Der Super Bowl, also das Endspiel der US-amerikanischen Football-Profiliga NFL, ist nicht nur eines der weltweit größten jährlichen Sportevents, sondern auch für die Werbebranche ein großes Highlight. Jahr für Jahr investieren namhafte Unternehmen viel Geld in entsprechende Werbeclips, die das Millionen-Publikum in den Pausen dann zu Gesicht bekommt.

Temu-Werbung mit unliebsamer Ohrwurm-Garantie

Ein Werbespot erhielt in diesem Jahr besonders viel Aufmerksamkeit: die Anzeige der Billig-Shopping-Plattform Temu. Das lag allerdings nicht an einer exzellenten Umsetzung oder einem herausragenden Storytelling, sondern an der Masse an Spots. Ganze drei Werbeplätze hat Temu im Rahmen des Super Bowls gebucht. Statt den Zuschauerinnen und Zuschauern jedoch verschiedene Werbevideos zu zeigen, spielte der Plattformbetreiber immer wieder den gleichen Clip – sehr zum Missfallen des Publikums.

Die US-Zeitung Washington Post „kürte“ den Spot zum Video mit dem nervigsten Werbelied. Außerdem ließ das Medienhaus kein gutes Haar an der Umsetzung: „Wir waren gezwungen, nicht nur einen, sondern gleich drei Werbespots für Temu, den chinesischen E-Commerce-Händler, zu ertragen, alle mit Animationen, die wie eine dieser betrügerischen Handyspiel-Apps aussehen. Es waren nicht einmal verschiedene Spots! Es war einfach nur dieselbe lahme Werbung, immer und immer wieder. Schafft uns diesen Ohrwurm aus dem Kopf!“, hieß es in einem entsprechenden Beitrag.

Ähnlich urteilte der Marketing-Spezialist AdWeek, der dem Temu-Clip einen Daumen nach unten verlieh und kommentierte: „Für diese Marke geht es nicht um kreative Spitzenleistungen. Es geht um die Größenordnung.“

Netzgemeinde reagiert mit Panikattacken und Heulkrämpfen

In eine ähnliche Kerbe schlugen viele Reaktionen beim Social-Media-Dienst X (vormals Twitter): Zum einen zeigten sich viele der Zuschauerinnen und Zuschauer erstaunt darüber, dass eine Billig-Plattform wie Temu die immensen Kosten für solch eine Mehrfach-Werbung tragen könne.

„Wie viele Super-Bowl-Anzeigen möchten Sie? – Temu: Ja“, hieß es in einem Post, in dem Geldberge verbrannt wurden:

Zum anderen spottete die Community über die Penetranz der Werbestrategie, die laut einem Nutzer einer Art Gehirnwäsche gleichkomme: „Muss... kaufen... TEMU... Produkte. Muss... einkaufen... bei... TEMU…“, schrieb ein User:

Die Nutzerinnen und Nutzer fanden immer neue Clips, um ihrem Unmut über die Werbung von Temu Ausdruck zu verleihen. Sie witzelten mehr oder weniger derb darüber, den Spot nicht nochmals schauen zu wollen. „Ich gehe ins Bett, damit ich die Temu-Werbung nicht noch einmal sehen muss“, schrieb einer:

Werbekosten für Super-Bowl-Ads sind extrem gestiegen

Dass es sich für Werbetreibende lohnen kann, sich auf dem Super-Bowl-Event als Marke zu präsentieren, zeigt sich spätestens an der Bereitschaft, auch stetig steigende Kosten für die Werbeplätze in Kauf zu nehmen. Und die haben sich mittlerweile auf ein horrendes Niveau entwickelt.  

Im Jahr 2010 lagen die Durchschnittskosten für einen 30-sekündigen Werbespot im US-Fernsehen beispielsweise noch bei rund 2,95 Millionen Dollar. 2020 waren sie schon auf 5,6 Millionen gestiegen und in diesem Jahr mussten Unternehmen durchschnittlich stattliche 7 Millionen Dollar zahlen, wie folgende Statista-Grafik zeigt, die auf Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes basiert.

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com