Bereits im April gab es erste Anzeichen dafür, dass sich Facebook für den Payment-Sektor interessiert. Damals hatte der Social-Media-Dienst eine Banklizenz für Europa beantragt. Nun sind erste Anzeichen für eine Payment-Funktion aufgetaucht.
Facebook und der Weg zum Payment
Nachdem Facebook den Antrag für eine Banklizenz gestellt hatte, wurde im Juni der ehemalige PayPal-Präsident David Marcus ins Boot geholt. Sofort wurden wieder Spekulationen laut, dass Facebook einen Einstieg in den Payment-Sektor plane. Eingesetzt wurde Marcus im M-Commerce-Bereich, wo er sich erhoffte, wieder mehr an der Entwicklung neuer Produkte beteiligt sein zu können. Beste Voraussetzungen also, um Facebook als Bankkonto nutzen zu können. Im September entdeckte dann der Sicherheitsforscher Jonathan Zdziarski das erste Mal den Payment-Code im Facebook Messenger:
Not necessarily the best design to keep credit card details in Objective-C objects in resident memory. But meh. pic.twitter.com/aIUpovBkB1
— Jonathan Zdziarski (@JZdziarski) 9. September 2014
Nun wagte sich ein zweiter Hobby-Hacker daran, das neue Feature ausfindig zu machen und entdeckte es mithilfe des Entwicklertool Cycript. Der Stanford-Student Andrew Aude erkundete die Funktion ein wenig und konnte sogar einige Details herausfinden. So soll das Versenden von Geld mit Facebook so einfach sein, wie das Verschicken eines Fotos. Aude erklärte TechCrunch gegenüber, dass für Transaktionen einfach die gewünschte Menge Geld eingegeben wird und dann muss der User nur noch auf „Senden“ drücken. Jegliche Transaktionen sollen dabei privat bleiben und nicht im News Feed angezeigt werden.
Ein weiterer Twitter-User stellte ein erstes Demo-Video des Facebook Messenger Payment online.
Weitere Details zum Facebook Messenger Payment
Momentan soll die neue Facebook-Funktion nur für EC-Karten eingerichtet sein. Wie auf TechCrunch zu lesen, vermutet Andrew Aude, dass dies mit den relativ geringen Transaktionskosten für dieses Zahlungsverfahren zusammenhängt. Nach den Berechnungen von Aude würde jede Facebook-Überweisung dem Unternehmen 0,40-0,50 Dollar kosten. Ob Facebook dann selbst Gebühren erhebt, ist noch nicht klar, doch diese könnten sich mit der Zeit auf 1 Dollar belaufen.
PayPal könnte ebenfalls als Bezahloption angeboten werden, da Aude einen entsprechenden Code entdeckt hat. Außerdem wäre zu lesen gewesen, dass Facebook den Dienst erst einmal nur als P2P-Service anbietet, später aber auch Gruppen-Zahlungen möglich sein sollen. Vorerst wird das Facebook Messenger Payment daher so ähnlich wie SquareCash funktionieren:
@Facebook Messenger has P2P payments coming. @SquareCash style. pic.twitter.com/3NuXuuaMMC
— Andrew Aude (@andyplace2) 4. Oktober 2014
Wann das neue Facebook-Feature der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, ist noch unbekannt, doch allzu viel Zeit darf sich Facebook damit nicht lassen. Sowohl im Payment-Sektor als auch unter den Messaging-Diensten, herrscht ein erbitterter Krieg um die Vorherrschaft.
In den Payment-Sektor steigen immer mehr Unternehmen ein, welche nicht vordergründig mit Transaktionen von Geld zu tun haben, wie Apple mit seinem Service Apple Pay, Google oder Amazon. Auch unter den Messenger-Diensten ist der Konkurrenzdruck groß. Kritik am Facebook Messenger und Whatsapp lassen andere Services ihre Chance wittern und ihren Einfluss geltend machen. Ebenfalls mit dabei sind Apple und Google, doch auch die Konkurrenz aus Fernost WeChat von Tencent und Rakutens Viber schläft nicht.
Hat Facebook Messenger Payment eine Zukunft?
Zudem herrscht zwischen Twitter und Facebook bereits ein Wettrennen um den Online-Handel. Beide Social-Media-Dienste tüfteln jeweils mit dem Payment-StartUp Stripe an einem „Kaufen“-Button für ihre Plattformen.
Ob sich Facebook mit seinem Messenger im Payment-Sektor durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Schließlich wird das Unternehmen stetig aufgrund seines „eigenwilligen“ Datenschutzes und seines Rufes als „Datenkrake“ kritisiert. Will man als User solche einem Unternehmen tatsächlich auch noch die eigenen Kontodaten überlassen?
Solange allerdings keine Alternativen von anderen Unternehmen angeboten werden, könnte das einfache Verschicken von Geld über die Messenger-App für viele seine Vorteile haben. Schließlich müsste man dann nicht einmal die Anwendung wechseln und könnte bequem seine Transaktionen durchführen.
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