Die sozialen Medien standen in den vergangenen Monaten in der Kritik. Die Plattformen sollen nach Ansicht der Regierungen stärker gegen Radikalisierung und Hetze vorgehen. Twitter hat in der ersten Jahreshälfte 2017 rund 300.000 Konten geschlossen – damit sank die Zahl gesperrter Accounts allerdings.

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Twitter hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 299.649 Konten geschlossen, weil sie Terrorismus unterstützt haben sollen. Wie VentureBeat berichtet, sei damit die Zahl der aus diesem Grund gesperrten Konten im Vergleich zu den vorherigen sechs Monaten gesunken – und zwar um 20 Prozent. Wieso es zu einem derart großen Rückgang kam, erklärte Twitter allerdings nicht. Bei einer Unterstützung von Terrorismus handelt es sich laut Twitter um Inhalte, die Gewalt, „die mit international anerkannten Terrororganisationen in Verbindung gebracht wird“, verherrlicht und verbreitet.

Der Kurznachrichtendienst betonte, dass die internen Kontrollmechanismen dafür gesorgt hätten, dass man entsprechende Accounts früher schließen konnte und nicht erst auf eine Regierungsanfrage reagiert habe. Nur ein Prozent der Konten seien aufgrund einer Regierungsanfrage entfernt worden. Drei Viertel der gesperrten Konten seien entfernt worden, bevor sie überhaupt einen ersten Tweet absetzen konnten.

Regierungen fordern härtere Linie von sozialen Netzwerken

Wie die anderen sozialen Netzwerke steht auch Twitter derzeit im Fokus der Politik, wenn es um die Verbreitung von Radikalisierung und Hetze geht. Großbritanniens Innenministerin Amber Rudd habe erst kürzlich das Silicon Valley besucht und die Unternehmen dazu angehalten, ihre Bemühungen in Sachen Terror-Bekämpfung zu verstärken. Großbritannien wurde in diesem Jahr bereits mehrfach von Anschlägen getroffen, 36 Menschen verloren insgesamt ihr Leben.

Deutliche Worte kamen auch von US-Präsident Donald Trump – natürlich über Twitter. „Es muss viel härter gegen Loser-Terroristen vorgegangen werden. Das Internet ist ihr wichtigstes Rekrutierungswerkzeug, das wir entfernen und besser nutzen müssen!“, so Trump.

Die Türkei stellt die meisten Löschanträge

Twitter hat nach eigenen Angaben drei Prozent mehr Anträge und Gerichtsbeschlüsse als in der letzten Jahreshälfte 2016 erhalten, um Inhalte zu entfernen. Rund 90 Prozent der Löschanträge kommen dem Unternehmen zufolge aus der Türkei, Russland, Frankreich und Deutschland. Die Türkei stellt dabei die meisten Löschanträge: 45 Prozent aller weltweit gestellten Anträge stammen aus dem Land.

Die Regierungen nutzen die Löschanfragen offenbar aber auch für journalistische Inhalte: Acht derartige Anfragen will Twitter in der ersten Jahreshälfte erhalten haben – fünf davon aus der Türkei. Das Netzwerk habe sich allerdings dazu entschlossen, die Beiträge „aufgrund ihrer politischen und journalistischen Natur“ nicht zu entfernen.