Browsen mit Chrome, Mailen mit Gmail, Werben mit PLAs – Google ist in den 15 Jahren seines Bestehens zu einem echten Multitalent avanciert. Mit einer Hotel-Suche geht der Internet-Riese einen weiteren Schritt in Richtung Web-Herrschaft. Da stellt sich die Frage: Ist Google überhaupt noch eine Suchmaschine?
Das jüngste Google-Baby ist also ein kürzlich in Deutschland eingeführter Hotelfinder, der bei der Suche nach Hotels direkt unter den Adwords-Anzeigen und über den organischen Suchergebnissen angezeigt wird. Wer ein Zimmer benötigt, kann dort den Reisezeitraum sowie die gewünschte Preisklasse eingeben und wird flugs zu Liste von Hotels mitsamt Karte weitergeleitet.
Hotelfinder findet Anzeigen
Ganz oben in der Auflistung finden sich – natürlich – Anzeigen. Anschließend können die Ergebnisse durch verschiedene Auswahlkriterien wie Ausstattung und Bewertungen gefiltert werden. Ein Klick auf das gewünschte Hotel bringt den User jedoch nicht auf die Webseite des Anbieters, sondern auf eine googleinterne Übersichtsseite mit weiteren Informationen. Ähnlich wie bei der neuen Bildersuche sollen die Nutzer offenbar so lange wie möglich auf Google-Seiten gehalten werden.
Ein auffälliger Button weist zudem auf eine Buchungsfunktion über externe Anbieter wie Expedia.de und Booking.com hin. Um den Link zur Hotel-Seite zu finden, muss man schon genauer hinsehen.
Eigentlich handelt es sich bei dem Hotelfinder um ein praktisches Tool. Doch ist es auch das, wonach der User gesucht hat?
Nach der Eingabe eines Suchbegriffes erscheinen bei Google mehr und mehr Anzeigen und andere Inhalte über den organischen Treffern, in denen Nutzer doch eigentlich die passendsten Webseiten ohne monetäre Hintergründe finden wollen.
Bezahlinhalte in organischer Google-Suche?
Glaubt man dem Google-Konkurrenten Microsoft, ist selbst dieser Teil der Suchergebnisse nicht mehr frei von Bezahlinhalten. Wahrscheinlich nicht ganz uneigennützig warnte der Bing-Anbieter bereits 2012 in der Kampagne „Scroogled“ vor Werbung in den organischen Ergebnissen bei der mit Abstand meistgenutzten Suchmaschine der Welt.
Aktuell warnt die Kampagne, die ihren Namen dem skrupellosen Geschäftsmann Ebenezer Scrooge aus der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens zu verdanken hat, davor, dass Google die Mails bei Gmail nach werberelevanten Informationen durchsucht und diese für personalisierte Anzeigen durchsucht.
User auf der Suche
Das ist erst mal nichts Neues und Google ist bei Weitem nicht der einzige Internet-Konzern, der Daten verwertet und für Marketing-Zwecke einsetzt. Und dennoch stellt sich die Frage, wie weit die User noch herunter scrollen wollen, um die gewünschten Treffer zu bekommen, die möglicherweise doch nicht so ganz organisch sein könnten.
Mit einem weltweiten Marktanteil von über 90% (statista / Stand August 2012) braucht sich die Suchmaschine bisher kaum vor Nutzerschwund zu fürchten. Doch perspektivisch gesehen stellt sich schon die Frage, wo es die User hinzieht, wenn sie tatsächlich eine Suchmaschine benötigen, die ihnen schnell die relevantesten Treffer anzeigt.
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Mich würde auch nicht wundern, wenn Google aus Google Shopping mehr als nur die aktuell vorgestellte Plattform bietet, sondern Richtung Amazon Marketplace.
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