörern von Bose oder den Lautsprechern von Sonos am Werkeln ist. Und eben nicht irgendeine dahergelaufene KI.
Sie sehen: Unendliche Möglichkeiten und ein unendlicher Marketing-Albtraum liegen manchmal sehr nah beieinander. Egal, wie Amazon an dieser Stelle künftig agieren wird, für mich wird Alexa immer Hildega… äh… Alexa bleiben.
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