Bisher werden in der Twitter-Timeline Tweets chronologisch angezeigt und somit können User immer sehen, was aktuell bei den Twitter-Nutzern passiert, denen sie folgen. Das soll sich nun aber ändern, da Twitter an seinem Timeline-Algorithmus herumschraubt.
(Bildquelle Twitter schwarz: Andreas Eldh via Flickr, Bildausschnitt, bestimmte Rechte vorbehalten)
„Twitter darf nicht Facebook werden“
Die ersten Aufschreie der Twitter-User sind bereits zu hören, beziehungsweise zu lesen. Viele befürchten, dass Twitter wie Facebook wird, dessen Newsfeed viele Nutzer kritisieren. Die Tweets gehen von der Forderung „Twitter darf nicht Facebook werden“ über direkte Nachrichten und Bitten an Twitter „No, @twitter, please don't do that. It's exactly what I dislike about Facebook“ (Nein, @twitter, bitte mach das nicht. Das ist genau das, was ich an Facebook nicht mag”) bis hin zu der Prophezeiung „wenn twitter sich jetzt echt facebook anpasst, wird dies das ende von twitter sein!“
Andere sagen etwas deutlicher ihre Meinung auf Twitter. Äußerungen wie „Ich will das nicht!“, „Das find ich gar nicht gut“, „ätzend“ oder „Das ist doch bescheuert“ ließt man diese Tage öfter bei den Twitter-Nutzern zu diesem Thema.
Grund zur Panik für Twitter-Nutzer?
Doch sind diese Befürchtungen um die Änderungen bei Twitter berechtigt? Nur bedingt, muss man sagen. Schließlich ist noch nichts passiert, die Timeline-Änderungen sind nur Gerüchte und allenfalls in der Testphase.
Ausgelöst wurde die Twitter-Panik unter anderem von einem Artikel auf TechCrunch, in dem über die Timeline-Änderungen berichtet wurde. Anscheinend wurde dieser aber von anderen Medien und den Twitter-Nutzern nicht gründlich genug gelesen, denn – praktischerweise auch über Twitter – schreibt TechCrunch selbst, „Die Timeline von Twitter könnte algorithmischer werden, aber verfallt noch nicht in Panik“:
Liebe Twitter-User: Ruhe bewahren!
Für die Twitter-User heißt es trotz allem also: erst einmal tief durchatmen und die Fakten checken. Ja, Twitter beeinflusst die Timeline seiner User, aber dies schon seit geraumer Zeit. Im Hilfe-Center kann dies auch nachgelesen werden. Dort schreibt Twitter, dass neben den Tweets der Accounts, denen man folgt, auch andere angezeigt werden:
„Außerdem fügen wir möglicherweise auch einen Tweet, einen Account, dem Du folgen solltest oder sonstige beliebte bzw. relevante Inhalte zu Deiner Timeline hinzu. Das bedeutet, dass Dir manchmal Tweets von Accounts angezeigt werden, denen Du nicht folgst. Wir wählen jeden Tweet anhand vieler Faktoren einschließlich der Beliebtheit und der Interaktion von Personen in Deinem Netzwerk damit aus. Unser Ziel besteht darin, Deine Timeline auf der Startseite noch bedeutungsvoller und interessant zu gestalten.“
Zudem werden die Änderungen in der Twitter-Timeline momentan nur als „Experiment“ bezeichnet, dessen Auswirkungen bereits gelegentlich an die Oberfläche kommen, wenn in der eigenen Timeline doch einmal ein fremder Tweet auftaucht. TechCrunch schreibt allerdings, dass sich Twitter selbst noch nicht zu jeglichen Änderungen geäußert hat, weshalb eine vorzeitige Panik unangemessen ist.
Noch ist nichts entschieden bei Twitter
Letztendlich bleibt abzuwarten, wie das Experiment von Twitter läuft, ob es als positiv gewertet wird, wie die Änderung umgesetzt wird und welche Vor- oder Nachteile diese den Usern bringen. Niemand weiß, wie gut der Algorithmus funktioniert, ob er den Nutzern auch wirklich Inhalte zeigt, die sie persönlich sehen möchten oder ob letztendlich der SPAM auf Twitter zunimmt.
Es ist verständlich, dass viele Twitter-User Angst haben, einen Haufen Tweets angezeigt zu bekommen, die sie nicht interessieren, doch sollte Twitter einen dermaßen intelligenten Algorithmus entwickeln, der den Nutzern tatsächlich einen Mehrwert bringt, dürfte so ziemlich jeder davon profitieren. Auch die Menge der fremden Posts wird eine Rolle spielen. Werden nur gelegentlich Posts von Usern angezeigt, denen man nicht folgt, dürften die Änderungen relativ erträglich sein.
Die Hauptvoraussetzung ist also der Mehrwert, den Twitter seinen Nutzern mit einer algorithmischen Timeline bieten muss. Sollte das soziale Netzwerk diese jedoch nicht erfüllen, könnten sich viele Nutzer nach einer Alternative umschauen, denn ein Facebook mit 140 Zeichen wollen die wenigsten haben.
Update, 04.09.2014
Die Gerüchte über die Algorithmus-Änderung bei Twitter hatten unter den Nutzern sehr hohe Wellen geschlagen. Jetzt äußert sich CFO Anthony Noto im Rahmen eines öffentlichen Auftrittes.
Wie t3n berichtet, geht es dem Kurznachrichten-Dienst primär darum, Beiträge mit interessanten Inhalten nach vorne zu bringen. Diese gehen laut Noto durch die chronologische Anordnung teilweise verloren. Ziel der Änderung sei es, mehr Relevanz und Kontext zu schaffen. CEO Dick Costolo erklärte über Twitter, dass das Anzeigen von Tweets, die von anderen Usern favorisiert wurden, nur dann geschieht, wenn es trotz mehrfacher manueller Aktualisierung der Timeline keine neuen Beiträge gibt.
CFO Anthony Noto deutet zudem bei dem Auftritt an, dass eine Gruppen-Chat-Funktion in Arbeit sei, womit Diskussionen in einen privateren Bereich verlagert werden können. Bevor diese Funktion und die Änderung des Algorithmus jedoch eingeführt werden, werden sie entsprechend ausführlich getestet. Einen Termin für die Einführung der Veränderungen wurde allerdings nicht bekannt gegeben.
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