Kleinanzeigen, Vinted, Momox – diese drei Apps sind neben Spotify wahrscheinlich die meistgenutzten auf meinem Telefon. Ich habe in der Vergangenheit schon immer sehr gerne auf verschiedenen Plattformen verkauft, aber seit der Geburt meiner Tochter vor drei Jahren und einem großen Umzug ist es regelrecht zu einem Hobby geworden. Während meiner Elternzeit bin ich systematisch jedes Zimmer in meiner Wohnung durchgegangen und habe alles aussortiert, was nicht mehr gebraucht wurde und jeden noch so kleinen Gegenstand online verkauft. Egal ob Standlupen, Bauch-Weg-Trainer (wem wollte ich mit diesem Kauf eigentlich etwas vormachen?) oder alte und halb kaputte Fahrräder – alles landete entweder zum Verkauf oder zum Verschenken auf verschiedenen Plattformen. Nachdem die Wohnung entrümpelt war, kamen die Sachen meiner Tochter dran: zu klein gewordene Kleidung, nicht genutztes Spielzeug, Bücher. Noch heute räume ich in schöner Regelmäßigkeit nicht mehr gebrauchte Sachen aus und verkaufe sie weiter.
Trauriges Dasein der ungenutzten Schätze
Für mich ist das inzwischen zu einem liebgewordenen Hobby geworden. Es macht mich extrem glücklich, wenn neue Kleidungsstücke, die meine Tochter nur selten anhatte, weiter verwendet werden, außerdem schaffe ich Platz für Neues und der kleine finanzielle Obolus ist natürlich auch nicht zu verachten. Alles, was in meinem Haushalt nicht mehr gebraucht wird, landet innerhalb weniger Tage auf Kleinanzeigen, Vinted oder einer anderen Plattform. Entsprechend kribbelt es in meinen Fingern, wenn mir Freunde oder Nachbarn erzählen, dass sie unheimlich viele Sachen – meist die ihrer Kinder – in Abstellräumen, Garagen oder unter Betten liegen haben und nicht wissen, wohin mit dem Zeug. Auf meine Reaktion, dass es doch so viele Plattformen gibt, auf denen man Gebrauchtes wieder verkaufen kann, kommen meist die gleichen Antworten: Keine Lust oder Zeit, diese zu listen. Diese Argumente kann ich als arbeitende Mama natürlich voll und ganz verstehen, trotzdem macht es mich immer ein bisschen traurig, wenn ich weiß, dass ungenutzte Schätze irgendwo ihr trauriges Dasein fristen. Also habe ich in der Vergangenheit sehr oft und sehr vielen Leuten den folgenden – fatalen – Satz gesagt: Bring mir die Sachen doch vorbei, ich verkaufe das gerne für dich.
Für mich fühlte es sich wie eine Win-Win-Win-Situation an: Ich habe Freude am Verkaufen, andere Menschen freuen sich, günstige Dinge zu erstehen und meine Nachbarn sind ihre Sachen los. Und es lief alles auch sehr gut an. Ich bekam kistenweise Kinderklamotten aus der Nachbarschaft und jeder Verkauf gab mir ein kleines Glücksgefühl. Allerdings merkte ich schon nach wenigen Tagen, dass das ganze Unterfangen doch deutlich aufwendiger ist, als anfangs gedacht.
Das Datingprofil eines T-Shirts
Jetzt stapelten sich nämlich kistenweise Sachen in meinem Zuhause – ein Zustand, den ich ja mit meinem exzessiven Aussortieren und Weiterverkaufen stets vermeiden will. Dann müssen natürlich alle Sachen begutachtet und auf den verschiedenen Plattformen eingestellt werden. Eine unglaublich aufwendige Tätigkeit, denn schließlich braucht es neben guten Fotos auch einen ordentlichen Text, um die Sachen anzupreisen und so an den Mann oder die Frau zu bekommen. Für mich ähnelt diese Tätigkeit immer etwas dem Anlegen eines Datingprofils auf einschlägigen Seiten. Man muss viel Arbeit und Liebe reinstecken, seine Vorzüge deutlich herausarbeiten und natürlich Aufmerksamkeit erzeugen, denn als Käufer weiß ich selber: Schlechte Fotos, unzureichende Informationen oder fehlende Kommunikation sind sowohl auf Secondhand-Plattformen als auch bei Dating-Apps ein Abturner.
Und damit bin ich auch schon beim nächsten Punkt gelandet, den ich in meiner Euphorie, die gute Fee von nebenan zu spielen, komplett vergessen habe: die Kommunikation mit potenziellen Käufern. Denn hat man es erst einmal geschafft, den ganzen Berg an Kinderklamotten ansprechend online zu stellen, geht es mit den Nachrichten los: Fragen wie „Ist die Hose wasserdicht?“, „Welche Spannbreite haben die Schuhe?“, „Sind auf dem Hemd Fussel“ und „Fällt das Kleid eher klein oder groß aus?“ fluteten mit einem Mal mein Postfach. Nun ging es also daran, Kleidungsstücke herauszusuchen, auszumessen, auf Wassertauglichkeit zu testen und und und. Kommt dann der Verkauf tatsächlich zustande, freue ich mich natürlich, muss aber gleichzeitig nicht nur einen Berg von Kartons durchgehen, um etwas Passendes zu finden, sondern auch gleichzeitig die Versandkosten mit den Interessenten verhandeln, das ganze verpacken, zur Post bringen und natürlich stets den Überblick behalten, ob ich das T-Shirt jetzt von Sabine, Katrin oder Melanie bekommen hatte, um die erhaltenen 1,50 Euro auch auf das richtige PayPal-Konto zu überweisen. Denn natürlich nehme ich kein Geld für den Dienst, sondern mache es freiwillig.
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