Geht es um den Marktplatz-Handel, dann redet man in aller Regel von Amazon und Ebay. Natürlich gibt es daneben ein ganzes Füllhorn von Verfolgern, – von Real über Hood bis Rakuten – doch diese haben es nach wie vor schwer, sich gegen die Platzhirsche zu behaupten. Ins Ausland hat man dabei noch gar nicht geschaut, obwohl die Marktplatz-Landschaft in anderen Ländern teils deutlich anders aussieht als in Deutschland und der Handel über Ländergrenzen hinweg große Umsatzpotenziale bietet. In der Schweiz kommt man nicht an Ricardo vorbei, in Polen nicht an Allegro, in den Niederlanden dominiert Bol.com und Alibaba will sowieso die westlichen Märkte erobern.
In Frankreich ist, wie fast überall, Amazon das Maß der Dinge. Die Verfolger allerdings sind stark. Amazon erreicht monatlich etwa 30 Millionen Besucher, Fnac kommt auf 16 Millionen – und liegt damit auf dem dritten Platz. Erster Verfolger in Frankreich ist der hier bislang noch eher unbekannte Marktplatz Cdiscount. Cdiscount hat 20 Millionen Unique Visitors pro Monat und hat im europäischen Vergleich national den größten Marktanteil relativ zu Amazon. Auf der Dmexco war der Marktplatz erstmals mit einem eigenen Stand vertreten. Denn deutsche Händler stehen im Fokus der Franzosen.
„Eine echte Alternative“ zu Amazon
Cdiscount startete 1998, ähnlich wie der große Konkurrent aus den USA, als Online-Händler. 2011 öffnete man sich zum Marktplatz und dieser gewann seitdem rapide an Bedeutung. 40 Prozent des Umsatzes wird bereits über den Marktplatz generiert, Tendenz steigend. Mittlerweile handeln 12.000 Verkäufer über Cdiscount, die meisten davon Franzosen, aber auch etwa 500 deutsche Händler sind schon dabei. Eine Besonderheit von Cdiscount: „Wir sind der größte Marktplatz Europas, der sein Hauptquartier auch in Europa hat“, sagt Jonathan Gorges, Director of the Marketplace von Cdiscount, im Interview nicht ohne Stolz. Neun Millionen aktive Kunden hat Cdiscount, das Brutto-Warenvolumen liegt bei 3,6 Milliarden Euro.
Als einer der wenigen originär europäischen Anbieter hat es Cdiscount geschafft, ein Gegengewicht zur US-Konkurrenz zu etablieren. „Wir sind eine echte Alternative in Frankreich – nicht nur für Nutzer, sondern auch für Verkäufer.“ Und das soll in Zukunft mehr als etwa 500 Händlern aus Deutschland zu Gute kommen. Obwohl man einer der größten Marktplätze Europas sei und obwohl Frankreich ein beliebtes Exportland für deutsche Händler ist, ist Cdiscount in Deutschland noch vergleichsweise unbekannt. Seit ungefähr einem Jahr fokussiere sich der Marktplatz nun auf deutsche Händler, sagt Gorges, nun will man ungleich offensiver um diese werben.
Marketing-Offensive
Die Dmexco soll kein Einzelfall bleiben. Cdiscount will in deutschen Fachmedien werben und sich künftig verstärkt auf Messen und Konferenzen in Deutschland präsentieren, um Präsenz zu zeigen, um mit deutschen Händlern ins Gespräch zu kommen und diese von den Vorteilen des eigenen Angebots zu überzeugen. Man wolle sich von der Konkurrenz absetzen, so Gorges: „Die Basis unseres Marktplatzes sind Partnerschaften, in denen der Faktor Mensch großgeschrieben wird.“ Das sei bei der Konkurrenz oft anders, impliziert Gorges, ohne konkret zu werden. Wen er damit meint, lässt sich erahnen.
„Wir wollen gemeinsame Ziele und Aktionspläne mit den Verkäufern erarbeiten“, sagt er auch. Allein mit schönen Worten überzeugt man aber niemanden von seinem Produkt. Darum sollen deutsche Händler mit einem möglichst einfachen und barrierefreien Einstieg geködert werden. Cdiscount „verschenkt“ das erste Jahr auf dem Marktplatz. Die monatlichen Gebühren von 39,99 Euro entfallen in den ersten 12 Monaten. Außerdem gibt es das Anzeigen-Paket einen Monat gratis und einen kostenlosen Einstieg in die Fulfillment Services – drei Monate Lagerung und einen Monat Lieferung. Das, so Gorges, sollten Verkäufer zumindest ausprobieren, denn der französische Kunde hat sich an eine schnelle Lieferung seiner Bestellungen gewöhnt. Diese sei ohne das Fulfillment-Angebot kaum umzusetzen.
„Made in Germany“
Ansonsten, und das erleichtert den Einstieg in den französischen Markt, sind die Kunden den deutschen Verbrauchern nicht unähnlich. Bezahlt wird zwar am liebsten mit Kredit- oder Debitkarte und geliefert wird bevorzugt in Paketstationen – Cdiscount hat mit 20.000 Pickup-Points zusammen mit Partnern und über die Konzernmutter Casino das größte Netzwerk des Landes. Aber in den Produktvorlieben ähneln sich französische und deutsche Kunden: Technologie und Mode stehen weit oben in der Prioritäten. Der Fokus auf deutsche Händler soll aber auch mehr Varianz ins Marktplatz-Angebot bringen. Bei Technikprodukten und Möbeln ist Cdiscount bereits stark, deutsche Händler will man verstärkt mit dem Blick auf Kategorien wie Kinder- und Baby-Produkte, Spielzeug, Kleidung oder Haustierprodukte ansprechen. Man wolle mehr auf Qualität als auf Quantität setzen, es gehe nicht darum, tausende deutsche Händler anzubinden, sondern solche, die das Produktportfolio gezielt erweitern können. Das Siegel „Made in Germany“ hat in Frankreich nach wie vor einen hohen Stellenwert.
Das heißt für Gorges auch, dass man die Verkäufer, mit denen man zusammenarbeitet, generell stärken wolle und nicht zwangsläufig nur das Cdiscount-Geschäft. „Unser Ziel ist es, den Verkäufer nicht nur auf dem Cdiscount-Marktplatz zu fördern, sondern sein gesamtes Business voranzubringen. Je stärker unsere Verkäufer sind, desto stärker ist auch Cdiscount.“ Im Klartext bedeutet das, dass man den Händler Lösungen und Optimierungsoptionen auch für den eigenen Shop und das Geschäft auf konkurrierenden Marktplätzen bieten will.
Sprachbarriere?
Damit das gelingt, sollen sich Dutzende Account Manager speziell um deutsche Händler kümmern, nicht auf Französisch, sondern vor allem auf Englisch und auch in deutscher Sprache. Eine mögliche Sprachbarriere ist aber nicht auszuschließen. Eine deutsche Variante der französischen Webseite ist nicht geplant und schon gar nicht der Schritt auf den deutschen Markt. Deutsche Händler sollen über Cdiscount französische Kunden ansprechen können, die Business-Sprache werde vorwiegend Englisch sein. Um dies allerdings ein Stück weit abzufedern, arbeitet man bereits mit in Deutschland aktiven Anbietern wie Plentymarkets, Lengow, Shopify oder Prestashop zusammen. Das dürfte die Anbindung von Cdiscount erleichtern. Und auch wenn Cdiscount ein französischer Marktplatz für französische Kunden bleibt, so arbeite man bereits an „starken Partnerschaften“ mit europäischen Händlern und Marktplätzen. Hierzu wolle man „bald“ Details preisgeben.
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- Es fallen 15% Provision an. Diese werden auch (!) auf die Versandkosten gerechnet.
- Dazu können aber noch undurchsichtige weitere Gebühren kommen.
- Stornos kosten immer weitere Gebühren.
- Umsätze werden mind. 45 Tage zurückbehalten. Auszahlungen, wenn sie denn stattfinden, passieren dann zum nächsten 1., 11. und 21. des Monats.
- Rücksendeadress en müssen innerhalb von Frankreich liegen. Für Verkäufer aus Deutschland schwierig.
- EANs stimmen gerne nicht, es werden andere Produkte ganz anderer Kategorien und Hersteller verbunden. Dann wird lange rumdiskutiert und es dauert 2-3 Monate, bis - nach Beweisen meinerseits - endlich das Storno akzeptiert wird und ich KEINE negative Auswirkungen erhalte (weitere Gebühren, "put on default", Geldeinfrieren).
- dank Corona werden in Frankreich von LaPoste derzeit keine Pakete mehr ausgeliefert, die größer als 60cm sind. Stornos hierzu werden mit weiteren Gebühren gedankt.
Ich verstehe das bei CDiscount so: WIR GEWINNEN IMMER.
Werden uns wieder von dem Marktplatz trennen. Für uns ist das nichts. Heißt aber nicht, dass er für andere Verkäufe nicht bestens funktionieren kann.
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Wir wurden von einem cdiscount Business Development Mitarbeiter angeschrieben, wohlgemerkt mit einer externen Email Adresse, sprich Subunternehmen und Workpackage. Wir sind als Amazon seller tätig, so sind die auf uns aufmerksam geworden. Gelockt wurden wir durch 3-Monate keine Gebühren sowie ein super Service, wo man immer einen per E-Mail oder Telefon erreichen kann.
Jedoch nach einiger zeit könnte ich mich nicht mehr einloggen. Passwort Rücksetzen funktioniert nicht, weil keine E-Mails mit neuem Passwort ankommen. Business Development antwortet nicht auf E-Mails und geht nicht an das Telefon. cdicount Service reagierte nur auf die erste E-mail zur Passwortrückset zung indem Sie eine Anleitung zuschickten, die man ohnehin nicht braucht. Auf weitere E-Mails wartet man vergeblich.
In meinen Augen lohnt sich das ganze nicht. Bei eBay und Amazon ist das anders.
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Und vielleicht ergibt sich mal die Chance für eine Geschäftsreise ins schöne Bordeaux.
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