Die chinesische Online-Plattform Temu ist seit einiger Zeit auch hierzulande auffällig aktiv. Für einige Händler bringt der Aufschwung des Billig-Portals jedoch nicht nur einen noch größeren Wettbewerbsdruck mit sich, sondern offenbar auch konkrete wirtschaftliche Einbußen und rechtliche Auseinandersetzungen mit Nachahmern.

Nach Angaben von Wired gebe es immer mehr Amazon-Händler, deren Produktbilder und -texte geklaut und für Angebote auf Temu missbraucht werden. Auch nachgeahmte Produkte seien demnach ein zunehmendes Problem. Im Rahmen des Berichts werden auch konkrete Beispiele von Händlern aufgeführt, die selbst aus China verkaufen und von entsprechender Piraterie betroffen sind.

Gefälschte Produkte bei Temu zum Schnäppchen-Preis

Ein Händler aus China, der Kunsthandwerksprodukte anbietet und seine Waren zur Qualitätssicherung von einer Schweizer Firma prüfen und zertifizieren ließ, hat demnach gefälschte Versionen von zwei seiner meistverkauften Produkte bei Temu gefunden. Diese gefälschten Angebote trugen demnach dieselben Bilder, die er persönlich aufgenommen und nach der besten Conversion-Rate getestet hatte, sowie seine Produktbeschreibungen und auch dieselben Schlüsselwörter – und sie waren überdies 30 Prozent günstiger. 

Seine eigenen Verkäufe der betroffenen Produkte seien im letzten Monat um mehr als 20 Prozent eingebrochen. „Er kann nicht mit Sicherheit sagen, dass der Rückgang mit den Temu-Listings zusammenhängt, vermutet aber, dass es einen Zusammenhang gibt“, heißt es bei Wired weiter.

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Betroffene Händler berichten ähnliches

Darüber hinaus wird von Dutzenden weiteren Fälle berichtet, die Wired untersucht habe und bei denen sich Piraterie-Anschuldigungen zu bestätigen scheinen. Auch auf verschiedenen Online-Plattformen wie etwa Douyin, einer chinesischen TikTok-Version, oder der Lifestyle-Plattform The Little Red Book (xiaohongshu) hätten sich mittlerweile viele Amazon-Händlerinnen und -Händler zu Wort gemeldet und von kopierten Listings beziehungsweise Produkten und plötzlichen Umsatzrückgang berichtet.

Einige betroffene Händler hätten bereits Kontakt mit Temu aufgenommen und Beschwerden eingereicht, jedoch bislang ohne Erfolg. Die Einleitung rechtlicher Schritte sei zwar grundsätzlich möglich, allerdings dürften insbesondere drohende Kosten eine Hürde gerade für kleinere Unternehmen darstellen.

Preiskampf mit Amazon: Temu soll Druck auf Händler ausgeübt haben 

Während sich Temu selbst nicht zu den potenziellen Piraterie-Vorfällen geäußert haben soll, habe Amazon über eine Sprecherin Handlungsempfehlungen für betroffene Händlerinnen und Händler ausgesprochen. „Wir verurteilen diese Art krimineller Aktivitäten aufs Schärfste“, wird Mira Dix zitiert. Unternehmen und Marken, die glauben, dass Teile ihrer Amazon-Angebote, wie etwa Bilder oder Produktinformationen, unrechtmäßig kopiert „und zum Verkauf rechtsverletzender Produkte an anderer Stelle verwendet werden“, wird empfohlen, sich an die zuständige Abteilung für Fälschungskriminalität zu wenden.

Vor wenigen Monaten war Temu bereits in die Kritik geraten, als der Marktplatz im Zuge seiner US-Expansion mit aggressiven Preisnachlässen auftrat. Dabei, so die Vorwürfe von Wired weiter, hatte die Plattform „Verkäufer in seiner eigenen Lieferkette unter Druck gesetzt“. Ziel sei es dabei gewesen, deren Preise zu drücken, um die Preise des Konkurrenten Amazon unterbieten zu können.

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