ChatGPT-Mutter OpenAI bietet Google immer mehr die Stirn: Jetzt kündigte der Konzern einen eigenen Webbrowser namens ChatGPT Atlas an. In diesem soll die KI-Suche von ChatGPT integriert sein – also ähnlich zum gerade auch in Deutschland eingeführten KI-Modus in Google Chrome.
Zwar werde ChatGPT seit der Erweiterung um eine Websuche stark genutzt, doch das ist OpenAI noch nicht genug. Denn der Browser sei „der Ort, an dem all Ihre Arbeit, Tools und Ihr Kontext zusammenlaufen“, heißt es in der offiziellen Ankündigung des Unternehmens, an dem Microsoft finanziell maßgeblich beteiligt ist.
ChatGPT-Browser will alle Daten speichern
ChatGPTs neuer Browser will u. a. Daten („Kontext“) von besuchten Websites abspeichern und diese Informationen „bei Bedarf“ abrufen. Beispielhaft könnten Nutzer:innen dann Anfragen stellen wie: „Finde alle Stellenausschreibungen, die ich mir letzte Woche angesehen habe, und erstelle eine Zusammenfassung der Branchentrends, damit ich mich auf Vorstellungsgespräche vorbereiten kann.“ Zudem könne ChatGPT durch die Speicherfunktion den Nutzer:innen auch Aufgaben abnehmen, etwa Terminbuchungen.
Diese Browser-Speicherfunktion sei „optional“. OpenAI verspricht stete Kontrolle über die Daten und die Möglichkeit, die Daten zu löschen.
Sicherheitslücken und Datenschutzbedenken
Die Agenten-Funktion von ChatGPT, die in Atlas verfügbar sein wird, kann eigenständig im Namen von Nutzer:innen Aufgaben ausführen. Das birgt Risiken, denn die Funktion könne „anfällig für versteckte böswillige Anweisungen“ sein, „die beispielsweise auf Webseiten oder in E-Mails versteckt sein können und das beabsichtigte Verhalten des ChatGPT-Agenten außer Kraft setzen sollen“, warnt OpenAI. Das könnte beispielsweise auch zum Diebstahl von Daten oder zu unbeabsichtigten Aktionen führen. OpenAI habe umfassende Sicherheitsmechanismen entwickelt und getestet, um solche Angriffe abzuwehren, betont jedoch, dass nicht jeder Angriff vollständig verhindert werden kann. Nutzer:innen sollten daher bewusst entscheiden, welche Daten sie teilen und ihre Aktionen aktiv im Blick behalten.
Datenschützer finden den neuen Browser durchaus bedenklich. „Der Browser von OpenAI übertrifft sogar Google Chrome in puncto Überwachung“, schreibt Kolumnist Geoffrey A. Fowler in der Washington Post. Gemini in Google Chrome speichert den Browserverlauf beispielsweise nicht. Der Aufwand, um die „Erinnerungen“ von Atlas zu steuern, erfordere höheren Aufwand, so einer der Kritikpunkte. „Dieser Grad der Personalisierung birgt Datenschutzrisiken, die schwer zu verstehen und noch weniger kontrollierbar sind. Es gibt Dinge, an die sich eine KI erinnern und die sie in Zukunft wieder aufrufen soll – und Dinge, die man definitiv nicht möchte, wie Beziehungsprobleme oder die peinliche Krankheit, die man um 2 Uhr morgens recherchiert hat“, schreibt Fowler. Auch der Online-Sicherheitsberater Wayne Denner warnt: „Stellen Sie sich vor, Sie geben einem hilfsbereiten Fremden Ihr Telefon und sagen: ‚Können Sie meine E-Mails für mich überprüfen?‘. Vielleicht tut er genau das, was Sie verlangt haben, aber er würde auch alles andere sehen, was sich auf Ihrem Smartphone befindet.“
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