Rezensionen sind ein mächtiges Werkzeug: Sie entscheiden nicht selten über Erfolg oder Misserfolg. Insbesondere auf Plattformen sind Händler daher daran interessiert, möglichst viele gute Bewertungen zu sammeln. Um dies zu erleichtern, gibt es im Internet eine handvoll Angebote. In Großbritannien flog nun der Bewertungsbetrug auf. Hintergrund ist eine Recherche der Financial Times, die zehn der fleißigsten Autoren von Rezensionen mal genauer unter die Lupe genommen hat. 

Alle vier Stunden eine fünf Sterne-Bewertung

Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, hat Amazon 20.000 Bewertungen von zehn der aktivsten Autoren gelöscht. Diese sollen kostenlose Produkte von mehrheitlich kleinen chinesischen Firmen erhalten und diese dann bewertet haben. Ein Mann soll allein im August Produkte mit einem Gesamtwert von 16.000 Euro bewertet haben. Das macht eine Bewertung aller vier Stunden. 

Weiterverkauf auf Ebay Kleinanzeigen

Die gleiche, äußerst produktive Person gab sich allerdings nicht mit den kostenlosen Produkten zufrieden. Egal ob Smartphone oder E-Scooter: Der geschäftstüchtige Rezensent bot die kostenlosen Produkte – teilweise als ungeöffnete Neuware – auf Ebay Kleinanzeigen an und soll so noch zusätzlich ein Taschengeld von etwa 20.000 Pfund (etwa 22.000 Euro) erwirtschaftet haben. 

Gegenüber der Financial Times habe der Mann zugegeben, die Produkte kostenlos erhalten zu haben und löschte danach seine Bewertungen. Die Produkte, die er weiterverkauft hat, seien Duplikate gewesen. Sechs weitere Autoren haben mittlerweile ihren Bewertungsverlauf gelöscht. Insgesamt ergab die Recherche der Financial Times, dass bei neun der zehn fleißigsten Rezensenten Auffälligkeiten zu beobachten waren. 

Amazon ist in der Zwischenzeit auch selbst aktiv geworden und hat gut 20.000 Bewertungen gelöscht. Außerdem sollen Personen, die sich auffällig verhalten, gesperrt werden.

Gekaufte Bewertungen sind auf Amazon verboten

Amazon bietet über den Service Vine zwar selbst einen Bewertungsservice an, bei dem Händler Produkttestern kostenlos Waren zur Verfügung stellen; sieht allerdings selbst nicht gern, wenn Händler irgendwo anders Rezensionen einkaufen. 

Rezensionen, die gegen eine Leistung, wie zum Beispiel kostenlose Produkte oder Gutscheine, abgegeben werden, müssen als Werbung gekennzeichnet werden. Die Bewertungen, die über das Programm Vine zustandekommen, tragen auch eine entsprechende Kennzeichnung. Bewertungen, die nicht über Vine kommen und als Werbung gekennzeichnet werden, werden in der Regel gelöscht.