In der Reihe „Ama-Zone“ grübelt Tina Plewinski über die vielfältige Welt von Amazon: über Vor- und Nachteile des Online-Riesen, neue Entwicklungen, trendige Hypes, die unablässigen Machtbestrebungen des Konzerns und – im aktuellen Teil dieser Reihe – über Amazons neue Luxusplattform.

Amazon hat eine neue Luxusplattform für Mode gestartet. Das ist jetzt eigentlich keine super-große Sache. Schließlich ist bereits bekannt, dass Amazon jedes Fitzelchen offenes Potenzial nutzt und in alle erdenklichen Richtungen expandieren will. Und im Luxusbereich dürfte zudem durchaus noch einiges Potenzial herumliegen.

So weit, so gut. Umso erstaunlicher ist jedoch, dass Amazon die Luxusplattform ohne Pauken und Trompeten an den Start gebracht hat. Auf der deutschen Presseseite findet sich kein Eintrag dazu. Ist auch okay, schließlich hat das Portal aktuell auch noch keine deutsche Schwestern-Variante. Doch selbst auf der US-amerikanischen Presseseite von Amazon sucht man vergeblich nach einem entsprechenden Verweis.

Neue Marke für Luxus

Nun. Da die Plattform selbst auch keinerlei Verweis auf das Betreiberunternehmen Amazon gibt und unter dem recht gewöhnungsbedürftigen Namen „VRSNL“ geführt wird, ist diese Abgrenzung offensichtlich gewollt. Und das wiederum könnte seine Gründe haben.

Amazon ist zwar dafür bekannt, alle möglichen Produkte aus allen erdenklichen Kategorien anzubieten und quasi keine Kundenwünsche offenzulassen – Haushalt, Technik, Bücher, Medien … alles kein Problem. Aber als Luxusanbieter hat sich Amazon wahrlich noch nicht positionieren können. Und daher dürfte die Schaffung einer neuen Marke vonnöten geworden sein.

Zu bedenken ist hier sicher auch, dass es wahrscheinlich viele Markenhersteller und Luxusmarken gibt, die Amazon nicht als geeignetes Umfeld mit dem nötigen Luxus-Faktor betrachten, um ihre Produkte adäquat platzieren zu können.

VRSNL – ein luxuriöser Testballon von Amazon?

Nach Angaben des Modeportals FashionUnited wird der Name „VRSNL“ wie „versional“ ausgesprochen. Für den deutschen Markt dürfte sich diese Bezeichnung kaum eignen. Hierzulande mutet sie zunächst weder natürlich noch eingängig an. Und das ist für eine Positionierung im Markt eine denkbar schlechte Voraussetzung.

Auf der anderen Seite richtet sich die Luxusplattform eben auch nicht an jedermann, sondern an eine erlesene (finanzkräftige) Gruppe von Käufern, die sicher auf Exklusivität und eine gewisse Nicht-Alltäglichkeit stehen. Und diese ist mit dem ungewöhnlichen Namen definitiv gegeben.

Zumindest mit namhaften Luxusmarken wie Alexander McQueen, Burberry, Dolce & Gabbana, Jimmy Choo, Moschino, Stella McCartney oder Versace hat sich Amazon inhaltlich gut aufgestellt. Und dass Amazon gut darin ist, Dinge zu vermarkten, weiß man auch. Und vielleicht sollte man es auch als eine Art Testballon sehen, den Amazon zum Fliegen gebracht hat, um erst einmal auszuprobieren, wohin die Luxusreise gehen könnte.