Google hat sein soziales Netzwerk Google Plus fast schon mit Gewalt in das Leben der Nutzer gezwungen, indem es mit allen Diensten irgendwie verknüpft wurde. Die Nutzer reagierten verärgert über diese Entwicklung. Nun ist Google-Plus-Schöpfer Vic Gundotra zurückgetreten und das Team wird in neue Abteilungen verlegt. TechCrunch spricht sogar von einem „wandelnden Toten“.
Google Plus steht vor einer massiven Umstrukturierung: Nach acht Jahren Dienst hat Vic Gundotra, Schöpfer des sozialen Netzwerks, seinen Rücktritt von Google erklärt. Laut TechCrunch sprechen mehrere Insider von Plänen des Unternehmens, das Netzwerk künftig nicht mehr als eigenständiges Produkt, sondern als eine Plattform anzusehen. Das würde auch die Konkurrenz zu Facebook und Twitter beenden. Der Konzern dementiere diese Gerüchte aber: „Die heutige Meldung hat keinen Einfluss auf unsere Google-Plus-Strategie“, so das Unternehmen. „Wir haben ein unglaublich talentiertes Team, das weiterhin daran arbeiten wird, eine großartige Nutzer-Erfahrung auf Google Plus, Hangouts und Fotos zu schaffen.“
Google-Plus-Team wird umstrukturiert
Unabhängig von Gundotras Rücktritt und dem Dementi strukturiert Google aber anscheinend das Google-Plus-Team um. Ein Teil werde demnächst in ein neues Gebäude auf dem Firmengelände beziehen und somit auch örtlich verlegt. Strukturell soll das Hangouts-Team nach Insider-Informationen in das Android-Team eingegliedert werden. Auch das Fotos-Team soll folgen. Das bedeutet, dass zunehmend Arbeitskraft von Google Plus abgezogen wird. Stirbt die Plattform damit langsam weg? Nicht ganz, aber TechCrunch zieht den – durchaus treffenden – Vergleich zu einem Untoten und nennt das Netzwerk einen „wandelnden Toten“.
Mit der Umstrukturierung scheint Google auch auf den Zwang zu Google Plus zu verzichten. In den vergangenen Monaten sorgte das Unternehmen immer wieder für Ärger bei den Nutzern, indem es das Netzwerk zur Pflichtveranstaltung machte. So wurden alle Dienste mit dem Netzwerk verbunden, vor allem die Umstellung der Youtube-Kommentare sorgte für großen Frust. Google könnte diese Verbindungen nun wieder zurückfahren, wenn auch nicht für alle Dienste. Der E-Mail-Dienst Gmail soll weiterhin verknüpft bleiben.
Kein Frontend-Dienst mehr
Warum genau Gundotra zurückgetreten ist, scheint bisher unklar. Seiner eigenen Mitteilung zufolge lag die Entscheidung bei ihm, Insider sprechen aber davon, dass das Unternehmen sich von ihm getrennt habe. Die erzwungenen Integrationen von Google Plus in andere Google-Dienste soll im Unternehmen immer wieder zu Spannungen geführt haben.
Die angebliche Umstrukturierung führt dazu, dass Google Plus nicht mehr als Frontend-Dienst betrieben werden könnte. Die Plattform wird damit als eine Art „Hintergrundprogramm“ weiterlaufen. Die Auswirkungen der Nutzeraktivitäten auf Suchergebnisse sind bereits hinreichend bekannt und auch für andere Dienste könnte sich Google Plus noch als nützlich erweisen. Obwohl das Netzwerk nicht von der Bildfläche verschwindet, scheint Google doch mit seinem Netzwerk gescheitert zu sein.
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