KI schafft Jobs, KI gefährdet Jobs, KI verändert Jobs – Studien und Umfragen zum Einfluss von künstlicher Intelligenz auf das Arbeitsleben haben derzeit Hochkonjunktur. Meist stellt sich die Frage, in welchen Bereichen KI zu Veränderungen führen kann. Bürojobs stehen bei generativer KI (wie ChatGPT) ganz vorne, wenn es um Automatisierung geht, wird oft in Fabriken und ins Handwerk geschaut. Führungskräfte, so könnte man denken, sind von der digitalen Transformation weniger betroffen. Das sehen diese selbst aber offenbar ganz anders.

In einer Umfrage hat sich die Bildungsplattform edX an CEOs gewandt und ist zu durchaus überraschenden Ergebnissen gekommen. Fast die Hälfte der Führungskräfte (49 Prozent) ist der Ansicht, dass künstliche Intelligenz in Zukunft zumindest große Teile ihrer Aufgaben übernehmen könnte. 47 Prozent halten dies sogar für eine gute Sache. Für edX-Gründer Anant Agarwal sei dies eine „sehr aufgeklärte Sichtweise“, wie CNBC zitiert.

KI: Keine Eintagsfliege

„Es ist klar, dass die Mehrheit [der Führungskräfte] der Meinung ist, dass KI transformativ sein wird. Ich glaube nicht, dass es sich um eine Eintagsfliege handelt. Die Leute glauben, dass dies etwas Großes ist, und es ist wahrscheinlich größer als das Internet“, so Agarwal. Als edX-CEO habe er fast 80 Prozent seiner Zeit mit „profanen“ Aufgaben verbracht: Berichte, Präsentationen oder Gespräche, in denen er vielen Mitarbeiter:innen immer wieder das Gleiche sagen musste. Dies seien Aufgaben, die auch eine KI übernehmen könnte, genau wie Marktanalysen oder das Optimieren von Abläufen im Unternehmen.

Komplett könne KI Führungskräfte – und viele andere Arbeitskräfte – aber auch langfristig nicht ersetzen, so Agarwal. Gerade, wenn es um Soft Skills gehe, die einen guten CEO ausmachen, wie „kritisches Denken, Visionen, Kreativität, Teamarbeit, Zusammenarbeit, die Fähigkeit, Menschen zu inspirieren, zuzuhören und zu sehen“, stoße Technologie an Grenzen. Menschliche Führungskräfte werde es also weiter geben, ihr Arbeitsalltag werde sich aber radikal verändern. Wenn eher profane Arbeitsbereiche an KI abgegeben werden, können sich CEOs mehr auf die Soft Skills, anstatt der eigentlichen Führungsarbeit, konzentrieren.

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Anderes Bild in unteren Berufsebenen

Große Änderungen werden der Studie zufolge auf die Mitarbeiter:innen zukommen. Knapp die Hälfte der Fähigkeiten, die derzeit in der Belegschaft existieren, werden schon in zwei Jahren nicht mehr relevant seien. Das glauben zumindest die Chef:innen. Ebenfalls knapp die Hälfte der Mitarbeiter:innen sei nicht auf die Zukunft der Arbeit vorbereitet. Unter den befragten Menschen, die keine Führungsposition bekleiden, glauben dagegen nur 20 Prozent, dass KI einen Großteil ihrer Arbeit ersetzen werde. Für Unternehmen sei es nun wichtig, Arbeitskräfte einzustellen, die sich mit KI auskennen. „Ich würde nicht befürchten, dass KI mir meinen Job wegnimmt. Aber ehrlich gesagt würde ich befürchten, dass andere Arbeitnehmer, die sich schneller in KI weiterbilden als ich, mir meinen Job wegnehmen“, sagt Agarwal.