Seit Anfang des vergangenen Jahres befinden sich die USA und China im Handelsstreit. Ein wesentlicher Streitpunkt sind seither die Zölle für Importe der beiden Länder. US-Präsident Donald Trump wollte etwa die chinesische Regierung durch Strafzölle, die er auf den Import chinesischer Produkte in den amerikanischen Markt erhob, dazu zwingen, mehr amerikanische Produkte in das Land zu importieren und etwa auch den Diebstahl geistigen Eigentums zu reduzieren. China reagierte auf die Sanktionen der USA u. a. damit, die Einfuhrzölle für gezielte Länder und Produkte zu senken – ausgenommen für diverse Produkte aus den USA. Unterm Strich schnitt Trump damit also ins Fleisch der amerikanischen Wirtschaft, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt.
Diese Auswirkungen zeigen sich auch beim Marktplatzgeschäft des Online-Giganten Amazon: So meldet Business Insider mit Bezug auf einen umfangreichen Bericht des US-Börsennachrichtenportals Bloomberg, dass der Konflikt merkliche Einschnitte für Amazon-Verkäufer bedeute.
Vor allem kleine Unternehmen betroffen
Trump erhebe aktuell weitere 300 Milliarden Dollar an Zöllen, viele davon auf Konsumgüter, heißt es. Viele Drittanbieter auf Amazon beziehen jedoch ihr Inventar aus der Volksrepublik oder lassen dieses dort herstellen und seien somit direkt von den Sanktionen betroffen.
Besonders schwierig gestalte sich die Situation für Ein-Mann-Unternehmen, da sie – anders als große Firmen – Verhandlungen über die zusätzlichen Kosten durch Zölle mit ihren Lieferanten mit weniger Nachdruck führen könnten. Hierbei wäre das Verhalten der US-Regierung für ihr Geschäft nicht zuträglich: „Wir haben eine Regierung, die heute eine Sache sagt und morgen etwas anderes tut, was enorme Risiken mit sich bringt“, so eine Einschätzung von Joel Sutherland, Leiter des Instituts für Wertschöpfungsketten-Management an der University of California in San Diego, den Bloomberg bzw. Business Insider zitieren.
Amazon-Verkäufer würden sich Bloomberg zufolge darauf einstellen, dass die aktuellen Zölle anhalten, doch spiele viel Unsicherheit mit. Amazon und die USA müssten sich einigen, um die Situation zu entschärfen. Erneute Verhandlungsgespräche zwischen Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping könnte es zum G20-Gipfel am 28. und 29. Juni in Japan geben.
Auch Amazon selbst betroffen
Amazon bezieht einen Großteil seiner Einnahmen aus dem Marktplatzgeschäft durch Drittanbieter: Diese machten im Jahr 2018 58 Prozent des Gesamthandelsumsatzes aus, wie Jeff Besoz in seinem Brief an die Aktionäre in diesem Frühjahr mitteilte. Demnach müssten aktuelle bzw. zu erwartende Verluste der Verkäufer auch den Konzern durch ausbleibende Einnahmen belasten. Position zur Zollpolitik habe Amazon aber bisher nicht bezogen, so Business Insider weiter.
Allerdings: Einigen Verkäufern wolle das Unternehmen zehn Prozent mehr für mit Zöllen belegte Produkte zahlen, behaupten laut Bloomberg Insider-Quellen. „Unternehmen aller Größenordnungen entlang der gesamten Lieferkette passen sich den gestiegenen Kosten durch neue Zölle an. Wir arbeiten eng mit den Herstellern zusammen, um diese Anpassung so reibungslos wie möglich zu gestalten“ gibt das Portal eine Aussage von Amazon in einer E-Mail wieder. Andere Händler müssen die Kosten für sich ändernde Zölle jedoch letztlich entweder selbst tragen oder ihre Verkaufspreise erhöhen.
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