Chinas Rolle im E-Commerce wird durch Alibaba und Co. immer wichtiger und auch auf Amazon werden chinesische Online-Händler immer dominanter, wie jetzt eine aktuelle Analyse des US-Unternehmens Marketplace Pulse zeigt. Auch auf dem deutschen Marktplatz steigt die Zahl der China-Händler deutlich.

Das Unternehmen untersucht seit mehreren Jahren unter anderem die Herkunft der Dritthändler auf den jeweiligen Marktplätzen von Amazon. Jetzt sind zum ersten Mal chinesische Online-Händler auf dem wichtigsten Marktplatz Amazon.com in der Überzahl, schreibt Joe Kaziukenas, Gründer von Marketplace Pulse. Unter den 10.000 Top Sellern auf Amazon sind 49 Prozent in China beheimatet und nur 47 Prozent in den USA. Die Zahl der chinesische Händler ist in einem Jahr um elf Prozent gestiegen. Diese 10.000 Top-Verkäufer haben jeweils mindestens einen Jahresumsatz von über einer Million US-Dollar und würden damit einen signifikanten Anteil am Gross Merchandise Volume von amazon.com darstellen.

China-Händler dominieren Amazon in den USA

Auch wenn man die Zahl der untersuchten Top Seller vergrößert, beherrschen die chinesischen Amazon-Händler das Feld – das Kräfteverhältnis China-USA wird sogar noch deutlicher: Bei den Top 50.000 Sellern beträgt es 58 zu 37 Prozent, bei den Top 100.000 58 zu 36 Prozent. Erst wenn man eine Million der aktiven Top-Verkäufer auf Amazon ins Auge fasst, ist der Anteil der US-Händler mit 50 Prozent wieder größer als der der Anbieter aus Fernost (37 Prozent). Marketplace weist darauf hin, dass für die Analyse nur solche Top-Verkäufer einbezogen wurden, deren Geschäftsadresse zuverlässig ermittelt werden konnte. 

Amazon Deutschland: Zahl der China-Händler um 10 Prozentpunkte gestiegen

Auch auf den europäischen Amazon-Ablegern ist der Vormarsch der chinesischen Seller ähnlich. In Deutschland betrug der Anteil chinesischer Händler unter den Top 10.000 im vergangenen Jahr erst 28 Prozent – jetzt sind es 38 Prozent, wie Marketplace Pulse auf Anfrage von Onlinehaendler News miteilt. Unter den Top 100.000 haben die Händler aus Fernost mit 41 Prozent deutsche Anbieter (33 Prozent) bereits eingeholt. In Spanien beträgt der chinesische Verkäufer-Anteil unter den Top 10.000 rund 58 Prozent, in Frankreich 55 Prozent und in Italien 53 Prozent.

Die EU arbeitet gerade daran, die E-Commerce-Spielregeln bis 2021 zu verbessern und den Online-Handel stärker zu überwachen. Grund waren immer wiederkehrende Probleme, etwa mit chinesischen Produkten, die nicht den europäischen bzw. deutschen Bestimmungen genügen. Bayern hatte in Deutschland sogar einen extra Antrag über eine Haftungspflicht der Marktplätze eingereicht. Dieser Antrag wurde in einer – jedoch deutlich abgeschwächten – Form beschlossen.