Elon Musk ist derzeit der reichste Mensch der Welt mit einem Vermögen weit jenseits der 200 Milliarden Dollar. Nun hat er Twitter für 44 Milliarden Dollar gekauft – eine Summe, die Musk vergleichsweise wenig Schmerzen bereiten dürfte. Und wahrscheinlich sogar eine Akquisition, die mehr mit seinem Ego als mit den Einnahmemöglichkeiten des Kurznachrichtendienstes zu tun hat. Denn Twitter ist vieles, aber sicher keine Gelddruckmaschine. Man muss sich nichts vormachen: Musk hat Twitter nicht gekauft, weil er daran verdienen will, sondern weil er es kann.
Nun wird diskutiert, ob die Übernahme eine Gefahr für die Plattform ist und diese Befürchtung hat durchaus ihre Berechtigung. Elon Musk ist ein Exzentriker, der nicht eben durch seine Kritikfähigkeit auffällt. In seinen Tweets zur Übernahme beruft sich Musk seit Tagen unentwegt auf „free speech“, die Redefreiheit, die er zum Eckpfeiler von Twitter machen will. Was erst einmal schön klingt, ist eine unverhohlene Kritik am Unternehmen, das mit der Sperre von Ex-Präsident Donald Trump ein Exempel gegen Fake News statuierte. Musk selbst fiel zu Beginn der Corona-Pandemie mit Kritik an den Maßnahmen in den USA auf, nannte die Einschränkung in Kalifornien etwa „faschistisch“.
Wird Twitter zu einem rechten Fake-News-Sammelbecken?
Wenn Musk nun postuliert, dass er das „außergewöhnliche Potenzial von Twitter freisetzen“ wolle, klingt das wie eine Drohung, vor allem dann, wenn er – ebenfalls via Tweet – feiert, dass das Trump-Netzwerk Truth Social im App Store von Apple aktuell vor Twitter liegt. Wird Twitter nun ein von rechten Schreihälsen dominiertes Fake-News-Sammelbecken für Coronakritiker, Klimaleugner und Neonazis?
Wohl nicht. Mal davon abgesehen, dass Twitter – abgesehen von seiner Rolle als Newsaggregator und Sprachrohr für vergleichsweise wenige Prominente – weit weniger relevant ist, als es die Plattformnutzer selbst glauben, wird Musks Rolle als neuer Chef derzeit maßlos überschätzt.
Mark Zuckerberg zum Beispiel ist bislang nicht als schreihalsiger Verschwörungstheoretiker aufgefallen, seine Plattform Facebook ist trotzdem durchsetzt von diskussionswürdigen, gefährlichen, illegalen Beiträgen. Man muss nur in die Facebook-Kommentarspalten der Lokalzeitungen schauen, um sich zünftig den Tag zu vermiesen. Dass Facebook zu wenig gegen Hassrede und Falschnachrichten unternimmt, ist unbestritten, die schiere Masse dürfte den Konzern aber auch schlicht überfordern.
Milliardär mit neuem Spielzeug
Wenn Elon Musk nun ankündigt, Twitter zum Leuchtturm der Redefreiheit umzubauen und jetzt aber mal ordentlich aufzuräumen, darf man getrost davon ausgehen, dass hier vor allem ein sehr reicher Mann versucht, sich sein neues Spielzeug schönzureden. Denn bei allen Diskussionen bleibt die Tatsache, dass Elon Musk spätestens mit dem Twitter-Kauf längst jedes Maß verloren hat und sich für schlappe 44 Milliarden Dollar eben mal ein soziales Netzwerk gönnt. Wer hat, der kann – auch wenn er nicht unbedingt sollte.
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Man sollte wissen, dass wenn man Geschenke von dort annimmt, dies irgendwann bezahlt werden muss und sei es in Form von Einfluss auf etwas.
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