Shopping- und Marktplatz-Apps sammeln und analysieren Kundendaten, um personalisierte Angebote zu machen und die App-Nutzung zu verbessern. Eine Untersuchung von Incogni zeigt nun aber: Häufig schießen sie dabei über das Ziel hinaus. Die Organisation hat Shopping-Apps auf ihren Umgang mit Daten hin untersucht und festgestellt, dass oft mehr Daten gesammelt werden als eigentlich für die Bearbeitung von Bestellungen notwendig wäre. Über die Webseite App Magic erstellte Incogni eine Liste mit 180 Shopping-Apps und analysierte anschließend bei Google Play, welche Informationen die jeweiligen App-Anbieter über die Nutzung der Daten angeben, wie Golem berichtet.
Die Ergebnisse zeigen: Den App-Anbietern geht es offenbar selten nur darum, eine vernünftige Kaufabwicklung zu gewährleisten. 45 Apps griffen etwa auch auf Bilder zu, zwölf auf Videos. 31 erfassten Ortsdaten, neun griffen auf die Suchhistorie zu und sechs auf die Kontakte der Nutzer:innen. In einigen Fällen waren die Zugriffe noch intensiver: Zwölf Apps erfassten, welche anderen Anwendungen auf dem Smartphone installiert sind, sechs registrierten SMS und MMS und zwei Audioaufnahmen. Außerdem überprüften drei Apps die Kreditwürdigkeit der Kund:innen und sechs Anwendungen spähten sogar die sexuelle Orientierung aus.
Viele Apps geben Daten auch weiter
Pikant erscheinen auch die Ergebnisse über Anwendungen, die Informationen an Dritte weitergeben. Vor allem Namen und E-Mail-Adressen, Fotos oder der Aufenthaltsort der Nutzer:innen wurde häufig weitergegeben. Zwei Apps gaben aber auch Infos über sexuelle Vorlieben weiter und eine sogar Gesundheitsdaten. In Europa wurden übrigens im Schnitt 14,2 Datenpunkte gesammelt und neun weitergegeben. In Ozeanien waren es mehr, in den USA weniger. Inwieweit Anbieter dabei gegen die DSGVO in der Europäischen Union verstoßen, geht aus der Untersuchung nicht hervor.
In der Liste der untersuchten Apps finden sich viele große Marken. Die Apps von Nike und H&M zum Beispiel haben der Untersuchung zufolge die meisten Daten gesammelt. Die Apps von Puma, The North Face und H&M haben eine „besorgniserregende Menge“ an sensiblen Daten mit Dritten geteilt, heißt es. Es finden sich aber auch weitere namhafte Vertreter wie Adidas, Victoria's Secret oder Levi's recht weit oben in der Liste.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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Datenschützer fordern mehr Transparenz, Löschfristen und Verbote
Auch andere haben derartige Tests mit ihren Amazon-Daten schon gemacht: Die Datenschutz-Akt ivistin Katharina Nocun hat 2018 ebenfalls Einsicht in ihre Amazon-Daten-Sa mmlung bekommen und schon damals mehr Transparenz seitens der Unternehmen, verbindliche Löschfristen und klare Verbote für Überwachung in besonders sensiblen Bereichen gefordert.
Das war 2018 und nichts hat sich geändert - weshalb auch!?
Armes Deutschland - so hilflos großen Konzernen gegenüber!
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