Lidl hatte eins, Aldi und Edeka auch: Werbevideos, die Rap bzw. Hip-Hop als zentrale Elemente bedienen. Der Trend rund um gerappte Reime in der Werbebranche hat mittlerweile schon einige Monate auf dem Buckel und man könnte meinen, dass nun entweder alle Lebensmittelketten ihren Beitrag geleistet hätten oder sich – ob einer vertanen Chance – reumütig in eine andere Werbeecke verkrochen hätten. Doch nicht so Kaufland: Der Supermarktriese scheint sich keineswegs zu schade zu sein, mit massiver Verspätung und dreimal aufgewärmten Klischees doch noch auf den Hip-Hop-Zug aufzuspringen. Zumindest mit Selbstironie geizt das Unternehmen im Video nicht.
Dabei bemüht sich Kaufland offensichtlich gar nicht erst, frischen Wind oder gar Innovation in die Gestaltung der verwendeten Szenen zu bringen. Man bediente sich einfach an der reichlichen Tafel immer und immer wieder aufgewärmter Hip-Hop-Motive, denn die haben ja in der Vergangenheit bereits vielen anderen Unternehmen gute Dienste geleistet. Warum Hip-Hop im Marketing so erfolgreich ist, haben wir auch im Interview mit dem Chef einer Hiphop-Agentur erklärt.
Klischees über Klischees. Oder?
Und so findet sich in dem Spot der Supermarktkette eine Protagonistin, die mit fetten Goldketten behangen in ein Telefon rappt, während sie in einem See aus Goldmünzen badet; die mit feschen Hintergrundtänzern um die Wette hopst und ihre Lässigkeit zur Schau stellt; oder die auf einem Plüsch-Auto hockt und ihr dekadentes Leben präsentiert.
So weit, so langweilig. Was aber nicht langweilt, ist die Besetzung, für die sich Kaufland entschieden hat: Statt wie so oft ein Model mit Engelsgesicht zu engagieren, das aufgrund seiner Makellosigkeit und super-schmalen Figur zu sexuellen Tagträumen einlädt, hat sich Kaufland für eine ganz normale Frau entschieden. Eine Frau mit Ecken, Kanten und sogar waschechten Hüften und Oberschenkeln! Eine Frau, die am Anfang und Ende des Spots sogar mal kurz ohne haufenweise Make-up, Stilettos und Blingbling auskommt. Danke, Kaufland!
Natürlich bleibt der Spot ein oft gesehener Abklatsch abgetragener Hip-Hop-Klischees und landet damit zurecht in der Peinlichkeits-Schublade, aber die Besetzung gibt Hoffnung und lässt verzeihen. Daher ganz zu recht: Unser Video der Woche.
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