Unter den zahlreichen Produkten auf dem Amazon-Marketplace sind auch solche aus der Neonazi-Szene zu finden. Wie Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden (ZdJ), laut Heise Online gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) angeprangert habe, würden über den Marktplatz „T-Shirts und Aufkleber vertrieben“, die „NS-Größen oder rechtes Gedankengut verherrlichen oder den Hass auf Minderheiten schüren“.
Dabei scheinen die betroffenen Marketplace-Shops von Anhängern der rechten Szene betrieben zu werden. Neben zahlreichen T-Shirts mit aufgedruckten Slogans wie beispielsweise „Auch ohne Sonne braun“, gebe es auch Propagandaschriften auf der Plattform, die als „wissenschaftliche Quellentexte“ ausgewiesen seien. Zudem sei ein Blechschild mit Hitler-Zitat und Eisernem Kreuz und Hakenlaub verfügbar – angeboten in der Kategorie „Küche, Haushalt & Wohnen“.
Es besteht „in jedem Fall Handlungsbedarf“
Schuster sieht Amazon in solchen Fällen eindeutig in der Verantwortung: „Wer solche Waren auf dem Markt verbreitet, darf sich nicht darauf zurückziehen können, dass er lediglich ‚Anbieter‘ ist und damit keine Verantwortung hat“, so der ZdJ-Präsident. Der US-Konzern habe „als eines der größten Unternehmen auf dem weltweiten Buch- und Onlinehandelsmarkt eine große moralische und gesellschaftliche Verantwortung.“
Die RND-Autoren finden für Amazon noch schärfere Worte: Der Konzern sei „der perfekte Ausrüster für Neonazis, Hitler-Verehrer, Wehrmachtsnostalgiker – und Antisemiten“, so ihre Schlussfolgerung. Zwar merken sie an, dass Amazon nicht als direkter Verkäufer auftritt, aber eben mit den Provisionen Geld verdiene. Der Zentralrat sieht „auf jeden Fall Handlungsbedarf“ und verlangt, dass Amazon und die zuständigen Behörden derartige Artikel eigenständig, aber zumindest auf Hinweis, überprüfen sollten. Gegebenenfalls sollten die Produkte aus dem Verkehr gezogen und gegen die Urheber „konsequent Strafanzeige“ gestellt werden.
Amazon könnte die Händler sperren
In jedem Fall stellen die Produkte einen Verstoß gegen Amazons Richtlinien dar. Dort heißt es: „Verboten ist das Anbieten von Artikeln, die den Nationalsozialismus oder verfassungswidrige Organisationen verherrlichen, unterstützen, gutheißen oder verharmlosen.“ Auf Anfrage der RND-Redakteure hielt Amazon sich zunächst bedeckt, reagierte laut Heise Online später aber doch: Die beanstandeten Produktgruppen sollen überprüft werden, die entsprechenden Händler könnten bei einem Verstoß gegen die Geschäftsbedingungen komplett gesperrt werden.
Ein Amazon-Sprecher erklärte auf Anfrage von OnlinehändlerNews: „Wir nehmen den Hinweis des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ernst und erkennen seine Bedenken an. Wir distanzieren uns deutlich vom Nationalsozialismus und seiner Verherrlichung.“ Die genannten Produktgruppen werde das Unternehmen „gründlich überprüfen“, wobei sich Amazon auch in diesem Zusammenhang an den Zentralrat der Juden wenden wolle. „Wir verfügen über klare Richtlinien und alle Amazon-Verkäufer müssen sich an unsere Verkaufsbedingungen halten – erlangen wir Kenntnis über einen Verstoß, ergreifen wir entsprechende Maßnahmen, die die Schließung des Verkäufer-Kontos beinhalten können.“
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