Schon der einprägsame Satz von Amazon-Chef Jeff Bezos aus dem vergangenen Jahr zeigt den Trend, der sich weiter fortsetzt: „Die Drittanbieter-Händler treten uns in den Hintern. Kräftig.“ Amazon-Seller werden auf dem Marktplatz immer stärker und sind mittlerweile für rund 60 Prozent des Gross Merchandising Volume (GMV) auf dem Online-Marktplatz verantwortlich, wie eine Analyse von Marketplace Pulse zeigt. Mit dem GMV wird der Gesamtverkaufswert für Waren bezeichnet, die über einen Marktplatz in einem bestimmten Zeitraum verkauft werden. Die Analyse basiert auf Schätzungen anhand offizieller Zahlen von Amazon.

Amazon-Seller steigern GMV-Anteil um 26 Prozent

Das GMV auf dem Amazon-Marktplatz beträgt im Jahr 2019 insgesamt rund 335 Milliarden US-Dollar. Das GMV im Jahr 2019 ist im Vergleich zu 2018 um 21 Prozent gestiegen. Der Anteil von Amazons Eigengeschäft beträgt dabei 135 Mrd US-Dollar – die Dritthändler haben rund 200 Mrd. US-Dollar erwirtschaftet und damit rund 40 Mrd. mehr als im Vorjahr, eine Steigerung um 26 Prozent. Amazons Eigengeschäft auf seinem Marktplatz stieg hingegen nur um 15 Prozent.

Anteil der Dritthändler hat sich seit 2009 verdoppelt

Noch deutlicher wird der Trend, wenn man die vergangenen zehn Jahre betrachtet: Seit 2009 hat sich der Anteil der Drittanbieter an Amazons GMV verdoppelt. Zu Amazons Anfangszeiten im Jahr 1999 betrug der Anteil der Amazon-Seller am GMV sogar gerade mal drei Prozent. Würde man Amazon als Volkswirtschaft betrachten, so wäre der E-Commerce-Riese mittlerweile auf Platz 50 aller Länder und unter anderem vor Katar, so Marketplace Pulse.

AMZ GMV 1

Das schwierige Verhältnis von Amazon und seinen Händlern

Die schwierige Doppelrolle von Amazon als Marktplatz-Betreiber und Online-Händler bleibt allerdings weiter im Fokus. In Deutschland hat das Bundeskartellamt im vergangenen Sommer ein Verfahren abgeschlossen und Amazon unter anderem zu einigen Änderungen im Umgang mit seinen Händlern bewegt, das Verhältnis zu den Drittanbietern bleibt jedoch schwierig, wie Amazon Watchblog kommentierte. 

Darüber hinaus arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium derzeit an einem Gesetzentwurf zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), mit dem das deutsche Kartellrecht an die Digitalisierung und Datenwirtschaft angepasst werden soll. So soll das Bundeskartellamt bei einem Missbrauch der Marktmacht durch Amazon und Co. künftig gezielter agieren können. Bis zur Umsetzung werden aber vermutlich noch Jahre vergehen.