Es sind schwierige Zeiten für Otto.de. Nach einem erfolgreichen Jahr 2023 sank der Umsatz zuletzt um 4,7 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Im März trat der für den Marktplatz zuständige Vorstand Bodo Kipper zurück. Mit einer drastischen Gebührenerhöhung zog sich Otto zudem im August den Unmut vieler Händler:innen zu. Die Probleme sollen dazu geführt haben, dass über 1.000 Partner den Marktplatz verlassen haben, wie das Handelsblatt berichtet.

Otto selbst bestreitet diese Größenordnung. Zwar sei die Zahl der Marktplatzpartner zuletzt gesunken, aber in erheblich geringerem Maße. Wegen Verstößen gegen vertragliche Vereinbarungen seien seit Juni 2024 circa 150 Kündigungen ausgesprochen worden. Gründe seien etwa mangelhafter Kundenservice und das widerrechtliche Versenden von Produkten direkt aus China. Zudem seien 40 Händler:innen vom Zahlungsdienstleister Otto Payments gekündigt worden.

Gebühren belasten die Händler:innen

Die Händler:innen kritisieren wiederum mangelnde Partnerschaftlichkeit seitens Otto. Kündigungen seien teilweise ohne Angabe von Gründen erfolgt. Eine im Vergleich zu anderen Marktplätzen hohe Retourenquote und technische Probleme auf der Plattform werden ebenfalls kritisiert. So habe ein technischer Dienstleister, der anonym bleiben möchte, die technische Kompetenz bei Otto.de infrage gestellt.

Der größte Knackpunkt für die Händler:innen dürfte aber die neue Gebührenstruktur des Marktplatzes sein. Bis August betrug die Grundgebühr 39,90 Euro und lag damit in ähnlichen Regionen wie etwa bei Amazon oder Ebay. Seit August beträgt die Grundgebühr 99,90 Euro. Die saftige Erhöhung wurde in der Händler-Community heftig kritisiert und schon zur Ankündigung im Juni erklärten viele Händler:innen, ihr Verkäuferkonto kündigen zu wollen. Neben der Grundgebühr erhöhte Otto.de auch die Provisionen in mehreren Produktkategorien.

Otto.de verweist auf Qualitätsansprüche

Der Marktplatz begründete die Erhöhungen damals wie folgt: „Seit 2022 beobachten wir eine Tendenz zum Angebot immer günstigerer, wenig hochwertiger und nicht nachhaltiger Sortimente im Markt. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf das Angebot unserer Plattform aus. So werden leider mittlerweile vermehrt Marktplatz-Produkte bei OTTO angeboten, die weder unseren Qualitätsansprüchen noch den Erwartungen der Kund:innen entsprechen, was eine Vielzahl entsprechend kritischer Rückmeldungen verdeutlicht.“

Mit den Provisionsanpassungen wolle man bewusst einen stärkeren Anreiz für Sortimente setzen, die qualitativ hochwertig sind sowie nachhaltige Kriterien erfüllen.