Die niederländische Online-Apotheke DocMorris ist bisher mit den stationären Apotheken in Deutschland nicht wirklich warm geworden. Nun hat das Unternehmen allerdings angekündigt, sich zu einem Marktplatz wandeln zu wollen. Davon sollen auch die stationären Apotheker profitieren können, da DocMorris ihnen die Möglichkeit bieten will, ihre Medikamente auch über den Online-Kanal zu vertreiben.
Patienten sollen demnach auf der Plattform E-Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente einlösen können. Wie die Internet World berichtet, können die Medikamente dann nach Hause geliefert oder aber in der gewünschten Apotheke vor Ort abgeholt werden. Die E-Rezepte sollen ab 2021 eingeführt werden.
DocMorris will auf Rabatte verzichten
Ein weiteres Friedensangebot an die stationären Apotheker dürfte der künftige Umgang mit Rabatten auf verschreibungspflichtige Medikamente sein: Die Online-Apotheke steht vor allem für seine Preisnachlässe in der Kritik. DocMorris-CEO Olaf Heinrich erklärte nun gegenüber dem Handelsblatt, dass das Unternehmen hier anders vorgehen wolle: „Beim E-Rezept, welches über den Marktplatz kommt, verzichten wir auf den Bonus auf verschreibungspflichtige Arzneimittel.“
Als ausländisches Unternehmen hat DocMorris die Möglichkeit, seinen deutschen Kunden Rabatte auf Medikamente anzubieten. Deutschen Apothekern ist das aber aufgrund der Preisbindung untersagt – das war der Zündstoff für einen langen Streit zwischen der Online-Apotheke und seiner stationären Konkurrenz. Durch die neue Herangehensweise auf dem geplanten Marktplatz könnte sich die Lage allerdings entspannen.
Apotheker fürchten, ins Hintertreffen zu geraten
DocMorris will seine Plattform den deutschen Apothekern aber nicht kostenfrei zur Verfügung stellen: Wie bei anderen Marktplätzen üblich, werden Gebühren für die Nutzung der Plattform fällig. Im Gegenzug will der niederländische Anbieter den deutschen Apothekern aber umfangreiche Leistungen bieten, nicht zuletzt die technische Bereitstellung der E-Rezept-Lösung.
Doch gänzlich entspannt ist die Lage nicht: Die Apotheker fürchten dem Handelsblatt zufolge, dass DocMorris die Plattform zum eigenen Vorteil nutzen und Kunden abwerben könne. „Es klingt zwar nach einem feinen Zug, dass Doc Morris bei verschreibungspflichtigen Arzneien auf Boni verzichten will. Aber man wird sich sicherlich Alternativen für die eigene Rendite suchen, entweder durch versteckte Werbemaßnahmen auf der Plattform oder hohe Gebühren für die teilnehmenden Vor-Ort-Apotheken“, so ein hochrangiger Vertreter der deutschen Apotheken.
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