Meta hat neue Regelungen für die Verbreitung von politischen Inhalten angekündigt, insbesondere auf seinen beiden Social-Media-Plattformen Instagram und Threads. Nutzer:innen können selbstverständlich weiterhin politischen Accounts folgen. Doch Beiträge bzw. Konten mit politischem Bezug, denen man nicht folgt, sollen nicht länger einfach so empfohlen werden: „Wir werden auf den Empfehlungsoberflächen auf Instagram und Threads keine proaktiven Vorschläge zu politischen Inhalten machen“, verkündete der Konzern in einem Blog-Beitrag.
Greifen sollen die veränderten Einstellungen etwa im Explore-Feed, in den Reels, bei empfohlenen Beiträgen im Feed oder bei Vorschlägen für neue Accounts. Die Neuerungen werden sukzessive ausgerollt und sollen neben Instagram und Threads teilweise sowie zu einem späteren Zeitpunkt auch auf Facebook ausgeweitet werden.
Kontostatus kann überprüft werden
Professionelle Konten können in den Einstellungen zum Kontostatus überprüfen, ob ihr Account so politisch ist, dass dieser von den Empfehlungen ausgeschlossen wird. Dies ist abhängig davon, ob kürzlich politische Inhalte veröffentlicht wurden, heißt es. Beispielhaft werden dafür Inhalte in Zusammenhang mit Gesetzen, Wahlen oder sozialen Themen genannt. Über den Kontostatus können aktuelle Beiträge bearbeitet oder entfernt werden oder auch eine Überprüfung angefordert werden, wenn man mit der Entscheidung des Konzerns nicht einverstanden ist. Auch kann man Veröffentlichungen zu politischen Themen über einen gewissen Zeitraum stoppen, damit das Konto und Beiträge erneut empfohlen werden.
Daran, wie Inhalte von Accounts mit politischem Bezug angezeigt werden, denen man gern folgt, soll sich laut Meta indes nichts ändern, sie sind wie gehabt in den Stories und im Feed zu sehen. Wer darüber hinaus in Zukunft aber auch weiterhin politische Inhalte sehen will, muss dies im eigenen Konto hinterlegen. Dafür will Meta Einstellungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen, bei denen man dann die Wahl hat, den politischen Content zu limitieren oder wie gehabt zu erhalten. Noch gibt es diese Funktion aber nicht.
Umstrittener Schritt
Für Metas Plattformen oder auch X, ehemals Twitter, sind der Umgang mit politischen Themen und freie Meinungsäußerung immer wieder auch Gegenstand von Debatten und Überprüfungen durch Kontrollgremien – insbesondere, wenn es um die Einflussnahme bei Wahlen geht. So wurde die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter durch Elon Musk als Gefahr für die Meinungsfreiheit gesehen – auf der Plattform gibt es nicht nur einen regen politischen Meinungsaustausch, immer wieder wurde dort auch der Umgang mit Hassrede und Fake News angeprangert. Bereits im Oktober, rund um den Launche von Threads, hatte Instagram-Chef Adam Mosseri erklärt, dass man sich mit X mit Blick auf politische Themen nicht messen und Politik und Nachrichten nicht zusätzliche Aufmerksamkeit geben wolle, berichtete damals TechCrunch mit Verweis auf Aussagen von Mosseri. Auf Threads erklärte der Instagram-Chef kurz darauf: „Menschen können Neuigkeiten teilen, Menschen können Konten folgen, die Neuigkeiten teilen. Wir werden auch niemandem im Weg stehen. Aber wir werden die Nachrichten auf der Plattform auch nicht verbreiten. Dies wäre angesichts der Reife der Plattform, der Nachteile übermäßiger Versprechen und des Risikos zu riskant.“
Von User:innen hagelte es unter Mosseris aktueller Ankündigung auf Threads massive Kritik. „Das ist idiotisch. In den Threads geht es um die Welt und darum, dass die Existenz auf diesem Planeten auf dem Spiel steht. [...] Wenn man keine seriöse Plattform sein kann, warum existiert man dann?“, kritisiert beispielsweise ein Nutzer. Zahlreich wird zudem auf die Möglichkeit verwiesen, dass man unerwünschte Inhalte stummschalten oder Accounts blockieren könne. Während mit dem Schritt zwar beispielsweise auch menschenfeindliche oder rechtsextreme Botschaften weniger Verbreitung finden würden, wird gleichzeitig Betroffenen von Diskriminierungen oder Aktivist:innen eine Plattform entzogen, mit der sie etwa für politische Ungerechtigkeiten sensibilisieren. Die Schwarze Content-Creatorin Ena Da gibt laut Heise/Washington Post zu bedenken: „Die gesamte Existenz einiger Menschen und ihre Standpunkte werden als politisch angesehen, wie bei mir als Schwarze Frau. Das wird viele Menschen am Rande der Gesellschaft zum Schweigen bringen.“
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