Unterhaltungskanal, Marketinginstrument oder eine Art Toilettenwand des Internets? Von der Bedeutung des Kurznachrichtendienstes Twitter ist nicht jeder überzeugt – trotz dessen rasanten Wachstums. 155 Millionen 140-Zeichen-Beiträge („Tweets“) verschickt Twitter jeden Tag weltweit. Die Zahl der Nutzer wird inzwischen, fünf Jahre nach der Gründung des Dienstes, auf rund 200 Millionen geschätzt. Zehn Gründe, warum sich Marketing-Fachleute mit Twitter anfreunden sollten, stellt Amy Stark vor, Social Media Community Manager bei der Marketingagentur Kuno Creative im amerikanischen Bundesstaat Ohio.
- Twitter ist kostenlos, die Einstiegshürde ist niedrig. Fürs Schreiben und Lesen unterwegs benötigt der deutsche Nutzer zwar noch ein Smartphone. In Kürze will Twitter aber auch in Deutschland, wie in Nordamerika, ein SMS-Angebot für klassische Handys anbieten, sagte Vizepräsident Kevin Thau der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
- Twitter ist technisch anspruchslos, da es auf dem allgemeinen Internetprotokoll beruht.
- Die potentielle Reichweite ist enorm. Von weltweit sechs Milliarden Menschen verfügen vier Milliarden über Computer und Telefone, mit denen sie Twitter grundsätzlich nutzen können. Noch bevor in abgelegenen Regionen der Welt, in denen es keinen elektrischen Strom gibt, verkabelte Telefonverbindungen aufgebaut werden, entstehen dort Handynetze.
- Die Software ist Open Source. Da Twitter den Programmcode veröffentlicht, können Programmierer in aller Welt Apps entwickeln. Bei mehr als 70.000 schon bestehenden Apps kann man davon ausgehen, dass die Entwicklergemeinde auch Twitter-Programme weiterentwickeln wird.
- Kurze Nachrichten liegen im Trend. In der öffentlichen Kommunikation und in den Medien werden die Statements im Laufe der Jahre immer kürzer. So ist etwa die Länge der O-Töne von Politikern im US-Fernsehen von 43 Sekunden im Jahr 1968 auf acht Sekunden 1996 zurückgegangen, schreibt die Zeitung „Bosten Globe“.
- Twitter vervielfacht. Menschen mit Einfluss wie Politiker, Prominente und Industriebosse sind bei Twitter angemeldet. Sie sind Multiplikatoren, die die Aufmerksamkeit für eine Marke steigern können.
- Die Intelligenz der Vielen ist bei Twitter versammelt. Verschiedene Studien, schreibt Social-Media-Expertin Amy Stark, hätten belegt, dass verteilte Laien für Probleme häufig bessere Lösungen finden als eine geschlossene Gruppe von Experten.
- Twitter ist eine Super-Plattform für Soziale Medien. Während es eine Reihe von Nutzern anderer Social-Media-Plattformen wie Facebook gibt, die lediglich bei diesem einen Angebot angemeldet sind, sind Twitter-Nutzer in mindestens einer weiteren Plattform aktiv.
- Tweets in Echtzeit. Nachrichten, Ideen, Marken-News oder auch Gerüchte – alles verbreitet Twitter mit Lichtgeschwindigkeit. Kombiniert mit dem Super-Status sickern die Tweets schnell in die anderen Social-Media-Netzwerke ein.
- Twitter verknüpft unterschiedliche soziale Interessen. In der Geschichte der Menschheit gab es wohl kaum eine so einfache Möglichkeit, verschiedene soziale Strömungen und Interessen zusammenzubringen. Jeder Mensch mit einem entsprechenden Gerät und einer Datenverbindung kann sich daran beteiligen.
Der amerikanische Talkmaster David Letterman hatte sich noch 2009 über Twitter lustig gemacht. Tweets seien womöglich radioaktiv, und dem Nutzer würden beim Twittern die Daumen abfallen, unkte er. In jedem Fall markiere Twitter das Ende der Zivilisation, mehr noch als der weltweite Klimawandel. Mit dieser Einschätzung dürfte Letterman wohl auf dem Holzweg gewesen sein.
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