Eben Sermon ist seit Mai 2017 als Vice President Ebay Germany Deutschland-Chef von Ebay. Oliver Klinck verantwortet als Vice President Commercial Operations seit September 2018 das B2C-Geschäft des Marktplatzes. Wir haben mit beiden Managern über die aktuelle Strategie und künftige Themen bei Ebay gesprochen.
OnlinehändlerNews: Herr Sermon, Sie sind seit rund zwei Jahren an der Spitze von Ebay Deutschland. Das Unternehmen hat sein Sortiment in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut und versucht, mit den strukturierten Daten eine bessere Durchsuchbarkeit zu erreichen. Derweil muss sich Ebay gegen Konkurrenten wie Amazon und auch Alibaba behaupten. Wie sehen Sie Ihre Position am Markt?
Eben Sermon: Der Online-Markt ist tatsächlich sehr stark umkämpft. Aber es wird nicht einen einzelnen Gewinner über alle Zielgruppen hinweg geben. Denn diese unterscheiden sich beispielsweise nach Alter, Interessen oder auch Kaufkraft. Damit verträgt der Markt mehr Wettbewerber und wir haben uns dazu entschieden, unser Angebot entsprechend der Zielgruppen stärker zu differenzieren. So haben wir beispielsweise die Plattform Catch gestartet, die sich vor allem an jüngere, preisorientiertere Verbraucher richtet. Unser Ebay-Plus-Angebot richtet sich dagegen an die Kunden, die ein besonders komfortables Einkaufserlebnis wollen.
Trotzdem wissen viele Kunden noch immer nicht, dass inzwischen 80 Prozent der Angebote bei Ebay Neuware sind. Hier müssen wir eindeutig noch mehr machen, um für mehr Bekanntheit zu sorgen. Gleichzeitig dürfen wir aber auch unsere Wurzeln als C2C-Plattform nicht aus den Augen verlieren – schließlich handelt es sich bei 20 Prozent der Angebote auf Ebay noch um Einzelstücke oder Sammlerobjekte, die Kunden sonst nirgends finden. Und auch diese Produkte machen den Charme von Ebay aus.
Vor diesen Herausforderungen steht Ebay
Ist es das, was Ebay Ihrer Ansicht nach von anderen Wettbewerbern am Markt unterscheidet?
Eben Sermon: Das ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Händler sollten sich gleichzeitig bewusst sein, dass Ebay eben nicht selbst als Verkäufer auftritt. Wir sind ein reiner Marktplatz und unser Auftrag ist es, Händler und Kunden zusammenzubringen. Wir werden also niemals mit den Händlern auf unserer Plattform in Konkurrenz treten. Als Partner der Händler sind wir permanent bestrebt, den Verkäufern noch bessere Insights und Tools für den Verkauf bei Ebay an die Hand zu geben.
Herr Klinck, vielleicht aus Ihrer Sicht als B2C-Verantwortlicher bei Ebay: Was sind hier größten Herausforderungen, die sich ein Händler heutzutage stellen muss?
Oliver Klinck: Das sind natürlich sehr viele. Das eine ist, dass das Thema Globalisierung immer mehr zunimmt, auch wenn man das in Deutschland nicht immer hören will. Die meisten denken immer, das wären die bösen Chinesen, die in Deutschland einfallen. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit, denn es ist ja auch durchaus andersrum so. Wir sind ja die mittlerweile zweitgrößte Exportnation und die Welt wird immer globaler und transparenter. Das bietet immer mehr Möglichkeiten, unabhängig davon, wo der Verkäufer sitzt, nicht nur in seinem eigenen Land zu verkaufen. Und da gibt es ein riesiges Potenzial bei Ebay, weil wir diejenigen sind, die das Thema globales Netzwerk extrem stark vorangetrieben haben. Und das muss man den Verkäufern immer wieder ins Gedächtnis rufen: Denkt an die Möglichkeiten und nicht nur die Risiken.
Ebay hatte in der Vergangenheit, vor allem im vergangenen Jahr, immer wieder Änderungen durchgeführt, die für die Weiterentwicklung des Marktplatzes wichtig sind. Manche Neuerungen, wie etwa die inzwischen wieder zurückgezogene Änderungen bei den Bildrechten, führten zu starken Protesten von den Händlern. Wie sammeln Sie in solchen Fällen das Feedback?
Oliver Klinck: Also als reiner Marktplatz, der wir sind, haben wir eigentlich nur Kunden. Die Seller sind unsere Kunden, weil sie auf Ebay eine gute Verkaufserfahrung haben wollen, und die Buyer sind eben auch unsere Kunden. Also wir haben nicht nur auf der Endkundenseite Werte zur Kundenzufriedenheit, sondern eben auch auf der Seller-Seite. Das ist der sogenannte Net Promoter Score, den wir messen. Das ist für uns eine Zahl, die wir ständig tracken und angucken, und wenn wir etwas einführen, was nicht gut ankommt, sehen wir da sofort die Auswirkungen. Und dann fangen wir an, da sofort zu reagieren, was wir bei dem Thema eben auch getan haben.
Die Umstellung auf Adyen verläuft soweit gut
Auf Ebay wird es ja auch in Sachen Payment eine große Umstellung geben. Künftig wird das Unternehmen mit dem Payment-Service-Provider Adyen zusammenarbeiten und PayPal als exklusive Zahlungsmethode abgelöst wird. Ebay wird dann künftig als MIttelsmann bei Zahlungen auftreten. Wieso haben Sie sich dafür entscheiden?
Eben Sermon: Die Pläne, die Zahlungsabwicklungen auf der Ebay-Plattform künftig selbst zu übernehmen, sind eine der wichtigsten strategischen Initiativen für uns weltweit. Die Käufer werden dadurch eine größere Auswahl an Zahlungsoptionen haben, Verkäufer profitieren hingegen von einer einfacheren Preisstruktur und einer größeren Transparenz, was ihre Verkäufe und die Zahlungen angeht. In den USA läuft die Umstellung bereits und die Kunden in Deutschland werden wir informieren, sobald wir nähere Informationen bezüglich der Umstellung hierzulande haben.
Oliver Klinck: Es geht uns dabei auch nicht darum, PayPal oder eine andere Zahlungsabwicklung zu ersetzen. Uns geht es darum, wie wir die Zahlungsabwicklung für unsere Seller besser hinkriegen können. Denn die müssen sich bisher mit verschiedenen Setups auseinandersetzen. Und wir sehen in den USA, dass sich die Umstellung positiv auf die Seller auswirkt und deren Leben vereinfacht, da sie nur noch mit uns reden müssen und nicht mehr mit PayPal und den verschiedenen Zahlungsdienstleistern, die es in den unterschiedlichen Märkten eben gibt.
Das ist ein Auszug aus unserem Ebay Special im aktuellen Onlinehändler Magazin Q3/2019. Im vollständigen Interview sprechen wir mit Eben Sermon und Oliver Klinck über die aktuellen Trends, die den Marktplatz beschäftigen, das internationale Geschäft und die Neuerungen, die durch das neue Umsatzsteuerrecht auf die Händler zugekommen sind.
Neben diesem Interview finden Sie noch weitere spannende Themen rund um den deutschen Ebay-Marktplatz in dem Onlinehändler Magazin. Darüber hinaus erwarten Sie aber noch weitere spannende Hintergründe aus dem Online-Handel auf den insgesamt 146 Seiten: So werfen wir unter anderem einen Blick auf die DSGVO, nachdem diese vor einem Jahr in Kraft getreten ist, nehmen Alibaba und den indischen E-Commerce-Markt genauer unter die Lupe und beschäftigen uns mit dem Black Hat SEO.
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