Twitter ist auf der Suche nach neuen Einnahmequellen und will mit seinem Programm Amplify in das lukrative Fernsehwerbegeschäft einsteigen. Das soziale Netzwerk will künftig mit dem Fernsehsender CBS kooperieren, um einen starken Einstieg zu schaffen. Eine Fehlfunktion sorgt derweil für Unsicherheit.
Um den Einstieg in das TV-Werbegeschäft zu schaffen, hat Twitter schon einige neue Werbeangebote vorgestellt, um Fernsehsender für sich zu gewinnen. Der Zeitpunkt hätte kaum besser sein können: In diesen Wochen endet für viele TV-Serien in den USA traditionell die Sommerpause. Die Fernsehsender selbst suchen in dieser Zeit nach Möglichkeiten, um für noch mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Twitter hat nun sein Programm Amplify für jedermann zugänglich gemacht, strebt aber die direkte Zusammenarbeit mit großen Fernsehstationen an, um einen besseren Einstieg zu schaffen. Nun kündigte Twitter an, dass eine Kooperation mit dem Fernsehsender CBS beginnen soll. Die Zusammenarbeit bezieht sich nach Angaben von CBS-Vorstandsmitglied David Morris auf 20 Marken und 42 Serien des Senders. Morris betonte, dass CBS derartige Kooperationen für gewöhnlich nicht eingehe, der Sender wolle sich aber “das weltgrößte und aufregendste soziale Netzwerk“ zunutze machen.
Amplify gestaltet Werbung effizienter
Amplify funktioniert dabei folgendermaßen: Die Software analysiert automatisch, wann genau ein bestimmter Werbespot im Fernsehen läuft. So können die Sender zeitgleich und gezielt sogenannte „promoted tweets“ mit einem kurzen Videoclip über Twitter senden. Die „promoted tweets“ werden von Werbefirmen gesponsort, dadurch werden sie auffälliger bei Twitter positioniert. Vor dem Videoclip läuft dann ein kurzer Werbespot. Twitter und die Werbefirmen verdienen an diesen Tweets, die Fernsehsender sorgen für mehr Aufmerksamkeit für ihr Programm. Zudem können die Werbefirmen die Reaktionen der Zuschauer auf die Werbespots direkt analysieren – Twitter Alias und Hashtags in den Clips sollen für eine größere Nutzung des sozialen Netzwerks sorgen. Twitter ist von dem Erfolg von Amplify überzeugt: Es vermutet, dass viele Zuschauer mittlerweile nicht mehr passiv vor dem Fernseher sitzen, sondern direkt auf Twitter ihre Reaktionen zu Sendungen und Werbeclips posten.
Twitter bereitet Börsengang vor
Vor knapp zwei Wochen verkündete Twitter, dass ein Börsengang geplant. Das Netzwerk bemüht sich seither, diesen Schritt möglichst problemlos zu vollziehen. Ähnliche Fehltritte, wie sie dem Konkurrenten facebook bei seinem Börsengang letztes Jahr unterlaufen sind, will Twitter unbedingt vermeiden. Ellen McGirt von Fast Company analysierte, dass Twitter noch einige Schritte zu unternehmen habe, um wirklich erfolgreich an die Börse zu treten. Vor allem die Normalbürger sollen leichter in das Netzwerk eintreten - bisher präsentiere sich Twitter eher als soziales Netzwerk für erfahrenere Internetnutzer. Im Hinblick auf Twitters Einstieg in das TV-Werbegeschäft stellte McGirt heraus, dass Twitter den Umstand bedenken müsse, dass viele Nutzer Serien auch über Netflix unabhängig vom Fernsehprogramm schauen - und sich so Amplify entziehen. Anzeichen für eine Werbewirkung der "promoted tweets" gebe es bereits: Laut Twitter steigt die Kaufwahrscheinlichkeit bei Nutzern, die mit einem Werbetweet interagierten, um 12%.
Twitter-Fehlfunktion verunsichert Nutzer
Während Twitter mit Amplify den Werbemarkt erschließen will und seinen Börsengang vorbereitet, sorgt seit dem Wochenende eine Fehlfunktion für Unsicherheit bei Internetnutzern. Auf einigen Webseiten, die über einen Tweet-Button verfügten, wurden die Nutzer zum Herunterladen einer Datei mit der Bezeichnung „widgets_tweet_button.html.torrent“ aufgefordert. Die Endung „torrent“ ließ dabei die Vermutung aufkommen, dass es sich bei der Datei um Schadsoftware handelt. Dieser Verdacht wurde aber nach ersten Erkenntnissen zerschlagen, die Datei verweise lediglich auf die Amazon Web Services. Amazon Web Services vermieten große Server Infrastrukturen, die von vielen großen Webangeboten wie Twitter oder Instagram genutzt werden. Experten vermuten, dass hier ein Zusammenhang mit Twitters Updatesystem vorliegt. Der Dienst war 2010 dazu übergegangen, Updates über ein Bittorrent-System durchzuführen, da diese so schneller ablaufen.
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