Die Namen der Internet-Adressen werden künftig wesentlich vielseitiger sein. Personen, Organisationen und auch Unternehmen können sich ab dem 12. Januar 2012 darum bewerben, den eigenen Namen oder eine Marke als Endung im Domainnamen, der Internetadresse, zu führen. Die Internetverwaltung Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) kann neben den bestehenden Top Level Domains (TLDs) wie .com oder .biz dann auch Namen von Regionen wie .berlin oder etwa Firmennamen wie .bayer zulassen.
Experten empfehlen vor allem Unternehmen, sich rechtzeitig über eine künftige TLD-Strategie Gedanken zu machen. Die Bewerbungsgebühr beträgt jedoch stolze 185.000 Dollar (rund 130.000 Euro).
Denn die ICANN öffnet für die neue Vielfalt lediglich ein kleines Fenster von nur drei Monaten als Bewerbungszeitraum: Zwischen dem 12. Januar und dem 12. April 2012 werden alle Bewerbungen für die neuen TLDs entgegengenommen. Erst dann veröffentlicht die Internetverwaltung, wer sich auf welchen Namen beworben hat. Acht bis 18 Monate lässt sie sich danach Zeit zu prüfen, welcher Bewerber bei Anträgen auf gleiche oder zum Verwechseln ähnliche Namen zum Zuge kommt. So könnte die ICANN etwa prüfen, ob die Internetnutzer den Markennamen .bayer für das Chemie- und Pharmaunternehmen Bayer AG und den Domainnamen .bayern für das süddeutsche Bundesland unterscheiden können.
Während der Prüfung von Markennamen will die Internetverwaltung internationales Markenrecht anwenden, was auch das deutsche Bundeswirtschaftsministerium für besonders wichtig hält. Dem effektiven Schutz von Markennamen werde Rechnung getragen, teilte es jüngst mit. Allerdings, so warnt Rechtsanwalt Florian Hitzelberger in einem Fachartikel, achte die ICANN nicht darauf, ob eine Marke auch aktuell in Gebrauch ist. Daher könnte theoretisch eine frisch irgendwo auf der Welt eingetragene Marke ohne Nutzungsaktivität schon genügen, um das Recht eines Wettbewerbers zu begründen, so der Experte für Top Level Domains.
Ein Unternehmen, das grundsätzlich eine sinnvolle Nutzungsmöglichkeit für eine eigene Domain-Endung sieht, sollte sich daher an dieser ersten Bewerbungsrunde beteiligen, rät er. Zwar kündigte die ICANN weitere Runden an, wann und wie diese stattfinden werden, ist jedoch unklar.
Da die ICANN mit mehreren Bewerbern für denselben Namen in einer Runde eine Lösung finden muss, hat immerhin ein Unternehmen dann die Möglichkeit, aktiv zu sein. Schwieriger werde es, wenn eine Firma erst nach der Domain-Registrierung durch einen Konkurrenten reagiert, warnt Florian Hitzelberger. „Wer sich jetzt keine Strategie zurechtlegt, wird dem gerade abfahrenden TLD-Zug nur noch hinterherwinken können“, sagt er.
Die Internetverwaltung hat für das komplizierte Bewerbungsverfahren Fragen und Antworten und ein Bewerberhandbuch zusammengestellt. Oliver Süme, Vorstand des Verbands der deutschen Internetwirtschaft „eco“, geht Medienberichten zufolge für den deutschen Markt von zahlreichen Bewerbungen von Städten, aber auch von Unternehmen und Marken aus. Von mehreren hundert bis tausend möglichen Bewerbungen ist hier die Rede.
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