BR-Intendant Ulrich Wilhelm möchte eine deutsche Alternative zu den US-amerikanischen sozialen Netzwerken schaffen. Die „Super-Mediathek“ könnte mit Content von öffentlich-rechtlichen Sendern sowie den Inhalten deutscher Verlage bestückt werden.
Hierzulande gibt es faktisch keine Alternativen zu den sozialen Netzwerken großer US-amerikanischer Unternehmen wie Facebook und Google. Nicht erst durch den aktuellen Datenskandal um Cambridge Analytica und die gestohlenen Informationen auf Facebook (wir berichteten) ist das Bedürfnis nach einer Emanzipation von den scheinbar übermächtigen US-Plattformen präsent. Einen konkreten Vorschlag für eine Lösung äußerste jetzt BR-Intendant Ulrich Wilhelm. Geht es nach ihm, könnten sich die öffentlich-rechtlichen Sender mit den deutschen Verlagen zusammentun, um Inhalte gemeinsam auf einer Art „Super-Mediathek“ anzubieten.
Mathias Döpfner: „Dieser Vorschlag ist interessant“
Bereits zu seinem Amtsantritt im Januar hatte Ulrich Wilhelm erste Züge seiner Idee für eine gemeinsame Plattform bekannt gegeben. „Sie lesen selber: Jede Änderung des Algorithmus, die ja nie besprochen wird, nie vorangekündigt wird, nie transparent gemacht wird führt dazu, dass man sofort im Wettbewerb entsprechende Folgen zu tragen hat. Und es wäre sozusagen ein ganz großer Wurf, den Europa leisten könnte, zu dem wir als Teilnehmer natürlich nur einen ganz kleinen Beitrag leisten könnten“, zitiert ihn der Deutschlandfunk. „Es ist eine Idee, die darauf angelegt ist, mit den Verlagen auszuloten, ob es da Gemeinsamkeiten gibt. Also ich würde nicht sagen, so muss es sein – lieber Mathias Döpfner –, sondern die Frage wäre eher an ihn und viele andere: Könnte das ein Feld sein, über das wir gemeinsam nachdenken sollten?“
Der Idee, mit anderen Medien gemeinsam auf einer Plattform eigene Inhalte anzubieten, scheint Mathias Döpfner, Präsident des Zeitungsverlegerverbandes BDZV und Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlages, jedenfalls nicht abgeneigt. „Dieser Vorschlag ist interessant und diesem Vorschlag wohnt auch eine absolut richtige Idee inne“, so Döpfer. Er wolle dies prüfen, betont aber auch, dass die klare Trennung zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor dennoch erhalten bleiben muss.
„Super-Mediathek“ müsste einige Hürden überwinden
Auch wenn das Interesse der beteiligten Parteien besteht, müsste man bei der Schaffung einer solchen Plattform einige Stolpersteine aus dem Weg räumen. Zum einen wäre es eine riesige technische Herausforderung gegen die seit Jahren gut laufenden Websites wie Facebook und YouTube eine ähnlich gut ausgeklügelte Plattform auf die Beine zu stellen. „Da ist ja wirklich von der Informatik und der mathematischen Seite her sehr, sehr viel an Denkarbeit zu leisten. Sie haben natürlich dafür auch einen beachtlichen Aufwand des Gesetzgebers zu bedenken“, spricht Wilhelm gleich das zweite große Problem an. Um eine derartige Plattform zu schaffen, benötigt es nämlich einer Gesetzesänderung. Bereits in der Vergangenheit haben sich ARD und ZDF an einem ähnlichen Projekt mit Namen „Germany‘s Gold“ versucht. Allerdings legte das Bundeskartellamt Widerspruch dagegen ein.
Da der Vorschlag des BR-Intendanten grundsätzlich allerdings auf offene Ohren trifft, bleibt abzuwarten, ob sich die ARD gemeinsam mit den deutschen Verlagen irgendwann der Herausforderung einer eignen „Super-Mediathek“ stellen.
Kommentar schreiben