Geht die Billigstrategie von Temu auf? „Nur indem Temu seine Verkäufer ermutigt, die Rechte am geistigen Eigentum anderer zu verletzen und gefälschte oder minderwertige Waren zu verkaufen, kann es hoffen, die massiven Verluste, die es anhäuft, zu minimieren“, kritisierte Shein kürzlich in einer Urheberrechtsklage gegen Temu.
Der Erfolg scheint dem Marktplatz allerdings recht zu geben, wenn man jüngsten Zahlen glauben darf: Der Mutterkonzern der Shopping-Plattform – die PDD Holding mit Sitz in Shanghai, zu der auch Pinduoduo gehört – meldet einen Nettoquartalsgewinn von 32 Milliarden Yuan (umgerechnet etwa vier Milliarden Euro), so u. a. der Spiegel. Dies bedeute eine Gewinnsteigerung von unglaublichen 144 Prozent. Der Umsatz sei um 86 Prozent auf knapp 100 Milliarden Yuan gestiegen. Der PDD-Aktienkurs fiel in der Folge laut IT Times trotzdem, weil Analysten sogar mit besseren Zahlen gerechnet hatten. Unklar ist, welchen Anteil Temu selbst am Ergebnis hat, grundsätzlich scheint die Strategie des Konzerns aber vorerst aufzugehen.
Besorgte Konkurrenz?
Immer wieder wird die Strategie von Temu als nicht nachhaltig kritisiert. Andreas Häntsch von Ebay geht zum Beispiel nicht davon aus, dass Temu sich langfristig in Deutschland halten könne. Damals war allerdings noch nicht klar, dass Temu auch europäische Händler:innen anbinden will.
Dass Shein den Konkurrenten schwach redet, ist erst recht keine Überraschung. Angesichts der insgesamt positiven Entwicklung von PDD wirken derartige Aussagen aber eher wie Wunschträume. Denn aktuell scheint Temu immun gegen Probleme von außen, auch wenn sich das schnell ändern könnte.
Zollbetrug und gefährliche Billigprodukte
Denn auch wenn der Erfolg für sich spricht, werden die Probleme von Temu nicht kleiner. Die Vorwürfe von Shein wegen Fälschungen und Betrug sind nur die neuesten rechtlichen Unannehmlichkeiten für Temu. Vor allem in Deutschland beschäftigt den Billigmarktplatz derzeit das Thema Zollbetrug. Der Vorwurf: Pakete werden falsch deklariert, um Zollgebühren zu sparen. Nun wird sogar gefordert, dass jedes einzelne Temu-Paket vom Zoll geöffnet werden sollte.
Darüber hinaus werden auch die Produkte selbst kritisiert, die über Temu nach Deutschland kommen: schlechte Qualität, Nachahmungen, teils giftige, extrem gesundheitsgefährdende Substanzen in den Produkten. Verbraucherschützer aus 17 EU-Ländern werfen Temu zudem manipulative Methoden vor, um Verkäufe und Umsätze zu steigern. Verschiedene EU-Mitgliedsländer wollen Temu zu wesentlichen Änderungen zwingen, weil der Marktplatz gegen den Digital Services Act verstoße. Kurzum: Auch wenn der Erfolg derzeit groß ist, die Probleme sind es ebenso.
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