Amazon betreibt in der Schweiz keinen eigenen Marktplatz und ab dem 26. Dezember wird das Unternehmen Kunden in der Alpenrepublik auch nicht mehr beliefern. Ab dem Tag seien Kunden vom Shopping auf Amazon.com ausgeschlossen, berichtet Watson.ch. Das habe der US-Konzern seinen Schweizer Kunden per Mail mitgeteilt. Lediglich auf digitale Angebote wie beispielsweise Hörbücher sollen die Kunden nach dem Stichtag noch zugreifen können.
Amazon begründet die Entscheidung mit den Neuerungen durch das Schweizer Mehrwertsteuergesetz, die ab 2019 gelten. Der Bundesrat hatte im Sommer beschlossen, dass Versandhändler, die jährlich mehr als 100.000 Franken Umsatz erzielen, Mehrwertsteuern in der Schweiz zahlen müssen. Die Schweizer Regierung will damit für gleiche Bedingungen zwischen Schweizer und ausländischen Händlern sorgen.
Europäische Plattformen stehen weiter zur Verfügung
Bisher kann Amazon Sendungen mit einem Wert von bis zu 65 Franken abgabefrei in die Schweiz liefern. Experten gehen davon aus, dass Amazon.com einen Umsatz von 65 Millionen Franken in der Schweiz erreicht. Die europäischen Marktplätze werden aber offenbar von den Kunden häufiger genutzt: Den Umsatz von Amazon.de schätzen die Experten zehn Mal höher ein.
Amazon selbst habe in seiner E-Mail auf die europäischen Marktplätze wie etwa Amazon.de, Amazon.fr oder auch Amazon.co.uk verwiesen, die weiterhin in die Schweiz liefern werden. Watson.ch merkt allerdings an, dass das Produktangebot auf diesen Marktplätzen im Vergleich zu den 300 Millionen erhältlichen Artikeln auf dem US-amerikanischen Marktplatz deutlich geringer ausfalle.
Keine Auswirkungen auf den Wettbewerb in der Schweiz
Mit großen Auswirkungen durch die Entscheidung rechnet man zumindest in der Politik offenbar nicht. „Natürlich wird jetzt der eine oder andere Schweizer Online-Händler jubeln, weil er sich über den Schritt der Amerikaner freut“, meint etwa Marcel Dobler, FDP-Nationalrat und Digitec-Gründer. „Aber zu glauben, dass der Wettbewerb im Online-Handel abnimmt, wäre eine Illusion.“
Amazon gehe mit gutem Beispiel voran, um nicht gegen das neue Mehrwertsteuergesetz zu verstoßen. Die chinesischen Plattformen JD.com und Alibaba bleiben Dobler zufolge aber „das große Problem“. Sie würden keine Mehrwertsteuern und keine Recyclinggebühren zahlen und könnten günstig nach Europa liefern. Dobler fordert hier ein härteres Durchgreifen der Politik.
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