Temu will offenbar nicht mehr nur als Billigmarktplatz Schlagzeilen machen, bei dem Produkte spottbillig sind, weil sie direkt aus den chinesischen Produktionsstandorten geliefert werden. Nachdem Temu in den USA die Lieferung mit lokalen Händler:innen erprobte und das Konzept bereits vor einigen Monaten auch in Großbritannien testete, werden mittlerweile nach und nach wichtige Märkte nachgezogen.
Mit dem sogenannten „Local-To-Local-Modell“ sollen vor allem die Lieferzeiten massiv verkürzt werden. Wenn Produkte direkt aus China kommen, dauert der Versand ein bis zwei Wochen. Über lokale Händler:innen kann Temu, genau wie die Konkurrenz, innerhalb weniger Tage liefern.
Lokale Partner vor China-Lieferungen
Gegenüber Retail-News erklärt Temu, dass man künftig 80 Prozent des Gesamtumsatzes in Europa über das Local-To-Local-Programm abwickeln will. In Deutschland, aber auch in Österreich, Frankreich, Italien oder Spanien, können Kund:innen bereits Produkte mit den Labels „Lokales Lager“ oder „Store mit schneller Lieferung“ wählen. Damit soll eine Lieferung innerhalb weniger Tage garantiert werden.
Begonnen hat Temu das Konzept vor allem für große oder sperrige Artikel, die lokal eingelagert werden und damit weniger Versandkosten verursachen. Wenn wirklich ein Großteil aller Lieferungen lokal oder regional abgewickelt werden soll, wird es dabei aber nicht bleiben. Um genug Partner für die Pläne zu finden, investiert Temu derzeit stark in die Seller-Akquise.
Neue Werbemöglichkeiten für Händler:innen
Dazu passt auch, dass Temu begonnen hat, Werbeflächen für Händler:innen anzubieten. Ähnlich wie bei anderen Marktplätzen haben Seller damit die Möglichkeit, Produkte durch bezahlte Anzeigen prominenter zu platzieren. Getestet wird das laut The Information derzeit in den USA. Mit dieser Strategie will Temu nicht zuletzt die eigene Rentabilität steigern.
Da damit allerdings auch potenziell höhere Kosten auf Händler:innen zukommen, wenn sie ihre Produkte im breiten Angebot auf Temu besser platzieren wollen, bleibt abzuwarten, wie erfolgversprechend Temus Pläne sind. Denn um das lokale Modell wirklich lukrativ zu betreiben, braucht Temu die Händler:innen. Und die wollen letztlich vor allem eines: Geld verdienen und nicht ausgeben.
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