16,4 Millionen Nutzer:innen: Deutschland größter EU-Markt für Temu

Veröffentlicht: 02.12.2024
imgAktualisierung: 02.12.2024
Geschrieben von: Ricarda Eichler
Lesezeit: ca. 2 Min.
02.12.2024
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ca. 2 Min.
Schatten von Person und Laptop vor orangenem Hintergrund mit Temu-Logo
rafapress / Depositphotos.com
In seinem ersten Transparenzbericht gibt der chinesische Online-Handelsriese endlich Auskunft zu Marktplatz-Zahlen.


Im Mai dieses Jahres wurde der chinesische Online-Marktplatz Temu von der EU als „sehr große Online-Plattform“ eingestuft und unterliegt gemäß dem Digital Services Acts (DSA) seither bestimmten Auflagen. Eine davon ist die Vorlage eines regelmäßigen Transparenzberichtes, welcher Einblicke in die Sicherheitsvorkehrungen hinsichtlich strafbarer Inhalte geben soll.

Dieser Anforderung kam Temu jetzt erstmals nach und legte einen solchen Transparenzbericht vor. Das zwölfseitige Dokument enthält Informationen zu den Moderationsmethoden, dem Schutz von geistigem Eigentum auf der Plattform sowie den konkreten Nutzer:innenzahlen innerhalb der EU.

So viele Nutzer:innen hat Temu in Deutschland

Zu den sicherlich spannendsten Zahlen des Reports gehören die Nutzer:innenzahlen. Bisher hielt Temu sich mit konkreten Daten eher zurück. In den sieben Monaten, die dem Bericht zugrunde liegen (12.07.2024 bis 31.10.2024), hatte Temu innerhalb der EU durchschnittlich 93,7 Millionen monatliche Nutzer:innen.

Deutschland liegt in Sachen Temu-Shopping dabei deutlich an der Spitze. Hier waren es im Schnitt 16,4 Millionen Nutzer:innen im Monat. Platz zwei ist Frankreich mit 12 Millionen, gefolgt von Italien mit 10 Millionen. 

Inhaltsprüfung: Mix aus Automatik und Mensch

Im Report werden sehr ausführlich die beiden Säulen der Inhaltsmoderation auf Temu aufgeführt. So werden sowohl neue Händler:innen als auch Produkte und Produktreviews in einem ersten Schritt durch automatisierte Tools geprüft. Diese Vorabprüfung wird durch eine zusätzliche Prüfung durch menschliche Moderator:innen unterstützt, falls notwendig.

Im Falle von Produkten werden die automatisierten Prüfungen nicht nur vor dem Upload durchgeführt, sondern auch nach deren Live-Gang. Dadurch sollen Versuche, die Prüfung durch nachträgliche Änderungen zu umgehen, aufgedeckt werden. Produkte, welche von Kund:innen durch die „Melden“-Funktion gemeldet werden, gehen stets direkt an das menschliche Moderationsteam.

In einem separaten quantitativen Report werden zu sämtlichen Ausführungen konkrete Zahlen nachgereicht. So wurden im Berichtszeitraum insgesamt 4.073.588 deutschsprachige Artikel rein durch automatisierte Tools freigegeben, wogegen 96.437 Freigaben durch das Moderationsteam erfolgten. Das rein deutschsprachige Moderationsteam besteht dabei aus lediglich 11 Personen.

Temus Moderationsteam unterliegt strengen Auflagen

Das mehrsprachige Moderationsteam Temus muss vor Arbeitsantritt an einem zehntägigen Training teilnehmen, gefolgt von zwei weiteren Wochen Übungseinsatz. Erst, wenn diese Maßnahmen absolviert sind, dürfen die Personen eigenständig arbeiten. Hinzu kommen regelmäßige Lehrgänge, um bei den aktuellen rechtlichen Gegebenheiten und Fachgebieten stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben. 

Markenschutz durch eigene IP-Datenbank

Um Marken zusätzlich zu schützen, führt Temu eine eigene IP-Datenbank. Markeninhaber:innen können sich in dieser registrieren und so für die Sicherheit ihrer Produkte sorgen. Automatische Tools scannen sowohl Produkttexte als auch Bilder nach Markenlogos und Namen ab, um mögliche Übergriffe zu identifizieren.

Werden Produkte eines spezifischen Shops mehrfach durch die automatisierten Prozesse oder menschlichen Moderator:innen als Verstoß gewertet, gibt es verschiedene Maßnahmen: von einer Verwarnung, Entfernung der betreffenden Produkte, Entfernung aller Produkte bis hin zum Ausschluss vom Listing neuer Produkte.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 02.12.2024
img Letzte Aktualisierung: 02.12.2024
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Ricarda Eichler

Ricarda Eichler

Expertin für Nachhaltigkeit

KOMMENTARE
7 Kommentare
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Rainer
07.12.2024

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Die Chinesen sind uns im Bereich Umweltschutz in vielerlei Hinsicht voraus. Bereits vor zehn Jahren haben Sie begonnen, massiv in den Ausbau ihres Schienennetzes zu investieren. Seit 2016 wurden beeindruckende 30.000 Kilometer Bahnstrecke neu gebaut – und das Ganze auch noch pünktlich, da es staatlich geregelt ist. Auch in der Solartechnik zeigt sich der Vorsprung: Viele Unternehmen in China haben bereits Solarpanels auf ihren Dächern installiert und decken damit einen erheblichen Teil ihres Energiebedarfs. In Deutschland hinken wir hier deutlich hinterher. Ein weiterer Punkt ist die Elektromobilität. In China sind deutlich mehr Elektroautos auf den Straßen unterwegs, die zudem zu erschwinglicheren Preisen angeboten werden. Die Regierung schafft Anreize, um die Menschen für diese Technologie zu begeistern. In Deutschland hingegen wird der Strompreis durch politische Entscheidungen in die Höhe getrieben – kein Wunder, dass sich die Elektromobilität hier nur schleppend entwickelt. Natürlich könnte man die Liste noch weiterführen. Der Unterschied in der Umweltbilanz liegt vor allem in der Größe und Bevölkerungsdichte Chinas: Mit 1,4 Milliarden Menschen und einer riesigen Industrie fallen die Emissionen zwangsläufig höher aus. Würden wir jedoch Deutschlands Ausstoß auf ähnliche Verhältnisse hochrechnen, würde schnell klar, wie vergleichsweise schlecht auch unsere Bilanz wäre.
Mr.T
03.12.2024

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Dass heisst 16,4 Millionen Vollidioten, denen Produktqualität und- Sicherheit egal sind und nach dem Motto "geiz ist geil" Hauptsache billig. Bin mal gespannt, wenn ein Temu Produkt abfackelt, wer dann den Schaden bezahlen muss. Eigentlich sollte ungeprüfter Schrott nicht versichert sein. Die EU ist zu inkompetent, diese Machenschaften zu unterbinden, China ist ja immer noch ein "Entwicklungsland". Von den fehlenden Umweltauflagen dort ganz zu schweigen. Lieber ein Verbrennerverbot.
Burki
03.12.2024
wieviel Prozent der in Deutschland verkauften Produkte im gesamten Örtlichen- und Onlineverkauf werden in China und sonstigen asiatischen Raum hergestellt ?
Ralf
04.12.2024
Temu ist nicht billig, es suggeriert billig zu sein. Wenn ich einen Artikel den ich hier in Deutschland produziere und in Deutschland für 3,50 verkaufe und der selbe Artikel nur in China produziert bei Temu, aber dafür eine UVP von 16 Euro hat und dann mit um die 70 % Rabatt für 4,50 dort verkauft wird, dann denkt der Kunde er hat 3viertel vom regulären Preis gespart, anstatt, dass er über 20% zu viel gezahlt hat. Ich wollte mal bei Temu bestellen, habe aber noch nichts gefunden, dass ich nicht bei Ebay, Amazon oder Onlinshops billiger bekomme. Ist dasselbe Prinzip wie mit Amazon, die Kunden vergleichen nicht und kaufen völlig überteuert. Niemand der bei Amazon käuft, vergleicht wirklich richtig, bestenfalls wird noch bei Ebay geschaut, wenn da nicht billiger kauft man es bei Amazon, obwohl es dutzende Onlineshops gibt wo es billiger ist, aber dafür ist man dann doch zu faul. Und ob die Artikel bei Temu unsicher sind, naja, bewiesen hat das noch keiner, nur behauptet, mal abgesehen von Laserpointer die einen echten Laser haben. Aber das ist ja dann auch erst recht ein Anreiz.
UST
03.12.2024

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erstaunlich wie so viele Leute auf diese Billigprodukte reinfallen können.
AnnKatrin
03.12.2024

Antworten

Eines haben die Europäer und speziell die großen Länder wie Deutschland Frankreich und Italien noch nicht ganz verstanden: ihr Geld bleibt nur im Land und kann reinvestiert werden (über die Steuern) wenn sie es denn auch hier ausgeben. Aber Demokratie heißt eben nicht nur freie Wahlen….
Ralf
04.12.2024
Was hat das mit Temu zu tun? Ist doch bei Amazon dasselbe, aber da scheint das okzu sein. Zumal bei Temu immer mehr Produkte aus Europa kommen und Amazon immer mehr aus China.