Wer einen Online-Shop betreibt, kennt es: Die Liste offener Aufgaben ist länger als der Tag Stunden hat. Zwischen Kundensupport, Einkauf, Plattformpflege und Versand bleibt kaum Zeit für Strategie und erst recht nicht für neue Technologien. Dabei können gerade digitale Helfer echte Entlastung bringen.

KI-Agenten – was ist das überhaupt?

KI-Agenten sind keine Zukunftsmusik mehr, sondern spezialisierte Tools, die eine eng umrissene Aufgabe automatisiert übernehmen. Sie durchsuchen zum Beispiel Sortimente nach Produkten mit schlechter Performance, schlagen Preisänderungen vor oder scannen Wettbewerberangebote. Sie funktionieren oft wie kleine Mitarbeitende, 24/7 einsatzbereit.

Drei Praxisbeispiele aus dem Alltag

  • Sortiment entschlacken
    Ein Inhaber-geführter Deko-Shop nutzte ein einfaches Analysetool, um Artikel mit hohem Lagerbestand und niedriger Drehung zu erkennen. Nach dem Auslisten von 15 Prozent der Produkte stieg die Marge spürbar, trotz weniger Artikel im Sortiment! Masse ist nicht immer der richtige Weg.
     
  • Preise smarter anpassen
    Ein Händler im Heimtierbereich setzt auf ein Browser-Plugin, das täglich Wettbewerberpreise auf Amazon und Idealo überprüft. Es schlägt nur dort Preisänderungen vor, wo es wirklich etwas bringt. Damit bleiben die Margen stabil, ohne unterbieten zu müssen.
     
  • Trends erkennen, bevor sie jeder hat
    Eine Boutique nutzt ein kostenloses Tool, das TikTok- und Instagram-Trends scannt. Kombiniert mit Google Trends werden so regelmäßig neue Keywords für Produktbeschreibungen oder Sortimentsideen gefunden, die Shopper nachfragen, nachdem sie sie auf Social Media gesehen haben.
     

Welche Tools helfen mir weiter?

Hier eine Auswahl an Anwendungen, die auch für kleinere Unternehmen geeignet sind: Viele dieser Tools sind browserbasiert, bieten kostenlose Testphasen und sind auf kleine Teams ausgelegt.

AufgabeTool / PlattformVorteile
PreisbeobachtungPrisync, Keepa, SkuuudleWettbewerber scannen, Alerts
SortimentsanalyseShopify Analytics, BeProfit, HelloProfitUmsatz vs. Bestand erkennen
Trend-ScoutingGoogle Trends, Exploding Topics, TrendhunterKeyword-Impulse, Frühindikatoren für Nachfrage
Texte & SEOChatGPT, CopyMonkey, NeuroflashAutomatisierte Textvorschläge

Während kleine Händler:innen mit einzelnen Agenten starten können, setzen größere Retailer auf ganzheitliche Systeme. Für große Retailer mit komplexem, internationalen Sortiment bieten dedizierte Anbieter spezialisierte Agenten an. Diese analysieren das gesamte Sortiment bis auf Produktebene und liefern Category Managern in wenigen Minuten fundierte Handlungsempfehlungen für Analysen, die sonst Wochen dauern würden.

Praxistipps: So startest du sicher

  1. Ein Thema wählen: Starte mit dem größten Zeitfresser
  2. Kostenlose Tools testen: Viele Anbieter haben Testversionen. Schau erstmal, ob es dir gefällt.
  3. Keine Angst vor KI: Viele Tools sind einfacher zu bedienen als Excel. Just start!

Künstliche Intelligenz muss nicht kompliziert sein und auch kein Vollzeitprojekt. Viele Händler:innen nutzen heute schon kleine Agenten, um wiederkehrende Aufgaben abzugeben und sich Freiraum für wichtigere Dinge zu schaffen. Wer pragmatisch startet, kann schnell spürbare Effekte erzielen. Denn eines ist sicher: Zeit ist und bleibt die knappste Ressource im Handel.
 



Über den Autor:

Arber Sejdiji / Zenline AI Arber Sejdiji ist CEO und Mitgründer von Zenline AI, einem B2B Start-up aus Zürich, das KI-Agenten für Sortimentsentscheidungen im europäischen Einzelhandel entwickelt. Arber bringt Erfahrung aus der strategischen Unternehmensberatung bei der Boston Consulting Group und der Konsumgüterindustrie bei Procter & Gamble mit. Seine akademische Ausbildung absolvierte er an der ETH Zürich und forschte zu Künstlicher Intelligenz an der University of Cambridge.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com