Vergangene Woche kam die Meldung, dass Ebay-Chef Devin Wenig seinen Posten aufgibt, durchaus überraschend und ohne weitere Erklärungen. Ebay kommentierte den Vorgang nicht weiter und konzentrierte sich in seiner Bekanntmachung auf Interims-CEO Scott Schenkel. Der Vorgang wird aber als Signal gesehen. Wenig soll sich zurückgezogen haben, weil sich der Fonds Elliott Management des Milliardärs Paul Singer und der Investor Starboard Financials für eine Abspaltung des Ticketportals StubHub und des Kleinanzeigengeschäfts Classifieds Group einsetzen. Es sei zum Konflikt gekommen.

Die beiden Fonds, die nur fünf Prozent der Anteile besitzen, hatten trotzdem durchgesetzt, dass man den Verkauf der Tochterunternehmen prüfen lässt, so das Handelsblatt. Ein Insider wird mit den Worten zitiert: „Damit ist jetzt der Weg frei für eine Zerschlagung“. Für StubHub könnte Ebay zwischen drei und 4,5 Milliarden Euro bekommen, Classifieds wird auf bis zu 12 Milliarden Dollar geschätzt. Am Kleinanzeigen-Geschäft soll Axel Springer interessiert sein. Das Handelsblatt geht davon aus, dass eine mögliche Zerschlagung für Ebay dramatischere Folgen haben könnte, als vor fünf Jahren, als man sich von PayPal trennte.

Reicht das Marktplatz-Geschäft?

StubHub und Classifieds machen knapp die Hälfte der Marktkapitalisierung – etwa 35 Milliarden Dollar – aus. Ohne die lukrativen Töchter bliebe nur noch das Marktplatzgeschäft und ob das angesichts der großen Konkurrenz von Amazon, Alibaba oder Rakuten reicht, ist fraglich. Es wären erhebliche Investitionen notwendig, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Gerrit Heinemann, Handelsexperte der Hochschule Niederrhein, zufolge, könnte Ebay ein Übernahmekandidat werden, sofern die Investoren nach einer Zerschlagung kein Geld in den Marktplatz stecken wollen. „Ohne eine weitere Profilierung wäre Ebay im Wettbewerb mit Spielern wie Amazon benachteiligt“. Heinemann sieht Alibaba als möglichen Interessenten, Ebay sei ein „perfekter Baustein“ für die Expansion nach Europa und die USA.

Folgen für Deutschland?

Ein anderes mögliches Szenario wäre ein großer Handelskonzern, der den Marktplatz für seine E-Commerce-Pläne nutzt. Das wäre nach einer Aufspaltung finanziell denkbar, da Ebays Unternehmenswert stark sinken würde. Einem Insider zufolge spekulieren, die aktivistischen Fonds genau darauf, so das Handelsblatt. Hier müsste man aber aufs Tempo drücken, denn die Position als lukrative Nummer zwei in vielen Märkten ist angesichts steigender Konkurrenz in Gefahr. Professor Gerrit Heinemann sieht auch im Abgang von Devin Wenig eine Schwächung des Marktplatzgeschäfts, denn Wenig „war mit seinem Umbau des Marktplatzes auf dem richtigen Weg“, so Heinemann. Wenig sei bei Händlern sehr beliebt gewesen.

Auch für Deutschland könnten sowohl Wenigs Rücktritt als auch die mögliche Abspaltung vor allem der Classifieds Group unangenehme Folgen haben. Wenig wollte, so das Handelsblatt, eigentlich in der vergangenen Woche die deutsche Zentrale von Ebay besuchen und die künftige Strategie abstimmen. Und er wollte die Classifieds Group wohl nur ungern abgeben. Zu der gehört auch Ebay Kleinanzeigen, eine sichere Bank für den Konzern und eng verzahnt mit dem Marktplatzgeschäft. Diese Verzahnung sollte in Zukunft noch wachsen. Die engere Verzahnung von globalem und lokalem Handel biete „hohes zusätzliches Umsatzpotenzial“, so Deutschland-Chef Eben Sermon.