Im US-Bundesstaat Massachusetts stehen aktuell sechs hochrangige Ex-Mitarbeiter von Ebay, darunter der ehemalige Sicherheitsdirektor des Unternehmens, vor Gericht. Sie sollen zwei Journalisten, die einen E-Commerce-Newsletter herausgeben, bedroht und eingeschüchtert haben. Den Angeklagten droht nun eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. 

Opfer haben sich kritisch gegenüber dem Marktplatz geäußert

Wie The Verge schreibt, sollen die ehemaligen Ebay-Mitarbeiter James Baugh, David Harville, Stephanie Popp, Brian Gilbert, Stephanie Stockwell und Veronica Zea ein Ehepaar belästigt haben, das sich in ihrem Newsletter kritisch gegenüber Ebay geäußert hätte. Laut der eidesstattlichen Erklärung soll das Team versucht haben, die negative Berichterstattung im Newsletter sowie die Beleidigungen eines anonymen Kommentators zu unterdrücken.

Dafür hätten die Angeklagten Mitte 2019 einen Plan entwickelt, um die Herausgeberin des Newsletters und ihren Ehemann einzuschüchtern. Sie richteten anonyme Twitter-Accounts ein, um Beleidigungen und Drohungen an das Ehepaar aus Massachusetts zu senden. Später verschickten sie per Post unter anderem eine Schweinemaske, eine Schachtel Kakerlaken, Fliegenlarven und lebende Spinnen sowie Pornografie, ein Buch über das „Überleben des Verlustes eines Ehepartners“ und einen Trauerkranz. Zudem sollen sie das Blogger-Ehepaar vor ihrem Zuhause in Massachusetts überwacht haben.

Ebay distanziert sich von den Geschehnissen

Ebay distanziert sich von dem Verhalten der ehemaligen Mitarbeiter. In einem Statement erklärt der Marktplatz, dass man im August 2019 von den Strafverfolgungsbehörden über die verdächtigen Aktionen seiner Mitarbeiter informiert wurde. Der Marktplatz habe sofort eine umfassende Untersuchung eingeleitet und als Ergebnis daraus im September 2019 alle beteiligten Mitarbeiter, einschließlich des ehemaligen Chief Communications Officers des Unternehmens, entlassen.

„Ebay hat diese Vorwürfe von Anfang an sehr ernst genommen“, heißt es vom unabhängigen Sonderausschuss, der vom Ebay-Verwaltungsrat gebildet wurde, um die Untersuchung des Unternehmens in dieser Angelegenheit zu beaufsichtigen. „Ebay toleriert diese Art von Verhalten nicht. Ebay entschuldigt sich bei den betroffenen Personen und bedauert, dass sie diesem Verhalten ausgesetzt waren. Ebay hält seine Mitarbeiter an hohe Verhaltens- und Ethikstandards und wird weiterhin geeignete Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass diese Standards eingehalten werden“, so im Statement weiterzulesen.

Ebay-Deutschland-Chef Eben Sermon hat sich nun ebenfalls zu den Vorfällen geäußert. Die Geschehnisse haben ihn „persönlich und Ebay als Unternehmen zutiefst erschüttert“, wie es in einem Post auf LinkedIn heißt. Er betont in dem Schreiben, dass es sich dabei um einen isolierten Vorfall handelte „und kein systemisches Problem darstellt“. Das Feedback der Partner ist Ebay immens wichtig, um auch weiterhin zu erfahren, wo der Marktplatz sich verbessern kann, so der 45-Jährige. „Gleichzeitig möchte ich allen unseren europäischen Verkäufern, unseren Industriepartnern und allen Mitgliedern der eBay-Community, die täglich mit meinen Teams arbeiten, sagen, dass der Antrieb und die Kultur des Unternehmens das sind, was sie immer waren: geprägt von unserem partnerschaftlichen Geist. Wir werden Ihnen weiterhin zuhören, aus dem, was Sie uns mitteilen, lernen und dies nutzen, um den eBay-Marktplatz für Sie weiter zu verbessern.“