Der Billigmarktplatz Temu hat überraschend alle Google-Shopping-Anzeigen in den USA abgeschaltet. In der Folge stürzte die Temu-App innerhalb von nur drei Tagen im App Store auf Platz 58 ab. Normalerweise rangiert Temu hier in den Top 5. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil Temu enorm von den bezahlten Anzeigen profitiert.
Temu kann es sich eigentlich nicht leisten, Anzeigen auch nur für einen Tag zu unterbrechen, wie Mike Ryan von Smarter Ecommerce darlegt, der den Einbruch bei LinkedIn analysiert hat. Das zeigt, wie abhängig Temu von seiner bezahlten Reichweite ist. Ob der Rückzug dauerhaft ist oder temporär, ist offen. Temu hat sich bisher nicht dazu geäußert.
Trumps Zölle bedrohen Temus Geschäftsmodell
Die Gründe für den Anzeigen-Stopp sind indes ziemlich klar. Donald Trumps Strafzölle von 125 Prozent auf chinesische Importe und das baldige Ende der De-Minimis-Ausnahmeregelung setzen Temu nicht nur unter Druck, sondern bedrohen letztlich das komplette Geschäftsmodell. Temu setzt auf billige Direktimporte aus China und wächst gerade deswegen so stark, weil Produkte spottbillig angeboten werden.
Wirklich Gewinn macht Temu bis heute nicht. Der Marktplatz wird von der Konzernmutter PDD stark subventioniert, um größtmögliches Wachstum des Marktanteils zu gewährleisten. Ohne Anzeigen wird dieses Wachstum nun enorm ausgebremst. Und aufgrund der Zölle wird es für Temu nicht möglich sein, Produkte weiterhin so billig anzubieten. Wenn im Zollkonflikt keine Lösung gefunden wird, dann ist Temus Geschäftsmodell nicht tragfähig – zumindest in den USA.
Temu: Jetzt erst recht in Europa?
Gut möglich also, dass sich Temu bald noch stärker anderen Märkten zuwendet. In Deutschland hat der Billigmarktplatz längst mehr als einen Fuß in der Tür. Geld für Werbeausgaben, das Temu in den USA spart, kann jetzt in Deutschland und Europa ausgegeben werden. Das ist ein Szenario, vor dem sich der deutsche Handel durchaus fürchtet.
In Großbritannien ist man bereits überzeugt davon, dass die US-Zölle zu einer Warenumleitung nach Europa führen werden, so Retail-News. Strafzölle gegen China betreffen nicht nur die USA und China. Ob das im Weißen Haus jemanden interessiert, ist allerdings fraglich.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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