EU plant Steuer für Pakete von Billigplattformen

Veröffentlicht: 21.05.2025
imgAktualisierung: 21.05.2025
Geschrieben von: Christoph Pech
Lesezeit: ca. 2 Min.
21.05.2025
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Temu-Päckchen auf dem Boden
PenguinLens / Depositphotos.com
Um die Flut von Billigsendungen einzudämmen, will die EU eine Gebühr für Pakete von Billigplattformen wie Temu und Shein einführen.


Billigplattformen wie Temu und Shein fluten die europäischen Märkte mit Ramschware und wollen ihre Bemühungen auf dem Kontinent angesichts von Trumps Zollchaos in den USA noch verstärken. Bei der Kundschaft trifft die Strategie einen Nerv, aber Zollbehörden und Paketdienste haben mit dem enorm erhöhten Paketaufkommen zu kämpfen – laut EU-Kommission sind allein im vergangenen Jahr rund zwölf Millionen Pakete täglich in der EU angekommen. Ganz zu schweigen von kleinen und mittleren Unternehmen in Europa, die die Billigkonkurrenz fürchten müssen.

Um dem Problem Herr zu werden, gibt es allerlei Ideen in der Europäischen Union. Der neueste Plan: Die EU-Kommission erwägt eine Pauschalabgabe von bis zu zwei Euro auf Bestellungen aus dem Nicht-EU-Ausland. Konkret sieht der Entwurf der Kommission, der der Financial Times vorliegt, vor, dass Artikel, die an die Lager in Europa geschickt werden, mit 0,50 Euro besteuert werden. Direktverkäufe sollen pauschal mit zwei Euro belegt werden. Damit konkretisiert die Kommission ihre Pläne aus dem Februar.

Temus Geschäftsmodell im Visier

Mit den Einnahmen, die eine solche Pauschalgebühr generieren würde, sollen die Kosten für zusätzliche Zollkontrollen gedeckt werden. Das europäische System aus Zoll und Marktüberwachung sei nie auf derartige Mengen von kleinen Einzelpaketen ausgelegt gewesen, erklärt Anna Cavazzini, Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, laut Spiegel.

Mit der Gebühr würde die EU nicht nur Einnahmen für Zollkontrollen erzielen, sie würde Temu und Shein auch direkt in ihrem Geschäftsmodell angreifen. Damit das Konzept der Billigware direkt aus der Fabrik funktioniert, müssen die Preise niedrig sein. Temu ist bis heute nicht rentabel und wird von der Konzernmutter PDD Holding querfinanziert. Legt Temu die Gebühr nicht auf die Kundschaft um, würden die Kosten des Marktplatzes explodieren. Gut möglich, dass die EU mit der Pauschalgebühr einen Hebel gefunden hat, das Problem zumindest einzudämmen.

Ärger in den USA – und jetzt in Europa

Für Temu und Shein kommen die Pläne zur Unzeit. Im größten Markt, den USA, ist aktuell nicht abzusehen, wie sich die Zölle in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln. Darum fahren die Plattformen ihre Bemühungen dort enorm herunter und investieren stattdessen verstärkt in Europa. Eine europäische Pauschalgebühr auf alle Sendungen würde das hiesige Wachstum schlagartig bedrohen.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 21.05.2025
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Christoph Pech

Christoph Pech

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KOMMENTARE
6 Kommentare
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BlueToretto
31.05.2025

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Warum wird in Bezug auf Plattformen wie Temu und Shein pauschal von Ramschware und nicht selten von Billigschrott geschrieben/geredet? Das mag auf Artikel zutreffen, von denen man einen gewissen Qualitäts- und Sicherheitsstandard erwartet, aber diese Plattformen verkaufen nicht nur z. B. Elektrogeräte. Ein Beispiel: Miniaturen für Puppenstuben und Dioramen in 1:12 werden von deutschen(!) Händlern auf deutschen(!) Websites angeboten und genau diese(!) Artikel findet man auch auf Temu und Shein. Bedeutet das, dass besagte deutsche Händler ebenfalls nur Ramsch/Schrott anbieten oder verwandelt sich diese Ware wie durch Zauberhand während des Imports durch einen deutschen Händler in etwas Hochwertigeres? Der Unterschied zeigt sich nur im Preis, da die Händler die Kosten für den Import/Aufwand selbstverständlich auf die Käufer umlegen müssen. Und nebenbei bemerkt ... wäre die Produktion in DE/EU und damit das hiesige Warenangebot ansprechender, breitgefächerter, kreativer und geschmackvoller, so müssten sich Käufer nichts im Ausland besorgen, das in DE/EU weder produziert noch angeboten wird.
ralf
22.05.2025

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Gilt dies auch für deutsche Händler die aus China importieren? Müssen diese dann auch 50 Cent pro Artikel bezahlen?
Andy
22.05.2025

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50 cent bis 2 Euro? Dann kann man es auch gleich lassen. Wie wäre es wenn bei jeder Bestellung die Originalrechnung, eine Zollerklärung und der Zahlungsnachweis dabei sein muss? Und keine Freibeträge mehr. Dann hätte sich die Flut entweder schnell erledigt oder es gäbe relevante Einnahmen an Zoll und Einfuhrumsatzsteuer.
Klaus
21.05.2025

Antworten

Zitat: "Artikel, die an die Lager in Europa geschickt werden, mit 0,50 Euro besteuert werden". Was ist eigentlich ein Artikel? Eine Flasche Wein oder ein Paket mit 6 Flaschen Wein, oder 1 Nagel oder ein Schachtel mit 100 oder 1000 Nägeln? Es sieht halt mal wieder für kurze Zeit nur so aus als ob...
Stevo
21.05.2025

Antworten

Erwägen heißt übersetzt --- dauert nur noch 10 Jahre.
cf
21.05.2025

Antworten

Mal abgesehen, dass das Beschlussverfahren erstmal 1-2 Jahre dauert, gibt es bei der EU ja dann auch immer noch Übergangsregelungen und der Geltungsbeginn ist dann irgendwann 2035....