Weniger Sichtbarkeit bei Google: Was kleine Shops jetzt tun müssen

Veröffentlicht: 17.04.2025
imgAktualisierung: 17.04.2025
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 5 Min.
17.04.2025
img 17.04.2025
ca. 5 Min.
Google-Website mit Zoom auf die Suchleiste
bigtunaonline / Depositphotos.com
Google-Suchen enden wegen KI immer häufiger ohne Klicks für Websites. Händler müssen ihre SEO-Strategien anpassen. Aber wie?


KI-Tools können schnell und einfach Fragen beantworten, Inhalte finden oder nützliche Informationen liefern – und damit ziemlich genau das leisten, wozu viele Menschen die Google-Suche anwerfen. Deshalb setzt auch der Suchmaschinenriese verstärkt auf künstliche Intelligenz. Im Mai des letzten Jahres wurde KI Overview eingeführt – mit der Funktion sehen Google-Nutzer:innen ganz oben in den Suchergebnissen eine mit KI erstellte Antwort auf ihre Suchanfrage. Seit Ende März ist das Tool auch in der deutschen Suche zu finden.

Was aus Nutzersicht erstmal praktisch klingt, sorgt bei Websites – also jenen, die Inhalte generieren – teils für massive Traffic-Einbrüche, wie Fälle aus den USA zeigen. Wie KI die Suchlandschaft und Customer Journey verändert und mit welchen SEO- und SEA-Strategien Online-Händler:innen ganz konkret gegensteuern sollten, verrät Online-Marketing-Profi Uli Zimmermann, Gründer der Agentur eMinded, im Interview.

Traditionelle Suchmaschinenoptimierung verliert an Bedeutung

OnlinehändlerNews: Google zeigt zunehmend KI-generierte Ergebnisse in den Suchergebnissen an. In den USA wird sogar eine reine KI-Suche getestet. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung für klassische SEO- und SEA-Strategien? Werden die typischen Linklisten und Rankings bald der Vergangenheit angehören? 

Uli Zimmermann: Die Integration von KI in den Suchergebnissen zwingt uns dazu, klassische Strategien neu zu denken. Zero-Click-Suchen nehmen deutlich zu und gerade im oberen Funnel wird traditionelles SEO damit weniger relevant. Das betrifft vor allem Inhalte, die früher auf reine Informationsabfragen gesetzt haben. Für Geschäftsmodelle, die stark von Google-Traffic abhängig sind, wird es problematisch – ein Phänomen, das wir in der Vergangenheit beispielsweise schon im Affiliate-Marketing beobachten konnten. 
Konkret für SEO bedeutet das: Der Traffic wird tendenziell weniger, dafür aber hochwertiger.  Online-Händler sollten ihre Strategie also dahingehend optimieren.

Wie verändert sich die Sichtbarkeit von Produktseiten und Online-Shops durch KI-generierte Suchergebnisse?

Es ist gut möglich, dass klassische Produktseiten künftig weniger direkten Traffic erhalten. Dafür nehmen produktbezogene Darstellungen, sprich Shopping, einen größeren Teil dieses Traffics ein. 

Für Online-Shops bedeutet das: Sie müssen stärker in technische Grundlagen investieren, das heißt, Feeds optimieren und strukturierte Daten konsequent bereitstellen. KI-basierte Systeme greifen zunehmend auf diese Datenquellen zurück – wer hier sauber arbeitet, hat die besseren Chancen.

 

Wie verändert sich die Customer Journey durch KI-Suchergebnisse – und wie sollten Online-Händler darauf reagieren?

Die Customer Journey wird kürzer, vor allem in der Informationsphase. KI liefert dort direkte Antworten und verlagert den klassischen Rechercheprozess in die Suchmaschine. Für Händler stellt sich nun die entscheidende Frage: Wie schaffe ich es, in diesem Recherche- und Entscheidungsprozess sichtbar zu sein? Denn wenn Suchende den Online-Shop besuchen, ist die Entscheidung in der Regel schon getroffen. Heißt im Umkehrschluss, den Aufbau der Suchergebnisse analysieren, Potenziale wie Shopping wahrnehmen und anstreben, schon im Rechercheprozess, der „Messy Middle“, sichtbar zu sein.

Kleine Shops müssen ihre Nische kennen und beherrschen

Wie können denn kleinere Shops ohne starke Markenbekanntheit trotz KI-Suchergebnissen weiterhin Reichweite aufbauen?

Indem sie schneller und flexibler reagieren. Vor allem aber, indem sie ihre Nische genau kennen und beherrschen. Auch kleinere Shops müssen strukturierte Daten zukünftig stärker priorisieren, um sichtbar zu bleiben bzw. zu werden. Zudem spielt die gezielte Stärkung der eigenen Marke eine zunehmend wichtige Rolle, um von der Suchmaschine als Autorität auf seinem Gebiet wahrgenommen zu werden

Welche SEO-Maßnahmen sind für Online-Händler:innen jetzt besonders wichtig, um auch in einer KI-dominierten Suche noch organisch gefunden zu werden?

Wie schon erwähnt, spielen für Online-Händler:innen die Optimierung von Produktfeeds und strukturierte Daten eine noch wichtigere Rolle. Außerdem gilt: voller Fokus auf den unteren Teil des Funnels, wo potenzielle Kunden mit konkreter Kaufabsicht unterwegs sind. Zudem sollten Online-Händler gleichzeitig in den Markenaufbau investieren, denn starke Brands haben in der Suchmaschinenoptimierung und auch innerhalb von KI-Suchergebnissen überdurchschnittlich gute Chancen auf Sichtbarkeit.

Was genau müssen Shop-Betreiber:innen beim Umgang mit strukturierten Daten beachten?

Strukturierte Daten sind längst kein Nice-to-have mehr, sondern unabdingbare Pflicht. Das betrifft das klassische Shopping und gleichzeitig visuelle Suchformate wie Google Lens, das mittlerweile rund 20 Milliarden Suchen pro Monat zählt. Darüber hinaus sollten Shop-Betreiber auch das Thema Tracking im Blick behalten: Ich rate dazu, Google Ads genügend Datenpunkte zur Verfügung zu stellen. Nur dann können PMAX- und Demand-Gen-Kampagnen sauber ausgespielt werden und der Algorithmus effektiv arbeiten.

Investition in Markensichtbarkeit lohnt sich

Zitat Uli Zimmermann: Mein Appell an Shop-Anbieter: weg von der Optimierung auf viel Traffic, hin zur Optimierung auf höhere MarkensichtbarkeitWelche Rolle spielt Content rund um Produkte, z. B. Ratgeber, Kaufberatungen, Anleitungen, künftig im SEO-Mix von Shops?

Content rund um Produkte ist unabdingbar und spielt eine größere Rolle denn je, vor allem, um als Autorität in seiner Nische wahrgenommen zu werden. Es geht um hilfreiche Inhalte, die einen wirklichen Mehrwert bieten, sprich Formate wie Ratgeber oder Anleitungen. Wichtig ist dabei auch, über den Tellerrand – oder in dem Fall, den eigenen Shop – hinauszublicken. Online-Händler sollten abseits ihrer Shops, z. B. auf Produkttest-Seiten oder auf YouTube, nützliche Inhalte bereitstellen. Mein Appell an Shop-Anbieter: weg von der Optimierung auf viel Traffic, hin zur Optimierung auf höhere Markensichtbarkeit.

Verändern sich Anzeigenstrategien, wenn Google KI-Übersichten prominenter zeigt? Wie könnten sich die Kosten für Google-Anzeigen entwickeln?

Google wird sich mit KI-Übersichten nicht das eigene Werbegeschäft kaputtmachen. Mit Kampagnenformaten wie Demand Gen schafft Google Ads neue Flächen im Display Netzwerk, z. B. YouTube Shorts, die bislang noch nicht so stark überbucht sind. Das sorgt für mehr Sichtbarkeit im oberen Funnel. Spannend bleibt es aber vor allem am Ende der Journey. Nah an der Kaufentscheidung wird es vermutlich in Zukunft noch teurer. Man kann davon ausgehen, dass hier die Klickpreise weiter steigen, wohl wissend, dass der Traffic dort eben auch deutlich besser vorqualifiziert ist. Wer saubere Daten liefert und Kampagnen clever optimiert, kann hier trotzdem erfolgreich sein – auch wenn die Kosten steigen.

Vielen Dank für das Gespräch!


Über den Interviewpartner:

Uli Zimmermann, eMindedUli Zimmermann ist Gründer und Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur eMinded. Mit seinem Experten-Team hilft er seinen Kunden, mit überdurchschnittlicher Performance erfolgreich zu wachsen. Dabei orchestriert eMinded die gesamte Bandbreite der relevanten Kanäle von Google und Social Ads bis hin zu SEO und versteht sich nicht nur als Performance-Profi, sondern zudem als Berater und Businesspartner mit der Erfahrung aus über 300 Kundenbeziehungen. 

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 17.04.2025
img Letzte Aktualisierung: 17.04.2025
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Hanna Behn

Hanna Behn

Expertin für Handel & Unternehmertum

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1 Kommentare
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Michael Neue
24.04.2025

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Kurz zusammengefasst: Zahlt an Google oder ihr findet auf Google nicht mehr statt. Das hätte man auch wesentlich kürzer formulieren, aber Marketing Bros erzählen gern von Funnels und Journeys.