Es sind bewegte Zeiten für Ebay Deutschland: In diesen Tagen wird der Marktplatz 25 Jahre alt, im März hat Dr. Saskia Meier-Andrae den Chefposten von Ebay Deutschland übernommen und seit Ende Mai tourt das Unternehmen wieder durch Deutschland, um in den Austausch mit den Händler:innen zu gehen. In Leipzig haben wir Meier-Andrae zum Interview getroffen, um über die ersten 100 Tage bei Ebay, über Pläne für die Zukunft und die Fokus-Themen zu sprechen, die sie auf dem Tisch hat.

Innovation trifft Menschen

OHN: Du bist ja jetzt noch nicht ganz 100 Tage da, aber ein Fazit lässt sich bestimmt bereits ziehen. Wie war denn dein Start bei Ebay Deutschland?

Saskia Meier-Andrae: Es war echt super! Was mir als erstes aufgefallen ist, ist die tolle Unternehmenskultur. Und genau das ist es, was ich persönlich suche. Nämlich smarte Leute, energiegetriebene Leute. Leute, die etwas bewegen wollen und die dabei hochgradig kollaborativ sind. Das heißt, das ist ein Umfeld, in dem ich mich sofort willkommen und zu Hause gefühlt habe.

Jeder kennt Ebay, jeder hat eine Sicht auf Ebay von außen. Das ist ein wahnsinnig gestandenes Unternehmen, das seit 25 Jahren am Markt ist. Was mich erstaunt hat: Trotz dessen, wie innovationshungrig und agil das Unternehmen ist, ist es getrieben durch die Menschen. Und durch die Themen Sicherheit und Vertrauen. Was gerade derzeit, auch was die Marktplätze betrifft, enorm wichtig ist.

Ist Ebay auf dich zugekommen oder bist du auf Ebay zugegangen?

Wir haben uns gefunden (lacht). Oliver (Klinck, Anm. d. Red.) hat einen Nachfolger gesucht. Ich wollte mich neu orientieren. Und somit hat das ganz glücklich gepasst.

Der Ebay-Dreiklang

Die Schlagzeilen sind zurzeit geprägt von Temu, von Shein, von chinesischen Konkurrenten, die den Markt in Deutschland sehr kräftig aufmischen. Du kommst also in einer herausfordernden Zeit zu Ebay. Wie sehr musstest du überzeugt werden, diesen Job anzunehmen?

Ich war sehr schnell überzeugt. Ich habe es so gesehen: Ebay ist eine Ikone der Digitalkultur, ist eine starke Nummer zwei (in der deutschen Marktplatzlandschaft, Anm. d. Red.), ist hochprofitabel. Natürlich hat auch Ebay noch viele Sachen, die es besser machen kann. Das heißt, all das ist ein wahnsinnig gesundes Geschäftsmodell mit vielen Möglichkeiten, in einem komplexen Umfeld, was ich spannend finde.

Darüber hinaus fokussiert Ebay ein Thema, das ich auch in meinem Herzen trage, nämlich das Thema Re-Commerce. Und gerade da sehe ich noch viele Möglichkeiten. Und das ist etwas, was ich persönlich wirklich sehr mit mir verbinden kann.

Das heißt, dieser Dreiklang aus nachhaltigem Geschäftsmodell, Möglichkeiten zur Entwicklung und meinem Herzensthema Re-Commerce war für mich sehr überzeugend.

Wo siehst du Ebay denn in der deutschen Marktplatzlandschaft, abgesehen von Position zwei? Was hebt Ebay von anderen Marktplätzen ab?

Sehr wichtig ist die enge Partnerschaft mit dem Handel. Wir stehen nicht mit den Händlerinnen und Händlern in Konkurrenz und wir sind nah dran. Das ist relativ einzigartig und das finde ich wahnsinnig wertvoll. Und außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass das Thema Re-Commerce ein Alleinstellungsmerkmal von Ebay ist. Wir machen 40 Prozent unseres Umsatzes mit nicht neuer Ware. Und dabei bilden wir ein wahnsinnig breites Spektrum ab. Das geht von wiederaufbereiteter B-Ware bis hin zum Fundstück in der Garage von Oma. Das war von Anfang an Teil der Ebay-DNA und das hat der Marktplatz in den vergangenen Jahren auch ein wenig wiederentdeckt, Stichwort C2C.

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Globale Ausrichtung

Ebay will sich globaler ausrichten. Was heißt das für Ebay Deutschland?

Eine globale Ausrichtung ist eine sehr positive Sache, denn globale Ausrichtung heißt globale Expertise. Anstatt, dass jedes Land sein eigenes Süppchen kocht, haben wir bei Ebay starke globale, funktionale Expertinnen und Experten. Diese haben auch den klaren Auftrag, dass sie sich immer über die regionale Nuancierung Gedanken machen. Meine Aufgabe als Deutschland-Chefin ist es, sicherzustellen, dass all diese funktionalen, globalen Teams sinnhaft zusammenkommen und es wirklich ein einheitliches Kundenversprechen gibt, sowohl für Verkäuferinnen und Verkäufer als auch für Käuferinnen und Käufer.

Auch das globale C2C-Geschäft soll ausgebaut werden. Wie muss man sich das vorstellen?

Wir wollen sicherstellen, dass in jedem Land unser C2C-Geschäft angekurbelt wird und dass der Verkauf von C2C-Produkten, sei es innerhalb des Landes oder international, so einfach wie möglich ist. Wie relevant das ist, kommt sehr darauf an, um welche Kategorie es geht. Gerade bei Antiquitäten oder Mode kann das für die Kundschaft sehr spannend sein. Also alles, was einzigartig ist, alles, wo es eine Rarität gibt, da sehen wir, dass internationaler Zugriff unglaublich wertvoll ist.

Vielen Dank für das Gespräch!