Das Coronavirus hat längst massive Auswirkungen auf die Wirtschaft und trifft auch den größten Online-Marktplatz der Welt, Amazon. Nachdem Business Insider eine interne E-Mail zugespielt wurde, derzufolge Amazon damit begonnen habe, Waren einzulagern, hat Amazon den Vorgang mittlerweile bestätigt. Bei einigen seiner Zulieferer habe Amazon außerplanmäßige Bestellungen aufgegeben, um das Inventar an Produkten aus China aufzustocken, da man sich für „mögliche Unterbrechungen der Lieferketten angesichts der globalen Vorgänge ausgehend aus China“ rüsten wolle, heißt es in der E-Mail.

Amazon will also handlungsfähig bleiben, sofern der Nachschub aus China eingestellt wird. Der Konzern habe für mehrere Wochen vorgesorgt und hat den Zulieferern sogar Liefer-Vergünstigungen zugestanden – Hauptsache, die Produkte werden auf die Reise geschickt, solange es noch geht. Aktuell gebe es keine Behinderungen für den laufenden Betrieb, wie Amazon gegenüber Reuters mitteilte.

Größeres Problem für Marktplatz-Händler

Um die „Einkaufserfahrung und Verkäufer-Performance sicherzustellen“, hat Amazon auf seiner chinesischen Webseite zudem Hinweise für Dritthändler veröffentlicht, um auf den möglichen Einfluss des Coronavirus auf den Markt vorbereitet zu sein. Denn die Probleme, vor denen Amazon steht, betreffen auch und vor allem die Marktplatzhändler. Mindestens 40 Prozent der Händler auf dem US-amerikanischen Amazon-Marktplatz kommen aus China, so Mashable. Nach dem chinesischen Neujahr waren aber viele Fabriken im Land nicht in der Lage, die Produktion wieder aufzunehmen. Denn viele Mitarbeiter konnten oder wollten nach den Feiertagen nicht zurück an ihren Arbeitsplatz, etwa wegen Reisebeschränkungen oder lokaler Vorschriften.

Für einige Händler war es bisher Glück im Unglück, dass ohnehin die chinesische Neujahrspause anstand. Für zwei Wochen bis drei Wochen gebe es quasi sowieso keinen laufenden Betrieb, die Produktion werde regelrecht eingestellt, erklärt ein Amazon-Händler bei Reuters. Daher lagere man um diese Zeit ohnehin mehr Produkte als gewöhnlich aus China ein, um den Zeitraum zu überbrücken. Aber auch dieses Extra-Inventar werde bald aufgebraucht sein.

Für KMU könnte sich das als existenzgefährdend herausstellen, denn wer kein Angebot hat, kann bei Amazon auch nicht verkaufen. Im Amazon-Algorithmus profitiert man aber eigentlich gerade von kürzlichen und aktuellen Verkäufen. „Ausverkauft zu sein ist der schnellste Weg, das zu zerstören“, sagt ein Händler gegenüber Reuters. Das große Problem: Engpässe, Embargos oder Extra-Zölle sind berechenbar und meist zeitlich befristet. „Das Coronavirus ist etwas völlig anderes – wir kennen einfach die Auswirkungen noch nicht“, sagt ein Händler aus Chicago.