Der Online-Handel wird zunehmend durch chinesische Anbieter wie Temu, Shein und Aliexpress geprägt. Ihre Strategie, eine breite Palette von Produkten zu unschlagbar günstigen Preisen anzubieten, stellt etablierte Unternehmen vor immense Herausforderungen. Die Folge: Ein immer härterer Wettbewerb um die Gunst der Kunden. Doch wie können sich Unternehmen in diesem Umfeld behaupten und ihre Marktposition stärken? Eine vielversprechende Antwort liegt im Aufbau starker Eigenmarken. Das Modell von Amazon zeigt exemplarisch, wie sich durch Private-Labels ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil erzielen lässt.
Die Verkaufsstrategien des Online-Marktplatzes Temu
Seit seiner Gründung 2022 hat insbesondere Temu stark an Popularität gewonnen und auch die mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eigenen Angaben zufolge nutzen in der EU monatlich rund 75 Millionen Einkäufer den Marktplatz. Die Kombination aus niedrigen Preisen, innovativen Marketingstrategien und einer starken Präsenz in den sozialen Medien hat dazu geführt, dass Temu in kürzester Zeit zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für etablierte Online-Händler geworden ist.
Als „Multiexperience-Plattform“ schafft Temu seinen Kunden eine nahtlose Customer Experience. Dafür nutzt die Plattform einige interessante Verkaufsstrategien:
- Customer-to-Manufacture (C2M): Temu vermittelt die Konsumenten an chinesische Hersteller, das heißt die Produkte stammen oft direkt aus der Fabrik. Dadurch kann der Anbieter seine Kosten niedrig halten und mit überzeugenden Schnäppchen locken, die oft unter einem Euro liegen.
- Gamification: Kaufanreize mit Mini-Spielen, wie zum Beispiel Glücksräder, und Gratisprodukte, sorgen dafür, dass Kunden möglichst viel Zeit auf dem Marktplatz verbringen.
- Rabatte: Kunden, die die Plattform weiterempfehlen, profitieren von Geldprämien und Rabatten – so stärkt Temu zusätzlich seine Kundenbindung und erhöht die Nutzerzahlen.
- Vermarktung: Durch die starke Eigenvermarktung, die etwa 78 Prozent des Umsatzes ausmacht, erhöht Temu seine Sichtbarkeit in den Suchergebnissen. Temu-Werbung erscheint auf allen relevanten Kanälen.
- Social Media: Darüber hinaus arbeitet der chinesische Anbieter mit Influencern in sozialen Netzwerken wie Instagram und TikTok zusammen. Ziel ist es, virale Inhalte zu schaffen, Produkte bekannter zu machen und die Reichweite zu steigern.
Dennoch oder gerade aufgrund seiner Strategien ist Temu umstritten. Kritikpunkte sind unter anderem mögliche Datenschutzprobleme, das Fehlen europäischer Zertifizierungen, wie das CE-Zeichen, lange Lieferzeiten, ethische Bedenken hinsichtlich der Arbeitsbedingungen in den Fabriken sowie manipulative Verkaufstaktiken.
Qualität statt Quantität: Branding stärken mit Private-Labels
Als global führender Marktplatz setzt Amazon mit seinen Eigenmarken (Private-Labels) ein starkes Gegengewicht zu Billiganbietern wie Temu. Während beide Marktplätze mit attraktiven Preisen locken, unterscheiden sich die Geschäftsmodelle dennoch deutlich voneinander.
Amazon-Eigenmarken werden oft als verlässlich, sicher und qualitativ hochwertig wahrgenommen, was Amazon in Deutschland einen Vertrauensvorschuss sichert. So fungiert die Plattform für deutsche Verbraucher inzwischen auch als Suchmaschine: 74 Prozent beginnen dort ihre Suche nach einem Produkt, wie eine Studie der Agentur Remazing und des Marktforschungsunternehmens Appinio aus dem Jahr 2023 deutlich macht.
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