Wegen Temu und Shein: Verliert der Black Friday an Bedeutung?

Veröffentlicht: 22.11.2024
imgAktualisierung: 22.11.2024
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 3 Min.
22.11.2024
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Geschenk in schwarzem Geschenkpapier und mit roter Schleife und Geschenkanhänger mit „Black Friday Sale“-Schriftzug
spukkato / Depositphotos.com
Die Umsätze im Handel steigen rund um die Aktionstage Ende November an. Dennoch haben die Schnäppchentage weniger Reiz, zeigt eine Studie.


Die asiatischen Plattformen Temu und Shein locken ganzjährig mit günstigen Angeboten – und das führt auch dazu, dass ein Teil der Konsument:innen den berühmten Aktionstagen Black Friday und Cyber Monday etwas weniger Bedeutung beimisst: 16 Prozent der Online-Shopper:innen erklärten, dass sie wegen der günstigen Angebote auf Temu und Shein keinen Black Friday nötig hätten, ermittelte die Preisvergleichsplattform Idealo.

Einen ähnlichen Trend beobachtet auch das Handelsforschungsinstitut IFH Köln. Demnach habe sogar jeder Vierte wegen Temu und Shein weniger Interesse an den Black-Week-Aktionen. „Wenn andere Plattformen ganzjährig Dauerniedrigpreise bieten, wird die Bedeutung von Superrabatttagen wie dem Black Friday für die Konsumenten geringer. Wieso auf Ende November warten, wenn man bei Temu und Co jederzeit günstig shoppen kann?“, gibt Handelsexperte Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH, laut der Deutschen Presseagentur zu bedenken.

Black Friday weiterhin starker Shopping-Magnet – vor allem für hochwertige Waren

Doch für die Mehrheit scheint das nicht zutreffend. Der Black Friday sorgt weiterhin für erheblich mehr Traffic in Online-Shops: Die Aufrufe steigen im Durchschnitt und verglichen mit einem normalen Tag um 84 Prozent an. Bereits in den Tagen davor steigt der Traffic um etwa ein Fünftel, der Black Friday bildet aber weiterhin den Höhepunkt. Und es wird auch mehr gekauft: Die Conversions steigen von 2,27 Prozent im Jahresdurchschnitt auf 3,88 Prozent. Der Bestellwert wächst um gut ein Viertel – von 101,40 Euro auf 128,50 Euro. Das zeigen Analysen der Softwarefirma Uptain.  

Auch die Idealo-Studie bescheinigt, dass weiterhin die Mehrheit der Konsument:innen gern auf Schnäppchenjagd geht. Das gilt vor allem für Markenware – 57 Prozent halten rund um den Black Friday nach den entsprechenden Artikeln Ausschau, 37 Prozent wollen hochpreisige Produkte kaufen. „Chinesische Plattformen gewinnen an Bedeutung, sind jedoch keine echte Alternative zu bekannten Aktionstagen wie dem Black Friday – dem beliebtesten Shoppingevent der Deutschen. Zwar locken Billigmarktplätze mit niedrigen Preisen, allerdings zeigen Berichte, etwa von der Verbraucherzentrale, dass immer wieder Produkte minderwertiger Qualität verkauft werden. Wer bei hochwertigen Produkten sparen möchte, nutzt Events wie den Black Friday oder vergleicht das ganze Jahr über Preise bekannter Marken und Online-Shops“, erläutert Florian Kriegel von Idealo.

Präziser Angebotsvergleich

Allerdings wägen Shopper:innen die Black-Friday-Angebote viel genauer ab. So bleibt die Conversionrate kurz vor dem Aktionstag ungefähr auf dem Niveau des Jahresdurchschnitts und steigt am Aktionstag deutlich an. Gleichsam werden Angebote in Online-Shops häufiger über das Schließen eines Tabs oder Fensters verlassen, deutlich seltener hingegen über die „Zurück“-Taste. Uptain zufolge lässt dieses Kaufabbruchverhalten darauf schließen, dass die Konsument:innen sehr aktiv Angebote vergleichen und dabei teilweise Entscheidungsschwierigkeiten haben.

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Die schiere Anzahl an Angeboten würde viele überfordern und zu der sogenannten Fear of Better Options führen. „Für Online-Shops könnte es sich deshalb anbieten, die Konsumenten mithilfe von Preisgarantien zu überzeugen“, rät Uptain-CEO Julian Craemer. Auch Zusatzrabatte und Service-Angebote sind eine Möglichkeit. Punkten können Händler:innen also, indem sie ihrer Kundschaft das Gefühl vermitteln, dass diese bei ihnen das beste Angebot findet. 

Ob das Modell Black Friday aber langfristig Erfolg hat, bleibt abzuwarten. So ergab eine Untersuchung, dass Händler:innen zwar an dem Aktionstag mehr Umsätze machen – unterm Strich jedoch weniger einnehmen als gedacht.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 22.11.2024
img Letzte Aktualisierung: 22.11.2024
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Hanna Behn

Hanna Behn

Hanna analysiert Trends im digitalen Handel und beleuchtet Leadership-Themen sowie persönliche Geschichten aus dem Alltag von Händler:innen.

KOMMENTARE
2 Kommentare
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Robert
25.11.2024

Antworten

Ich schätze gezielte Aktionstage wie den Cyber Monday oder Black Friday deutlich mehr als den allgegenwärtigen "Geiz-ist-geil"-Trend, der das ganze Jahr über dominiert. Plattformen wie Temu und Shein bieten nicht nur günstige Preise, sondern setzen auf extrem billig produzierte Ware, die oft von zweifelhafter Qualität ist. An solchen Aktionstagen geht es hingegen meist darum, Lagerbestände zu reduzieren. Händler sind bereit, Artikel zu stark reduzierten Preisen anzubieten, um Platz für neue Produkte zu schaffen, die später wieder zu regulären Konditionen verkauft werden. Der Vorteil dabei: Man kann an diesen Tagen hochwertige Produkte deutlich günstiger erwerben. Vor allem im Bereich Elektronik oder Haushaltswaren lassen sich qualitativ gute Modelle zu attraktiven Preisen finden. Gerade der Black Friday kurz vor Weihnachten bietet eine ideale Möglichkeit, Geschenke mit hoher Qualität zu einem fairen Preis zu kaufen. Was jedoch zunehmend nervt, ist die Flut an „Angeboten“, die den eigentlichen Gedanken des Black Friday verwässern. Drogerieprodukte oder Alltagsartikel wie Zahnpasta gehören für mich nicht dazu – was nützt mir eine Zahnpasta, die für einen Tag 60 % günstiger ist, wenn ich sie ohnehin regelmäßig brauche? Ähnlich absurd wird es aktuell in manchen Möbelhäusern: Dort hängen so viele Black Friday Rabatt-Schilder, dass man sich wie in einem Hindernisparcours fühlt, statt entspannt nach einer neuen Couch zu suchen. Für mich sind solche Aktionstage eine Chance, Dinge zu günstigen Preisen zu ergattern, die ich nicht ständig brauche, die aber trotzdem Freude bereiten. Wer hingegen auf Plattformen wie Temu und Shein setzt, sollte sich später nicht beschweren, wenn die Qualität der Produkte zu wünschen übrig lässt.
Ivonne
25.11.2024

Antworten

Also von meiner Seite aus kann ich sagen, dass Temu und co. keinen Einfluss auf meine Kaufentscheidungen beim Black Friday haben, sondern die Angebote. Ich bin aber nicht mit der Flut überfordert. Viele Dinge, die ich auf meiner Liste habe, hatten keinen, keinen Nennenswerten oder keinen besseren Rabatt, wie das ganze Jahr über mit Sommer Sale, Oster Sale etc.. (5-20%) Daher bleibt meine "Kaufwut" aus. Hatte teilweise auch schon bessere Rabatte an Prime Days oder Cyber Mondays. Daher ist für mich persönlich der Black Friday eher irrelevanter geworden als große Rabattschlacht, weil es es zumindest für mich keine Rabattschlacht ist.