Erst Temu, dann Shein: Die beiden chinesischen Marktplätze, die sich hierzulande mit ihren günstigen Produkten an steter Beliebtheit erfreuen, wurden beide mit Erfolg vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) abgemahnt. Beide Portale unterschrieben Unterlassungserklärungen und haben nun die Pflicht, irreführende Geschäftspraktiken – beispielsweise manipulative Designs oder fehlende Angaben im Impressum – zu entfernen. Bei Verstößen kann die Verbraucherschutzorganisation eine Vertragsstrafe fordern. 

So weit, so gut – doch ausreichend sei dieses Vorgehen noch nicht, meint der Geschäftsführer des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH: „Die Probleme des unfairen Wettbewerbs sind damit nicht gelöst“, erklärte er laut dpa/fashionunited.

Qualitäts- und Nachhaltigkeitsansprüche werden nicht erfüllt

Zwar greife der Digital Services Act für die Plattformen – und mit ihnen entsprechende Verbraucherschutzregelungen. Doch: „Bei Temu und Shein müssen hinsichtlich Sicherheit und Nachhaltigkeit die gleichen Standards gelten wie bei anderen Anbietern innerhalb der EU“, führt Kai Hudetz aus. „Das Kernproblem bleibt, dass über diese Plattformen Waren zu extrem niedrigen Preisen angeboten werden, die zumindest in Teilen nicht unseren Anforderungen an Qualität und Nachhaltigkeit genügen.“ Dabei bemängelt der Handelsforscher unter anderem fehlende Zertifikate. 

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Vor allem wegen der günstigen Angebote sind die Shopping-Portale bei den Verbraucher:innen angesichts der weiterhin angespannten Wirtschaftslage beliebt: Die Hälfte kaufe bei Temu und Shein Waren, die sie sich sonst nicht leisten könnte – und 43 Prozent kaufen dort vor allem, seit die Inflationsrate im vergangenen Jahr stark gestiegen sei, ergab eine repräsentative Umfrage des Handelsinstituts. Dennoch gibt es Bedenken bezüglich der Qualität: 62 Prozent der Befragten sorgen sich, dass sie minderwertige Produkte erwerben. Demgegenüber hätten 54 Prozent positive Einkaufserlebnisse, allen voran die jüngere Generation. 

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