Facebook sorgt sich offenbar doch um die Datensicherheit seiner Nutzer: Das als Datenkrake bekannte Netzwerk ist nun dem Verein „Deutschland sicher im Netz“ (DsiN) beigetreten, um sich für mehr Sicherheit im Internet einzusetzen. In den USA hat Mark Zuckerberg derweil mit Präsident Barack Obama telefoniert und sich über die NSA beschwert.
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„Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber unseren mehr als 25 Millionen deutschen Nutzern sehr ernst, deshalb möchten wir uns aktiv einbringen, wenn es darum geht, die Datenkompetenz des Einzelnen und einen sicheren Umgang mit den neuen Technologien zu fördern“, kommentierte Gunnar Bender, Cheflobbyist bei Facebook in Deutschland den DsiN-Beitritt. „Wir freuen uns, gemeinsam mit Deutschland sicher im Netz Impulse setzen zu können und Handlungsempfehlungen zu bieten, die eine tatsächlich messbare Verbesserung der Sicherheit erzielen.“
Grund für den Beitritt in den Verein war nach Angaben von Horizont.net eine Umfrage, die TNS Emnid im Auftrag von Facebook durchgeführt hatte. Die Umfrage habe ergeben, dass viele Nutzer noch einen hohen Informationsbedarf zum Thema Selbstdatenschutz sehen. Die Mitgliedschaft in DsiN soll das eigene Engagement unterstreichen, sich für die Datenkompetenz der Nutzer einzusetzen. Eigentlich ein Engagement, welches gegensätzlich zu Facebooks bisherigem Auftreten steht: Das Netzwerk schien bisher darauf zu bauen, dass Nutzer alles teilen und jede Information über ihr Leben auf Facebook veröffentlichen.
Datenschutz auch in den USA ein Thema
Aber nicht nur hierzulande engagiert sich Facebook für den Datenschutz: Mark Zuckerberg hat vergangenen Mittwoch mit US-Präsident Barack Obama telefoniert, um seinem Frust über den NSA-Skandal Luft zu machen. Die Aktivitäten des eigenen Sicherheitsdienstes seien eine Bedrohung für das Internet, so Zuckerberg, und gefährden die Zukunft der Online-Community. Auch auf dem eigenen Netzwerk drückte der Facebook-Chef seinen Unmut aus. „Wenn unsere Techniker unermüdlich arbeiten, um die Datensicherheit zu erhöhen, sollten wir euch vor Kriminellen und nicht unserer Regierung schützen“, schrieb der Facebook-Chef in einem eigenen Post am Donnerstag. „Die US-Regierung sollte ein Verfechter des Internets und keine Bedrohung sein. Sie müssen wesentlich transparenter sein, was ihre Aktivitäten anbelangt, oder die Menschen werden vom Schlimmsten ausgehen.“
NSA-Jurist: Facebook hat von PRISM gewusst
Facebook stellt sich also selbst als ein Verfechter des Internets dar, der sich um die Sicherheit sorgt und Datenskandale verurteilt. Aber passt diese Rolle zu dem Netzwerk? Neue Informationen deuten, wie die FAZ berichtet, auf ein nicht ganz so heldenhaftes Verhalten. Demnach warf Rajesh De, Leiter der Rechtsabteilung des Geheimdienstes, in seiner AUssage zum Skandal einigen Internet-Unternehmen vor, über die NSA-Aktivitäten im Bilde gewesen zu sein. Dazu gehöre auch Facebook. Nach Aussage von De habe die Datensammelei mit dem NSA-Programm PRISM unter der „vollen Kenntnis und Unterstützung“ der Unternehmen stattgefunden. Ähnlich wie Zuckerberg hatte sich auch Googles Larry Page kürzlich über die Verfehlungen der Regierung beschwert und es als „enttäuschend“ beschrieben, „dass die US-Regierung das alles heimlich getan und uns nichts gesagt hat“. Mit „uns“, so Page auf Nachfrage, sei dabei nicht Google, sondern die Öffentlichkeit gemeint.
Wie ernst kann man Facebooks Sorge um seine Nutzer nehmen?
Nach dem Datenskandal scheinen die Bemühungen Facebooks, sich für Datenschutz und Sicherheit einzusetzen, recht eigennützig zu sein. Dabei ist es nicht ganz abwegig, dass das Netzwerk Schutzmechanismen entwickelt hat, um die Konten seiner Nutzer zu sichern. Schließlich würde mangelnde Sicherheit dazu führen, dass viele Menschen das Netzwerk von vornherein meiden. Zudem versucht Mark Zuckerberg offenbar sich und sein Unternehmen nun als den Verfechter des Internets darzustellen, dessen Rolle die Regierung verfehlt hat. Die neuen Informationen, die NSA-Jurist Rajesh De in seiner Aussage veröffentlichte, werfen aber ein anderes Licht auf Facebooks Rolle im NSA-Skandal. Dass das Netzwerk sich besonders viel Datenkompetenz von seinen Nutzern wirkt, ist zudem zweifelhaft: Schließlich sollen die Menschen immer noch viel von sich preisgeben, teilen und liken – würden sie das nicht tun, wäre Facebook schließlich gewissermaßen irrelevant.
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